• Während für die Schulen die Badi Huttwil geöffnet hat, müssen sich andere Besucher noch bis am 8. Juni gedulden. · Bild: Stefan Leuenberger

28.05.2020
Sport

Die Huttwiler Schulen haben bereits losgelegt

Schwimmbad Huttwil – Wegen den strengen Corona-Vorgaben verzichtete die Badi Huttwil bisher auf die Saisoneröffnung für die Öffentlichkeit. Diese soll nun am 8. Juni erfolgen. Die Auflagen sind schwierig. Bereits gestartet hat der Schulschwimmsport-Unterricht.

Schwimmen · Die Corona-Pandemie hat das Leben in vielen Bereichen verändert. Auch der Schwimmsport ist stark davon betroffen. Die Veränderung in den Bädern ist seit der Coronavirus-Krise eklatant. Vorerst blieben alle Schwimmanlagen – ob Hallen- oder Freibäder – für viele Wochen geschlossen. Die Wiedereröffnung nach der Corona-Schliessungszeit gestaltete sich schwierig. Auch in Huttwil. «Die vielen schönen Tage seit der ursprünglich geplanten Badiöffnung am 8. Mai tun weh», sagt Ernst Anliker, Präsident des Schwimmbadvereins Huttwil. «Wir hätten bei Normalbetrieb gerade über Auffahrt viele Besucher begrüs­sen können.»

Aufwand und Ertrag stimmen nicht
Wegen Corona ist aber alles anders. Das Schwimmbad Huttwil öffnet erst am 8. Juni die Eingangstür. «Eine frühere Öffnung wurde vom Gemeinderat Huttwil klar abgelehnt. Eine Öffnung mit den bestehenden Vorschriften hätte einfach nicht Sinn gemacht. Aufwand und Ertrag würden in keinem Verhältnis zueinander stehen», informiert Anliker. Die Vorschrift, dass das Bad nur für den Schwimmsport zur Verfügung steht und sich nur ganz wenige Personen gleichzeitig darin aufhalten dürfen, war für die meisten Schwimmbäder in der Schweiz der Grund, mit dem Saisonstart zuzuwarten. So geschehen auch in Huttwil. «Wir besprechen die weitere Lockerung und entscheiden anschliessend, wie die Eröffnung am 8. Juni erfolgen kann», sagt Ernst Anliker.

Verlagerung an den See
«Ich verstehe die Enttäuschung der Vielschwimmer und Sportschwimmer, dass sie ihre Längen bisher nicht ziehen können. Gerne würde ich ihnen dies ermöglichen.» Ernst Anliker gibt die aktuelle Situation zu denken. «Weil die Leute nicht in die Badi können, gehen sie an den See. Dort existiert kein Schutzkonzept. Die Verhaltensregeln an den Seen werden derzeit komplett ignoriert», schüttelt er den Kopf. In der Tat haben die letzten warmen Tage gezeigt, dass sich die Menschen an den Gewässern in grossen Massen treffen und sich wenig um die geltenden Abstandsregeln und Kontaktverbote kümmern. «Während wir in der Badi strengste Vorschriften umsetzen sollten», ergänzt Anliker enttäuscht.

Schulschwimmsport findet statt
Trotz allen Schwierigkeiten fand in der Huttwiler Krummacker-Badi bereits am 25. Mai eine inoffizielle Badieröffnung statt. Möglich wurde dies durch den Schulbetrieb. «Wir haben uns entschlossen, den Schulkindern den Schwimmunterricht zu ermöglichen», sagt Anliker. Diese Möglichkeit wurde bereits am ersten Tag eifrig genutzt. Viele Huttwiler Klassen – und auch schon einige aus Gondiswil – erfreuten sich am erstmaligen Schwimmspass. Es wurde darauf geachtet, dass es während dem Badi-Besuch zu keinen Klassenvermischungen kam. Die Szenen waren – in Coronazeiten – trotzdem etwas speziell. Während überall penibel auf die Schutzmassnahmen geachtet wird, sind diese in der Schule anders, lockerer. Gemäss Schutzkonzept BAG muss der Abstand zwischen Kindern bis zehn Jahren nicht eingehalten werden. Das Social Distancing fand tatsächlich nur bedingt statt, in und ausserhalb des Beckens. «Es gilt das Schutzkonzept der Schulen. Die Lehrer sind verantwortlich für die Umsetzung», sagt Anliker. «Wir stellen einzig die Badi zur Verfügung.» Fakt ist: Forscher sind sich einig, dass sich Coronaviren nicht über das chlorbehandelte Badewasser verbreiten.

Schwimmlehrerin praktisch ohne Wasserkontakt
«Die Situation ist schwierig. Was mich motiviert, ist die Freude der Kinder, bei herrlichem Wetter Schwimmen zu können», sagt Monika Berger, ausgebildete Schwimmlehrkraft der Huttwiler Erst- bis Sechstklässler. «Das korrekte Verhalten ist nicht nur für die Lehrer, sondern auch für die Kinder schwierig», gibt Berger zu bedenken. «Ich unterrichte die Schwimmlektionen nach Lehrplan, habe aber situativ notwendige Anpassungen vorgenommen», sagt Berger. «So achte ich darauf, die Kinder bestmöglich zu unterstützen, sie aber wenn möglich nicht zu berühren.» Berger gibt aber klar zu verstehen: «Ertrinken lassen würde ich natürlich niemanden. Auch während dem Schwimmunterricht sollte in der Coronavirus-Zeit mit gesundem Menschenverstand gehandelt werden», mahnt sie. Die erfahrene Schwimmerin vermisst ihr bevorzugtes Element. «Seit März bin ich selber nie mehr im Wasser schwimmen gewesen. Mein Wasserkontakt beschränkt sich auf das Hilfestehen im standtiefen Wasser beim Unterricht der Erst- und Zweitklässler.»

60 Personen gleichzeitig im Wasser
Wie der Badibetrieb in Huttwil ab dem 8. Juni genau aussehen wird, entscheidet sich mit den weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Nun müssen Blockzeiten geschaffen werden, um das Frühschwimmen, den Schulschwimmsport und den Normalbetrieb zu regeln. «Beim aktuellen Wissensstand dürften sich in der Badi Huttwil, die eine ungefähre Fläche von 1900 m² aufweist, gleichzeitig 190 Personen aufhalten. Für das Schwimmbecken mit einer Grösse von 600 m² wären damit 60 Personen gleichzeitig erlaubt, 42 im Schwimmer- und 18 im Nichtschwimmerbecken», erklärt Anliker. Die Abwicklung im Eingangsbereich, bei den Durchgängen, in den Garderoben, bei den Liegeplätzen und bei den Duschen stellt hohe Anforderungen an das Badipersonal. «Wir stehen vor einer sehr grossen Herausforderung. Der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität ist gross.» Die Freibäder müssen sich sogar überlegen, ob sich eine Saison für sie unter diesen Voraussetzungen und mit garantiert weniger Einnahmen lohnt. Dass die Huttwiler Badi wegen der Coronavirus-Krise den ganzen Sommer 2020 über geschlossen bleibt, glaubt Anliker nicht.
«Einen Vorteil hätte dies allerdings. Es könnte vorzeitig mit der Sanierung gestartet werden», findet er. Das Freibad im Krummacker setzte sich bekanntlich bei der Urnenabstimmung im vergangenen Februar gegen den geplanten Neubau im Campus Perspektiven Huttwil deutlich durch.

Von Stefan Leuenberger