• Sandra Lambroia Groux steht vor einer neuen, anspruchsvollen Aufgabe: Sie wird Direktorin des Kantonsspitals Olten. · Bild: zvg

20.11.2019
Huttwil

Die «Knacknuss» kam schneller als erwartet

Seit drei Jahren arbeitet die Huttwiler Gemeinderätin und Präsidentin des Verbandsrats Sozialdienst Region Trachselwald, Sandra Lambroia Groux, als Leiterin Qualitätsmanagement der Solothurner Spitäler AG. Per 1. Januar 2020 wird sie die Qualität von einer noch höheren Ebene aus beeinflussen können: Sie ist die neue Direktorin des Kantonsspitals Olten.

Es ist noch nicht sehr lange her, seit Sandra Lambroia Groux mit dem CEO der Solothurner Spitäler AG ein Gespräch in Bezug auf ihre Anstellung führte. Er wollte wissen, wie sie sich ihre berufliche Zukunft vorstellen könnte. Seit vielen Jahren, in den letzten drei davon im Kanton Solothurn, hatte sie in verschiedenen Spitälern im Qualitätsmanagement gearbeitet. «Jetzt möchte ich eine Knacknuss, eine schwierige Aufgabe», sagte sie.
Über die Grösse der Knacknuss hatte sie sich nicht geäussert. Sie hatte aber auch nicht mit der Dimension gerechnet, die jetzt auf sie zukommen sollte. Ob sie die Direktion des Kantonsspitals Olten übernehmen möchte?  
Auf ein Bewerbungsschreiben verzichtete die Spitalleitung; Sandra Lambroia Groux hatte ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit lange genug unter Beweis gestellt. Es folgten mehrere Gespräche. Dann hatte das Spital in Olten seine neue Direktorin und Sandra Lambroia Groux ihre Knacknuss.
«Es wird eine anspruchsvolle Aufgabe sein», sagt sie gegenüber dem «Unter-Emmentaler».

Schöne Aufgabe, grosse Verantwortung
«Aber eine schöne, ich nehme sie gerne an.» Sie liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten und ein Umfeld zu schaffen, in welchem es allen wohl sei: «Den Patienten, die sich ja meistens in einer schwierigen Situation befinden, wenn sie ins Spital kommen, und natürlich ebenso allen Mitarbeitenden, ohne die keine Klinik funktionieren kann.» So werde es ihr auch auf Direktionsebene sehr wichtig sein, zu spüren, wie sich die Patienten im Spital Olten fühlen.
4100 Mitarbeitende zählt die gesamte Solothurner Spitäler AG; gegen 1500 von ihnen arbeiten in Olten – mehr als vergleichsweise im SRO Spital Langenthal oder im Spital Emmental. «Es ist ein Spital mit einem beachtlich grossen Angebot», freut sich die angehende Direktorin auf ihr neues Wirkungsfeld. Im Moment ist sie noch an allen vier Standorten der Solothurner Spitäler AG unterwegs.
Neu wird sie in das Direktionsbüro in Olten einziehen. Die Kontakte mit den anderen Spitälern des Kantons werden jedoch rege bleiben.
Anders als im Kanton Bern, der – allein schon aufgrund seiner Grösse – jede Spitalregion in eine eigene AG eingeteilt hat, gibt es im Kanton Solothurn für alle vier Spitäler eine einzige AG. «Das macht Sinn», weiss Sandra Lambroia Groux. «Man muss nicht viermal für ein Spital etwas ‹erfinden› oder in Gang setzen, sondern einmal für alle vier Spitäler.»
Zudem sei es einfacher, die Aufgaben im Hinblick auf die Mindest-Fallzahlen untereinander zu kanalisieren. Denn die Kantone verlangen für gewisse chirurgische Eingriffe minimale jährliche Fallzahlen, damit durch die Routine der Spezialisten die Qualität gewährleistet werden kann, «was ich persönlich befürworte», so Sandra Lambroia Groux.
Die Solothurner Spitäler AG verfüge dank ihrer Organisation über gute Voraussetzungen, diese Fallzahlen innerhalb der AG zu erreichen. Hier sei es einfacher als etwa im Kanton Bern, wo die Spitalregionen zwar auch zusammenarbeiten würden, aber zugleich Konkurrentinnen seien.

