• Stéphanie Berger führte mit viel Witz durch den Gönnerabend. · Bild: Thomas Peter

12.03.2019
Langenthal

Die Langenthaler Fasnacht hat es ihr angetan

Mit dem Gönnerabend wird traditionsgemäss die Langenthaler Fasnacht eröffnet. Für ein närrisches Feuerwerk sorgten nicht nur die Schnitzelbankgruppen und Guggenmusiken, sondern auch Moderatorin Stéphanie Berger, die sich im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» von der Langenthaler Fasnacht begeistert zeigte. «Man spürt, dass hier die Fasnacht gelebt wird.»

Nein, Fasnacht habe in ihrem bisherigen Leben keine Rolle gespielt, sagt Stéphanie Berger vor dem Gönnerabend im Hotel Bären in Langenthal. Zum zweiten Mal ist die 41-jährige Komikerin, Schauspielerin und Entertainerin als Moderatorin engagiert und führt durch den Gönnerabend. «Ich bin weit weg von der Fasnacht aufgewachsen, weil niemand in meinem Umfeld diesen Brauch gepflegt hat.» Fasnachtserfahrung habe sie aber trotzdem, betont sie im Gespräch mit dieser Zeitung, habe sie doch einmal während der Basler Fasnacht am Charivari mitgewirkt. «Das war ein ganz tolles Erlebnis», gibt sie zu verstehen. Trotzdem habe sie keine Bisshemmungen gehabt, als Moderatorin des Gönnerabends in Langenthal aufzutreten. «Im Gegenteil, ich schätze es sehr, wenn es sich einmal um keine konventionelle Moderation handelt und ich auf der Bühne so richtig Gas geben kann. So kann ich aus dem Vollen schöpfen und auch mal mit dem Publikum interagieren.»

Fasnacht bekannter machen
Das tat sie während des vierstündigen Gönnerabends ausreichend. Stéphanie Berger führte gekonnt, witzig und pointiert durch den Abend, verliess immer wieder die Bühne, um sich unters Publikum zu mischen oder sprang spontan zurück auf die Bühne, um die Langenthaler Schnitzelbankgruppe «Mannezimmer» gesanglich zu unterstützen oder ein männliches Mitglied der Niederbipper Schnitzelbänkler «Echo der Zeit» herzhaft zu umarmen, als die Truppe ihr ein überaus witziges «Liebeslied» widmete.
Sie sei begeistert von den Leistungen der Cliquen, sagte Stéphanie Berger. Da stecke sehr viel Arbeit dahinter. «Man spürt einfach, dass hier die Fasnacht gelebt wird», lobte sie die Oberaargauer Fasnächtler. Als Aussenstehender bekomme man gar nicht mit, dass auch die Berner richtig gut Fasnacht machen können, stellte sie fest. «Bekannt ist, dass die Basler, Luzerner und Solothurner gute Fasnächtler sind, aber die Berner, dass weiss man eigentlich nicht. Daran müsst ihr unbedingt noch ein wenig arbeiten», erteilte sie den Langenthaler Narren einen Ratschlag, ihre Fasnacht über die Region hinaus bekannt zu machen.
Stéphanie Berger dagegen ist schweizweit bekannt, seit mehreren Jahren nicht nur als Schauspielerin und Moderatorin, sondern in erster Linie als Komikerin. Ihre Soloprogramme locken seit Jahren in der ganzen Schweiz sehr viel Publikum an. Demnächst wird sie mit ihrem neusten Programm «No Stress, No Fun!» erneut in Langenthal zu Gast sein. Am 25. April tritt sie damit im OldCapitol auf. Bereits am Gönnerabend versprach sie den Langenthalern ein kaberettistisches Feuerwerk. «Ihr werdet eine tolle, abwechslungsreiche und energetische Show erleben, die eigentlich für Frauen gemacht ist. Die Männer sind jedoch herzlich willkommen, weil sie an diesem Abend bei mir etwas lernen können», erwähnte sie herzhaft lachend.

Miss-Titel als Handicap
Schlagartig bekannt geworden ist Stéphanie Berger vor 24 Jahren als Miss Schweiz. Eine Episode in ihrem Leben, das gibt sie heute unumwunden zu, auf die sie ungern angesprochen wird, «weil dieser Titel rein gar nichts mit Können zu tun hat. Du wirst einfach für dein Aussehen prämiert.» Rückblickend betrachtet denunziere dieser Titel ihren ganzen Leistungsausweis der letzten 22 Jahre. «Denn was danach kam, hat mit Können, Leistung, Wissen und Erfahrung zu tun.» Daran will sie gemessen werden. Da sie ein Mensch sei, der keinen Moment in der Vergangenheit lebe, sei die Miss-Geschichte für sie weit weg.
In der Tat, die Power-Frau beweist im «Bären» eindrücklich, dass sie sich meilenweit von der Miss Schweiz entfernt hat und über herausragende Qualitäten als Unterhalterin, Moderatorin und Entertainerin verfügt, aber über ein schlechtes Gedächtnis. Stéphanie Berger muss über sich selbst lachen und bestätigt: «Ich verfüge über ein sensationelles Kurzzeitgedächtnis, das hält drei Tage an, dann ist alles weg.» Deshalb wisse sie auch nicht mehr viel über Langenthal. Vor einem Jahr habe sie sich intensiv mit dem Ort beschäftigt, mittlerweile beschränke sich das Wissen über die Stadt praktisch nur noch auf die hohen Trottoirs, die wegen drohender Überschwemmungsgefahr entstanden seien. Auf der Bühne, bei der Moderation, sei das fehlende Wissen über Langenthal aber kein Handicap. «Einen solchen Anlass kann man kaum vorbereiten, da ist viel mehr Spontaneität und Flexibilität gefragt», bemerkt sie.
Der Gönnerabend hat gezeigt, dass sie die Langenthaler auch ohne Hintergrundwissen bestens kennt, denn mit viel Selbstironie und Sarkasmus, laut Stéphanie Berger ihre besten Humor-Waffen, lockte sie das gutgelaunte Publikum immer wieder aus der Reserve und verlieh so dem Gönnerabend eine besonders humorvolle Note.

Von Walter Ryser