• Die 10-jährige Huttwilerin Celine Krähenbühl ist in der jüngsten Altersklasse im Nachwuchshornussen von allen Knaben und Mädchen die Nummer 1. · Bilder: Stefan Leuenberger

  • Celine Krähenbühl mit der Trophäe für den Sieg im Championstich am Eidgenössischen Hornusserfest in Lützelflüh/Grünenmatt.

13.10.2023
Sport

«Die Jungs fanden das nicht so toll»

Celine Krähenbühl aus Huttwil ist eine äusserst talentierte Junghornusserin bei der HG Eriswil. Die 10-jährige Schülerin hat das «Eidgenössische» und die Meisterschaft in der jüngsten Alterskategorie gewonnen und dabei sämtliche Burschen in die Schranken gewiesen.

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Celine Krähenbühl, Hornusserin aus Huttwil

Warum hast du so viel Kraft?
Ich denke durch mein tägliches Trainig auf dem Schulweg. Weiter bin ich sehr viel draussen in der Natur.

Wie haben die Jungs am «Eidgenössischen» darauf reagiert, dass du sie alle geschlagen hast?
Ich glaube, die fanden das gar nicht so toll, was an einigen Gesichtern auch abzulesen war.

Spürst du Neid von ihnen?
Oh ja. Der Zweitklassierte, also der Sieger der Stufe I bei den Jungs, hat ganz schräg geguckt.

Gibt es auch männliche Konkurrenten oder Mitspieler, welche dir zu deinen tollen Leistungen gratulieren?
Zum Glück, ja. Meine Mitspieler der HG Eriswil freuten sich alle über meine Erfolge. Und sogar von anderen Teams kamen Spieler zu mir, um zu gratulieren.

In den Nachwuchstrainings der Hornussergesellschaft Eriswil Donnerstagabends bist du fast das einzige Mädchen. Gefällt es dir trotzdem?
Wir sind insgesamt drei Mädchen beim Nachwuchs von Eriswil. Dies hilft, gerade beim gegenseitigen Austausch, schon. Ich habe es aber mit den Jungs auch sehr gut.

Und wie läuft es in der Schule? Was passiert, wenn dir ein Junge dumm vorbei kommt?
Ich weiss mich in der Tat zu wehren. Allerdings macht es keinen Sinn «z schlegle». Ich bin viel grösser als die Jungs. Die kommen, wenn überhaupt, nur verbal auf mich los. Gehen sie auf die kleineren Mächen los, verteidige ich diese.

Im Championstich des «Eidgenössischen» hast du in der Stufe I (Jahrgänge 2013 und jünger) den Sieg bei den Mädchen geholt – und dabei wieder viel weiter geschlagen als der Sieger bei den Jungs. Ausserdem hast du dieses Jahr auch die nicht geschlechtergetrennte OZHV-Meisterschaft, die vier Runden umfasste, in deiner Altersstufe gewonnen – vor lauter Jungs. Deine grössten Erfolge?
Weil das «Eidgenössische» nur alle vier  Jahre stattfindet, ist es natürlich mein klar grösser Erfolg. Dann folgt der Sieg in der Meisterschaft. Ich freue mich aber besonders auch am Sieg im Sechserverband. Ich mag die etwas kleineren Wettmessen genauso.

Wo stehen deine Trophäen?
Ich habe in der Schule extra ein Eingericht gebastelt, damit ich meine Preise im Zimmer aufstellen und -hängen kann.

Was bedeuten dir die Erfolge?
Schon recht viel. Trete ich an, möchte ich auch gewinnen.

Warum schlägst du weiter als die Giele?
Die Technik spielt eine grosse Rolle. Ich ziehe beispielsweise meinen Stecken viel langsamer auf als die meisten Hornusser. Ich konzentriere mich total, damit das Träf dann den Nouss auf dem Bock exakt an der richtigen Stelle trifft.  Durch meine Körpergrösse habe ich den grösseren Radius als die Gleichaltrigen. Treffe ich den Nouss gut, fliegt er dementsprechend wuchtig weg – und weit.

