• Polizist: Für viele noch immer ein Traumberuf, wie der Weiterbildungsanlass der Berufsfachschule Langenthal gezeigt hat. · Bild: zvg

18.01.2021
Langenthal

Die grosse Faszination des Polizeiberufes

«Die Polizei, dein Freund und Helfer», lautet ein bekannter Slogan, der nach wie vor grosse Anziehungskraft ausübt, wie ein Weiterbildungsanlass der Berufsfachschule Langenthal (bfsl) zeigt. Von 31 angebotenen Workshops stiess derjenige der Kantonspolizei Bern auf das grösste Interesse. «Das liegt wohl daran, dass in unserem ländlichen Gebiet die Polizei über ein sehr gutes Image verfügt», vermutet Marco Schell, Abteilungsleiter Berufsmaturität an der bfsl.

Er ist bei den Schülern äusserst beliebt, der jährliche Weiterbildungsanlass der Berufsfachschule Langenthal (bfsl), an dem in zahlreichen Workshops über unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten informiert wird. In normalen Jahren wird der Anlass von rund 1500 Lernenden und Schülern der Sek II-Schulen besucht. Doch in diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles ein wenig anders, wie Marco Schell, Abteilungsleiter Be­rufsmaturität bfsl gegenüber dem «Unter-Emmentaler» bestätigt: «Aufgrund der aktuellen Covid-Situation wurden die Workshops dieses Jahr online abgehalten. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren waren die Lernenden deshalb nicht vor Ort, sondern nahmen via Team-Konferenzen von zu Hause oder vom Betrieb aus teil.»

900 Teilnehmende
Auch die Anzahl Teilnehmer war nicht ganz so hoch wie normalerweise bei den Präsenzanlässen, aber dennoch nahmen rund 900 Lernende an den insgesamt 31 verschiedenen Ausbildungsgängen teil. Dabei stiess die Ausbildung zum Polizisten auf das grösste Interesse. Rund zehn Prozent aller Lernenden meldeten sich für diesen Workshop an, bei dem Peter Jenk, Gruppenchef Grundausbildung bei der Kantonspolizei Bern, interessante Einblicke in den Polizeiberuf gewährte. Auch der «Unter-Emmentaler» warf einen Blick in den Online-Workshop und lauschte den Ausführungen des Kantonspolizisten.

Ein Allrounder, der im Fokus steht
Jenk erläuterte zu Beginn, dass ein Polizist ein Allrounder sei und ein breites Aufgabenspektrum in den Bereichen Sicherheit, Verkehr und Kriminalität abdecke. Deshalb sei der Beruf auch so vielfältig, beinhalte von Diebstählen über Festnahmen bis zu Verkehrsdelikten eine äusserst breite Palette von Tätigkeitsgebieten. Gleichzeitig müsse man sich als Polizist bewusst sein, dass man sehr stark im Fokus der Öffentlichkeit stehe. Was ihn selber am meisten fasziniere, sei der Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen sozialen Milieus, erwähnte Peter Jenk. Diese Beziehungen würden sich aber nicht immer einfach gestalten, vor allem dann nicht, wenn sich diese in einem kriminalistischen Bereich abspielten. In der Folge kam er auf die Ausbildung zu sprechen. Polizist oder Polizistin werden kann, wer über eine Berufslehre oder eine gleichwertige Ausbildung sowie einen Führerausweis Kategorie B verfügt. Gleichzeitig muss man auch die Rekrutenschule absolviert oder 180 Tage Zivildienst geleistet haben. Dazu ist auch ein einwandfreier Leumund erforderlich, unter anderem bedeutet dies, keine Einträge im Straf- und Betreibungsregister zu
haben. Daneben ist eine gute körperliche Gesundheit und eine von einem Augenarzt bestätigte, gute Sehschärfe erforderlich.
Die eigentliche Polizeiausbildung dauert dann zwei Jahre, bestehend aus einem Jahr Polizeischule und einem Jahr Lehrverband (Betriebspraktikum). Nach dem Lehrverband werden die neuen Polizisten im deutschsprachigen Teil des Kantons Bern für mindestens zwei Jahre der Stationierten oder der Mobilen Polizei zugeteilt. Anschliessend arbeiten Sie weitere zwei Jahre auf der Stationierten oder Mobilen Polizei. Während dieser vier Jahre sammeln sie Praxis- und Berufserfahrung und erlangen fundierte Kenntnisse der Prozesse bei der Kantonspolizei Bern.

Vielfältige Entwicklungschancen
Abschliessend wies Peter Jenk darauf hin, dass man als Polizist über sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten verfügt. So stünden rund 120 spezialisierte Fachgebiete zur Verfügung, wie beispielsweise bei der Regionalfahndung, bei der Kriminalpolizei oder im Bereich Verkehr, Umwelt und Prävention. Zudem besteht die Möglichkeit, sich zur Führungskraft ausbilden zu lassen. «Der Polizeiberuf ist sehr breit gefächert und deshalb äusserst spannend und interessant. Polizisten erbringen täglich Dienstleistungen mit hoher Kompetenz für die Allgemeinheit», schloss Jenk seinen Vortrag.
Bleibt nur noch die Frage, weshalb der Polizeiberuf eine so magische Anziehungskraft auf junge Menschen ausübt. Marco Schell gibt zu verstehen, dass das Interesse an diesem Beruf stets sehr hoch gewesen sei. «Ich vermute ganz einfach, dass die Polizei in unserem ländlichen Gebiet über ein weitaus besseres Image verfügt als in Grossstädten», bemerkte der bfsl-Abteilungsleiter Berufsmaturität. Für viele sei Polizist immer noch ein Traumberuf, obwohl das Bild des Polizisten wegen gewissen Vorkommnissen in den Medien nicht immer positiv dargestellt werde. «Dass der Polizeiberuf in der heutigen Zeit polarisiert, ist verständlich, das heisst aber noch lange nicht, dass dadurch das Interesse an dieser Ausbildung abnimmt», bemerkte Schell. Peter Jenk weist diesbezüglich noch auf die Filmindustrie hin. «Schauen sie doch einmal, wie viele TV-Sendungen es gibt mit Polizisten, Kommissaren, Kriminalisten und Fahndern. Diese Figuren interessieren und faszinieren die Leute einfach.»

Auch Gesundheitsberufe sind gefragt
Aber auch andere Berufe stehen bei der Jugend hoch im Kurs, wie Marco Schell aufgrund der Anmeldungen für die Workshops feststellen konnte. Spezifische Ausbildungen seien im Trend, sagt er und erwähnt diesbezüglich die Sparten Betriebsökonomie, technische Berufe sowie Architektur. «Ein Renner sind nach wie vor auch Berufe im Gesundheitswesen wie beispielsweise Pflegefachleute oder Physiotherapeuten, aber auch soziale Arbeiten.» Die Tatsache, dass gerade im Gesundheitsbereich ein grosser Mangel an Fachkräften besteht, sei aber kein Widerspruch zu seiner Aussage, entgegnet Marco Schell. «Es gibt sehr viele, die sich für diese Berufe interessieren, doch die Nachfrage nach Fachleuten ist im Gesundheitswesen aktuell weitaus grösser.»

Von Walter Ryser