• Die Familie führt die «Hirsern» in zweiter und dritter Generation. Von links: Esther, Roger, Rahel, Angela und Steven Duss. · Bild: Patrik Baumann

  • Bald sind Bauernhaus und Landgasthof wieder vereint. · Bild: Patrik Baumann

15.10.2021
Oberaargau

Die «Hirsern» bildet wieder eine Einheit

Seit 1842 wird im heutigen Landgasthof Hirsern-bad in Ursenbach gewirtet. Lange waren Bauernhaus und Gasthof getrennt, nach 84 Jahren bildet die Hirsern wieder eine Einheit. Zudem blickt die Gastgeberfamilie Duss, welche das Hirsernbad in zweiter und dritter Generation führt, auf ein vielseitiges Kulturprogramm im Zelt.

Ursenbach · Einst wurde in einer Badehütte etwas abseits ein Badebetrieb geführt, welchen vor allem die Bevölkerung der Umgebung mangels eigener Bademöglichkeiten bis in die 1950er-Jahre nutzte. Bereits 17 Jahre nach der Eröffnung des Gasthauses 1842 wurden die ersten Zimmer für längere Aufenthalte angebaut und 1933 auf zwölf Zimmer erweitert.
Im Jahr darauf wurde die «Hirsern», bestehend aus Landwirtschaftsbetrieb, Gasthof und Badehaus, den Brüdern Hans und Fritz Wittwer vererbt. Während Fritz sich der Landwirtschaft annahm, führte Hans den erfolgreichen Gastbetrieb mit Stammgästen aus der ganzen Schweiz weiter. Kurze Zeit später wurden die beiden Betriebe voneinander getrennt. Während der Bauernbetrieb bis vor einigen Jahren von der Familie Wittwer geführt wurde, wechselte der Gasthof den Besitzer und kam 1976 in Besitz der Familie Duss.

Noch keine festen Pläne
«Seit das Bauernhaus nicht mehr bewohnt war, machten wir uns Gedanken, der Blick aus dem Fenster auf den leeren Garten und die welken Blumen schmerzte», erzählt Esther Duss gegenüber dem «Unter-Emmentaler». So habe sich die Familie Duss bei der Familie Wittwer erkundigt und konnte das Bauernhaus erwerben.
«Das Ackerland gehört weiterhin Wittwers, wir übernehmen ausschliesslich die Liegenschaft», erklärt Roger Duss. «Seit Ende September ist diese nicht mehr Teil des bäuerlichen Bodenrechts, was den Verkauf an uns Nicht-Landwirte überhaupt möglich machte», so Roger Duss weiter.
Wie es mit dem Haus genau weitergeht, steht noch nicht fest. «Klar, wir haben erste Ideen, wir könnten beispielsweise Mietwohnungen einbauen», sagt Esther Duss, «doch erst seit rechtlich alles geregelt ist, haben wir mit einem Architekten Kontakt aufgenommen, um das Projekt anzugehen.» Besonders freut die Familie, dass sie nach 84 getrennten Jahren Bauernhaus und Gasthof wieder zusammenführen können.

Kulturprogramm ist gefragt
Doch vorerst wird die neunte Saison des Kulturprogramms «Kultur im Zelt» die Familie beschäftigen: Im Garten steht ein grosses, stilvoll eingerichtetes Zelt, in dem in den nächsten vier Monaten nicht weniger als 20 Künstlerinnen und Künstler auftreten und die jeweils 180 Gäste mit passenden 3-Gang-Menus bewirtet werden. «Viele Künstlerinnen und Künstler wären bereits vergangenes Jahr aufgetreten», erklärt Steven Duss.
Aus bekannten Gründen wurde deren Engagement in die neue Saison verschoben. Im vielseitigen Programm sind auch Grössen wie der Mundartsänger «George» oder die vier Tenöre «I Quattro». Trotz Zertifikatspflicht kann sich Steven Duss nicht beklagen: «Unsere Gäste freuen sich auf die Anlässe und grundsätzlicher auch gelassener als vorher. Die Zertifikatspflicht wird als Sicherheit geschätzt und erste Abende sind bereits ausgebucht.»

Ruhetage kehren zurück
Auch im regulären Gastbetrieb habe sich die Zertifikatspflicht nicht negativ ausgewirkt. Die Familie blickt auf eine strenge Zeit zurück: Während dem letzten Halbjahr war der Gasthof zusätzlich an den Dienstag- und Mittwochmittagen geöffnet. «Wir konnten jeweils zwischen 45 und 60 Gäste empfangen», blickt Roger Duss zurück. Doch mit dem Start des Kulturprogramms wird im Hirsernbad dienstags und mittwochs wieder Ruhetag sein. Denn mangels Personal mussten die Familienmitglieder verstärkt selbst anpacken.
Schliesslich läuft zurzeit auch die heisse Phase des «Best of Swiss Gastro Award», zu dem das Hirsernbad zusammen mit 101 andern Restaurants nominiert wurde.

Von Patrik Baumann