• Das Orchester der Musikschule, unter der Leitung von Christoph Weibel. Zusammen mit Musikschullehrern, Profimusikern und Schülern wurde es in dieser Formation extra für die Jubiläumsfeierlichkeiten aufgestellt.

  • Dass der Langenthaler Stapi mit «Sex and Crime» aufwarten würde, und dies ausgerechnet in Bezug auf die OML, hatte wohl niemand erwartet. Reto Müller stellte sich nicht gerade als Musterschüler der Musik hin. · Bilder: Thomas Peter

20.05.2019
Langenthal

Die Musikschule und ihr 50-jähriger Erfolg

Mit dem Eröffnungsanlass für die geladenen Gäste startete die Musikschule Oberaargau (OML) am Freitagabend in ihre 50-Jahr-Jubiläumswoche. Fast nahtlos ging es am Samstag/Sonntag weiter mit dem Musical «Zwei Ohren – viele Welten», eine Eigenproduktion der Musikschule. Noch bis am kommenden Sonntag, jeweils in den früheren Abendstunden, stehen im Zelt im Kreuzfeld musikalische Darbietungen auf dem Programm.

«Eineinhalb Jahre lang haben wir uns auf unser Jubiläum vorbereitet. Es ist Zeit, dass es endlich angefangen hat», freute sich am Freitagabend der OK-Präsident Rolf Baer gegenüber dem «Unter-Emmentaler».
Noch viel grösser war seine berechtigte Freude über den grossartigen Auftakt in die Jubiläumswoche der OML. Ein nahezu vollbesetztes Festzelt mit Gönnern, Sponsoren, Mitgliedern des Fördervereins, Musiklehrkräften und Behördenmitgliedern liess die Bedeutung der Musikschule Oberaargau erahnen. Dass ihr Erfolg keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte der Rückblick von Rolf Baer auf die letzten fünfzig Jahre. «Bildung, in welcher die Musik nicht vorkommt, ist keine Bildung», hielt er fest.
Als Ende November 1968 die Musikschule Burgdorf gegründet wurde, entschlossen sich Langenthaler Initianten umgehend zur Bildung eines Ini-tiativkomitees für eine ebensolche Musikschule in Langenthal.
Einen Monat später liefen bereits die Vorbereitungen für einen öffentlichen Elternabend. Die Verbindung mit Burgdorf und dem Konservatorium in Bern waren zu diesem Zeitpunkt aufgebaut, und auch erste Misstöne erklangen schon. Denn die Musikschule wurde in bestimmten Kreisen als allfällige Konkurrentin zum schon lange bestehenden Kinder- und Jugendchor von Roggwil gesehen. Nichtsdestotrotz beschloss das Initiativkomitee im Januar 1969, dass die neue Institution «Oberaargauische Musikschule Langenthal» heissen solle. Im März 1969 konnte der Langenthaler Gemeinderat Kenntnis von bereits total 59 Anmeldungen von Kindern entgegennehmen. Er beschloss, dem neuen Verein ein zinsloses, rückzahlbares Darlehen von 25 000 Franken zu gewähren.
Zu Beginn sollte im katholischen und reformierten Kirchgemeindehaus, im Primarschulhaus Hard, im Singsaal des Gymers, im Seminar, im Leuebrüggli und bei Massons an der Marktgasse unterrichtet werden.
Am 30. Mai wurde der Verein OML gegründet. Erster Vereinspräsident war Alfred Güdel, Schulleiter wurde Urs Flück. Mit nahezu 100 Schülerinnen und Schülern konnte der Betrieb aufgenommen werden. Im November 1969 gewährte der Gemeinderat Langenthal der Musikschule Oberaargau einen jährlichen Beitrag von 5000 Franken und forderte die umliegenden Gemeinden auf, ebenfalls einen angemessenen Beitrag zu leisten. Knappe vier Jahre später die frohe Nachricht: Der Gemeinderat verzichtete auf die Rückzahlung des Darlehens von 25 000 Franken. Bald schon wuchs die OML auf wöchentlich gegen 300 Musikschülerinnen und -schüler an, im Sommer 1978 waren es schon fast 400. Im Februar 1979 genehmigten die Stimmbürger der Einwohnergemeinde Langenthal die Renovation des alten Gewerbeschulhauses mit Umbauten zur Unterbringung der Gemeindebibliothek und der Oberaargauischen Musikschule Langenthal. Endlich erhielt die OML einen definitiven zentralen Standort, der im September 1980 eingeweiht wurde.

Hohes musikalisches Niveau
Fulminante und erstklassige Musik des Ad-hoc-Orchesters mit Musiklehrkräften, Profimusikern und auch zahlreichen Musikschülern, unter der Leitung von Christoph Weibel, sowie ein delikates Apéro riche prägten den Abend im Festzelt. Für den musikalischen Ausklang sorgte die Power-Gymo-Band mit Jana, Cheyenne, Steffi, Natascha, Fatima, Leila und Laurin.

Der Stapi und die Musikschule
Prägnante, peppige und kurz gehaltene Ansprachen sorgten für spannende, teils auch köstliche Unterhaltung.
Dass der Langenthaler Stapi mit «Sex and Crime» aufwarten würde, und dies ausgerechnet in Bezug auf die OML, hatte wohl niemand erwartet. Reto Müller stellte sich nicht gerade als Musterschüler der Musik hin.
So wohnte dazumal seine Blockflötenlehrerin im selben Block wie die Familie Müller. Sie hörte es, wenn jung Reto übte oder eben nicht. «Dr Reto het ersch geschter güebt, de längts haut nid», hiess es etwa. In der 5. Klasse wechselte er auf Klavier. Die erste Lehrerin, in «Arsen und Spitzenhäubchen», traf nicht unbedingt die Wellenlänge des Buben, der wegen ihr später noch in einen Indizienprozess verwickelt wurde. Die arme Frau wurde nämlich vergiftet. Da gefiel ihm die nächste Lehrerin, sie war jung und hübsch, bedeutend besser. «Meine Gedanken waren nicht immer beim Musizieren», blickte er zurück. Nun, ein passionierter Musiker wurde er eh nie, bestand mit Ach und Krach die (musikalische) Aufnahmeprüfung ins Lehrerseminar, von wo aus er, natürlich an der Musikschule Langenthal, unter anderem Solo-Gesangstunden nahm. «Das lag mir näher, den Mund hatte ich immer bei mir, und der lief von selbst. Die OML und ich sind keine Traumgeschichte», zog er Fazit. Aber: «Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – die Disziplin bringts. Ich wünsche der OML viele strebsamere Schüler als dass ich einer war.» Und viel Geld … Als Auftakt dazu überreichte er ein «kreatives Couvert» aus der Gemeindekasse.
«Wenn ein Musikerlebnis entsteht, gibt es ein anderes Bild der Welt.» Das Wichtigste für ihn sei, dass die Musikschule die «soziale Farbe» nicht verliere, sagte der Musikschulleiter Rainer Walker. «Wir haben Kultur, haben etwas, das es uns Wert ist, es weiterzugeben», schloss er die verschiedenen Ansprachen und leitete über ins delikate Apéro riche.

Liselotte Jost-Zürcher