Spätestens in der Pubertät werden die Jungs dann weiter schlagen als du, weil sich der Körperbau und die Muskelkraft verschieden entwickeln. Hast du Angst davor?
Nein, überhaupt nicht. Ich werde sicher etwas dafür tun, dass ich möglichst gut mithalten kann und deshalb nicht einfach mit dem Horussen aufhören. Ich kann mir auch gut vorstellen, später bei den Erwachsenen, also den Männern, in der Meisterschaft mitzuspielen.

Hast du dir im Hornussen langfristige Ziele gesetzt?
Nein, überhaupt nicht. Ich will diesen Sport einfach aus Freude und ohne Druck ausüben.

Dein Vater Thomas Krähenbühl ist Vize-Präsident und Junghornusser-Betreuer der HG Eriswil und selber leidenschaftlicher Hornusser. Bist du durch ihn zum Hornussen gekommen?
Durch ihn und meinen Bruder. Ich habe die beiden oft auf den Hornusserplatz begleitet und bin so automatisch reingerutscht. Im Alter von fünf Jahren habe ich dann bereits selber mitgemacht.

Du wohnst in Huttwil, spielst aber für die HG Eriswil. Wieso?
Mein Grossvater und mein Vater sowie meine Tante haben früher für die HG Huttwil-Land gehornusst. Bei der Fusion zur HG Huttwil haben alle zur HG Eriswil gewechselt. Für mich war es logisch, dass ich dort meinen Sport ausübe, wo dies auch meine Familie tut. Wir haben eine Zeit lang auch in Eriswil gelebt. Ausserdem liegt mein jetziger Wohnort luftlinienmässig gesehen näher bei Eriswil als bei Huttwil.

Was fasziniert dich an der männergeprägten Schweizer Traditionssportart?
Mir gefällt sehr, dass es in einer Teamsportart sowohl eine Team- wie auch eine Einzelwertung gibt. So habe ich die schönen Erlebnisse in einer Gruppe und das persönliche Wettmessen zeitgleich.

Im Schulturnen stehen beispielsweise Volleyball, Unihockey oder Fussball auf dem Programm. Warum übst du nicht eine solche Sportart aus?
In all diesen Sportarten fehlt mir der familiäre Flair des Hornussens. Weiter mag ich nicht für ein Meisterschaftsspiel ins Wallis reisen. Ich muss aber sagen, dass ich gerne ab und zu Fussball oder Unihockey spiele oder Skifahren gehe.

An den Wettkämpfen im Hornussen gibt es zwei Aufgaben: Das Schlagen und das Abtun. Was machst du lieber?
Ganz klar das Schlagen. Das Abtun ist manchmal ein bisschen langweilig, wenn kein Nouss kommt. Ich bin ganz vorne im Ries als «Zeigerin» tätig.

Hornussen ist auch gefährlich. Hast du noch nie Angst gehabt, von einem mit hoher Geschwindigkeit heransausenden Nouss getroffen zu werden?
Nein, bei uns ist die Schutzausrüstung Pflicht. Mich hat erst einmal ein Nouss  am Bein getroffen. Dies war aber ganz am Anfang, als ich noch unerfahren war. Ausser einem blauen «Mosen» ging es glimpflich aus.

Wieviel Zeit investierst du pro Woche ins Hornussen?
Neben dem normalen Hornussertraining mache ich ab und zu draussen ein paar Übungen. Wir haben saisonal auch einen Bock neben dem Haus aufgestellt, wo ich üben kann. Ich bin aber nicht extrem «vergiftet», was das Training anbelangt.

Was machst du sonst am liebsten in deiner Freizeit?
Ich zeichne sehr gerne. Am liebsten Tiere. Basteln tue ich auch sehr gerne. Ich mag es, kreativ zu sein. Ich gehe auch gerne mit den Katzen spazieren. Dazu brauche ich aber keine Leine. Sie kommen freiwillig mit (lacht).

Zum Schluss: Dein grösster Wunsch?
Ich würde gerne den Gymer schaffen. Ich bin gewillt, fest dafür zu lernen.