Überall Kostendruck
Allerdings, da macht sie sich keine Illusionen: «Natürlich herrscht auch in der Solothurner Spitäler AG ein enormer Kostendruck; natürlich müssen auch wir wirtschaftlich denken und handeln.» Die Kantone würden den Spitälern generell nicht mehr so viele Mittel zur Verfügung stellen wie einst, und auch die besonderen Zuwendungen aus Institutionen würden kleiner.
Der Wechsel in die Direktion wird ihren Alltag stark beeinflussen. Bisher versah sie ein 70%-Stellenpensum, neu werden es im ersten Jahr 90 %, dann 100 % sein.
Sandra Lambroia ist Mutter von drei Kindern (9, 12 und 14 Jahre). «Die Kinder sind bei uns seit jeher Familiensache. Ich habe mit Philippe einen flexiblen Partner, der gut versteht, dass ich gerne arbeite.»
Ausserdem habe sie mit Kita und einer langjährigen Tagesmutter sowie den Eltern ein hervorragendes Netzwerk, in welchem sich die Kinder wohlfühlen würden. «Sie sind genauso vernetzt unterwegs und profitieren davon, sind offen und selbstbewusst», ist sie dankbar. Und lacht: «Die Tagesmutter ist künstlerisch sehr begabt und macht viel Kreatives mit den Kindern, die das schätzen. Diesbezüglich hätten sie von mir weniger profitiert.» Es sei indessen sehr wichtig, dass die Gemeinde eben solche Strukturen zur Verfügung stellen könne.

Herzensangelegenheiten
Aber sie ist nebst Familienfrau aktuell auch Gemeinderätin von Huttwil und Präsidentin des Verbandsrats Sozialdienst Region Trachselwald. Da wird sie kürzertreten müssen. Bereits ist öffentlich kommuniziert worden, dass der Verbandsrat auf das nächste Jahr hin eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten suchen muss. Bis dahin ist die Legislatur abgelaufen.
Der Sozialdienst Region Trachselwald (SRT) hat schwierige Jahre hinter sich. Längere Zeit hatte es hinter den Kulissen rumort (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Als Sandra Lambroia Groux das Präsidium antrat, benötigte dieses Amt ihr volles Engagement. Wöchentlich durchschnittlich einen Tag lang war sie für den SRT unterwegs. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet; Ruhe ist eingekehrt.
«Ich habe diese Aufgabe sehr gemocht, war erleichtert zu sehen, dass wieder Schwung in den Sozialdienst kommt.» Die Stellen seien besetzt; motivierte Leute hätten die Arbeit aufgenommen und alle würden nun gemeinsam am «Chare» ziehen. Sie selbst habe fest mitgelebt. Jetzt aber schlage das Pendel für Olten: «Wenn ich etwas Neues anfange, muss ich etwas Bisheriges aufgeben.»
Im Gemeinderat Huttwil macht sie noch ein Jahr weiter. «Im Moment sind diverse Projekte im Gang, die ich selbst beenden möchte. Und wenn ich etwas angefangen habe, führe ich es zu Ende.» 2020 wird auch diese Legisla-tur – und damit Sandra Lambroia Groux’ Amt als Gemeinderätin – beendet sein. Sie wird nicht zur Wiederwahl antreten.
Wie hat ihr Umfeld auf ihre neue Anstellung als Spital-Direktorin reagiert? Sie lacht: «Ich bin noch derselbe Mensch und möchte weiterhin Zeit haben, mit jemandem einen Kaffee zu trinken oder zu plaudern.»

Huttwilerin bleiben
Einige hätten aber schon Bedenken gehabt, ob sie nun noch mit ihnen «sprechen» werde. Lustig sei auch die Reaktion in Olten gewesen: «Es wurden mir Häuser zum Kauf angeboten …» Das sei aber kein Thema. «Ich bin mit meiner Familie in Huttwil zuhause, und hier will ich auch bleiben.» Sie arbeite aber sehr gerne in Olten. «Der Ort nennt sich eine ‹Arbeiterstadt›. Da passe ich hin und fühle mich wohl.»

Der berufliche Werdegang
Nach dem Abschluss des Gymnasiums mit Wirtschaftsmatura in Burgdorf studierte die aus dem Emmental stammende Sandra Lambroia Groux (47) Betriebswirtschaftslehre und Soziologie und erwarb sich damit die Grundlagen für ihre späteren Managementaufgaben. Sie startete ihre Berufskarriere in verschiedenen Funktionen bei der Stadt Luzern und der Swisscom AG, bevor sie 2000 als Leiterin Spitäler/Rehabilitation bei der CSS Versicherung AG mit einer Funktion im Leistungseinkauf den Einstieg in das Gesundheitswesen fand. 2005 wurde sie Abteilungsleiterin Marktentwicklung und Projektleiterin CRM am Inselspital Bern und übernahm 2008 die Leitung des Qualitätsmanagements und der Organisationsentwicklung am Regionalspital Emmental AG. In ähnlicher Funktion wechselte sie zwei Jahre später in die Spital Region Oberaargau AG. Im Rahmen dieser Funktion war sie massgeblich für den Aufbau der Gemeinschaftspraxis Hasli Praxis AG in Langenthal verantwortlich, deren Verwaltungspräsidentin sie bis zu ihrem Übertritt, 2016, in die Solothurner Spitäler AG war. Quelle: www.solothurnerspitaeler.ch

Von Liselotte Jost-Zürcher