• Sie freuen sich über die renovierte Glocke (hinten, v.l.): Gemeindepräsident Hans Peter Baltensperger, Fritz Steffen, Walter Liechti und Hans Gygli (Baubegleitung Umbau Schulhaus). Vorne (v.l.): Peter Hess, Präsident Kommission Um- und Neubau Schulhaus, und André Eggimann. · Bild: Barbara Heiniger

12.05.2017
Oberaargau

Die Glocke ist zurück im Schulhaus

Mit einer kleinen Feier wurde im Schulhaus Wyssachen die alte Glocke von 1909 neu revidiert im Treppenhaus aufgehängt. Damit findet sie wieder an ihren angestammten Platz zurück, welcher ihr im Jahr des Schulhausbaus von den Stiftern zugedacht war. Nach der Sanierung im Innern und dem Lifteinbau bietet das Schulhaus nun einen idealen Platz, um das kleine Prunkstück zu präsentieren.

Wyssachen · In der Festschrift «100 Jahre Wyss­achen» ist unter dem Abschnitt «Schulhausbauten» das Folgende zu lesen: «Bis zum Jahr 1908 stand das Schulhaus Wyssachengraben an der Stelle des heutigen Gemeindehauses. Im Jahr 1907 entstanden die ersten Pläne für den Bau eines neuen Schulhauses am heutigen Standort. Der Kostenvoranschlag für den Bau, ohne Land- und Quellenkauf, betrug 86 272 Franken. Bereits ein Jahr später konnte der für die damalige Zeit sehr stattliche Neubau für die fünf Klassen in Betrieb genommen werden».

«Mit Gott all Stund»
Da es zu dieser Zeit in Wyssachen noch keine Kirche gab, erhielt das Schulhaus auf der Dachkonstruktion einen Turm mit einer Uhr und vier Zifferblättern sowie einer Glocke. Diese war ein grosszügiges Geschenk, und der Stifter liess in der Glockengiesserei A, Rüetschi, Aarau, folgende Inschrift anbringen: «Zur Schulhausweihe geschenkt von Joh. Gammeter, Gutsbesitzer». Dazu steht oben im Kranz «1909 Einwohnergemeinde Wyssachen», auf der Rückseite ist der Spruch «Mit Gott all Stund» zu finden. Während vielen Jahren hat die Glocke im Schulhaus Wyss­achen die Stunden geschlagen. Doch im Laufe der folgenden Jahrzehnte wuchs die Zahl der Schulkinder, und der Schulraum wurde knapp. Auf Antrag des Schulinspektors Staub fasste die Einwohnergemeinde 1961 darum unter anderem folgenden Beschluss: «Abbruch der bestehenden Dachkonstruktion mit Turm und Aufbau eines weiteren Stockwerkes mit einem anderen Dach». Seit 1948 hatte Wyss­achen eine eigene Kirche mit einem ganzen Glockenläutwerk, und darum war das «Schulhausglöggli» nicht mehr so wichtig. Während vielen Jahren blieb die Glocke nun meist stumm. Zuerst lagerte sie auf dem Schulhaus­estrich. Bei einer Zivilschutzübung kam das gute Stück wieder ans Tageslicht und wurde geputzt und mit einem hölzernen Glockenstuhl versehen. Danach war sein Standort anfänglich im Gang des Gemeindehauses, aber aus Platznöten musste die Glocke erneut weichen und verschwand, gut eingepackt, in den Keller.
Im letzten Jahr begegnete Walter Liechti im Gemeindehaus Wyssachen der kleinen Schulhausglocke, und er hatte eine grosse Idee. Zusammen mit André Eggimann (Eggimann Zimmerei GmbH), und Fritz Steffen (Schlosserei) wurde die kleine Glocke restauriert. André Eggimann fertigte den hölzernen Glockenstuhl mit einem geschwungenen Joch an. Fritz Steffen putzte das edle Stück fachmännisch und mit viel Engagement auf Hochglanz. Zudem wurden neue Löcher gebohrt, damit die Jahrzahl nun am neuen Standort nach vorne schaut.

«Zum richtigen Platz zurück»
Mit einer kleinen Einweihungsfeier verbunden, wurde die Glocke von 1909 nach 108 Jahren erneut im Schulhaus aufgehängt. Ihre wechselvolle Geschichte dazwischen hat ihr nicht geschadet, ihr Klang tönt rein und klar. Auch wenn sie von 1961 bis 2017 stumm in Ecken stand. Der neue Standort im Schulhaus ist ideal im Treppenhaus gleich neben dem neuen Lift. Die Glocke ist gut sichtbar, aber hängt so, dass sie nicht von allen angefasst und geläutet werden kann. Dank der Initiative der drei aktiven Männer bringt sie aber in Zukunft sicher allen Betrachtern viel Freude. Auch wenn die Glocke nicht «Mit Gott all Stund» schlagen wird, erklingt ihr schöner Ton sicher ab und zu im Schulhaus von Wyssachen. 

Von Barbara Heiniger