• Kunsthaus-Mitarbeiterin Eva-Maria Knüsel erläutert den Mitgliedern des Vereins Identität Oberaargau das Schaffen von Werbefotograf Beat Jost. · Bild: Walter Ryser

  • Sie trägt künftig die Oberaargauer Tracht: Die Oberönzerin Karin Fuhrimann.

11.04.2019
Langenthal

Die Oberaargauer Tracht lebt weiter

Die Oberaargauer Tracht, die seit 2017 an einer Puppe hängend durch den Oberaargau reiste, wird weiterleben. Der Verein Identität Oberaargau hat an seiner Hauptversammlung die Tracht Karin Fuhrimann übergeben. Die 19-jährige Gymnasiastin aus Oberönz ist Leiterin der Kindertanzgruppe bei der Trachtengruppe Bleienbach und wird die Tracht künftig bei diversen Anlässen tragen.

Der Verein Identität Oberaargau hat die Oberaargauer Tracht, die in Vergessenheit geraten ist, vor drei Jahren zu neuem Leben erweckt und nach alten Vorlagen wiederherstellen lassen. Seit 2017 reiste die Tracht – an einer Puppe hängend – durch den Oberaargau. 

«Als sich die Reise dem Ende zu neigte, haben wir uns überlegt, was nun mit der Tracht geschehen soll», erläuterte Regierungsstatthalter Marc Häusler, Co-Präsident des Vereins Identität Oberaargau, an der Mitgliederversammlung in Langenthal. An einer Veranstaltung sei er mit Karin Fuhrimann ins Gespräch gekommen. Die 19-jährige Oberönzerin ist Leiterin der Kindertanzgruppe bei der Trachtengruppe Bleienbach. «Ich habe Marc Häusler zu verstehen gegeben, dass ich diese Tracht durchaus anziehen würde», sagte sie zum «Unter-Emmentaler». Der Verein Identität nimmt dieses Angebot dankend an und leiht die Oberaargauer Tracht an Karin Fuhrimann aus, die künftig an diversen Veranstaltungen die Oberaargauer Tracht tragen wird. Die Gymnasiastin sorgt dafür, dass die Tracht weiterlebt. Sie freut sich, einen Beitrag zur Erhaltung eines Kulturgutes leisten zu können. «Wenn die Tracht getragen wird, bleibt sie länger und besser erhalten», betonte sie.

Schulplattform ausfinanziert

Vielleicht erfährt die Oberaargauer Tracht sogar noch eine breitere Verankerung, wie Priska Grütter aus Langenthal an der Mitgliederversammlung orientierte. Sie gab nämlich zu verstehen, dass der A-capella-Chor Zäsingers aus Eriswil in Erwägung zieht, eine Oberaargauer Tracht für die zehn Sängerinnen anzuschaffen. Gleichzeitig sollen auch die sechs Männer farblich entsprechend der Oberaargauer Tracht eingekleidet werden. Ein definitiver Entscheid sei aber noch nicht gefallen, da eine solche Anschaffung mit erheblichen Kosten verbunden sei, führte Thomas Kurth (Affoltern), Sänger bei den Zäsingers, weiter aus.

Kosten sind auch bei der Schaffung der Schulplattform entstanden, die der Verein Identität Oberaargau initiierte. Für die Realisierung der digitalen Plattform mit diversen Lehrmodulen sammelte der Verein Beiträge. Allerdings konnte die erforderliche Summe von 220 000 Franken nicht ganz aufgetrieben werden, weshalb die Spezialfinanzierung noch ein Defizit von 7361 aufweist. Der Vorstand des Vereins hat jedoch beschlossen, die Schulplattform auszufinanzieren mit einem Betrag von 10 000 Franken. Damit soll zugleich ein weiteres Modul in die Schulplattform integriert werden, das aus dem Material von Pfarrer Simon Kuert zur Reformation zusammengestellt wird. 

Laut Marc Häusler werde die Schulplattform unterschiedlich genutzt, wie eine Umfrage bei den Schulen im Oberaargau ergeben habe. Häusler gab zu verstehen, dass es ein Anliegen des Vorstandes sei, noch vermehrt auf dieses Lehrmittel aufmerksam zu machen, damit das auf der Plattform vorhandene, breite Wissen über die Region Oberaargau noch mehr Schulklassen der Region erreiche.

Simon Kuert verabschiedet

Aufgrund dieser Ausfinanzierung weist das Budget für das Jahr 2019 ein Defizit von 10 400 Franken auf. Dafür schliesst die Rechnung 2018 mit einem Gewinn von 2833 Franken ab. Das Eigenkapital beläuft sich noch auf 20 284 Franken. Der Vorstand des Vereins Identität Oberaargau verzeichnete zwei Abgänge: von Simon Kuert (Langenthal), der für sein grosses Engagement und die Initiative zur Gründung des Vereins geehrt wurde, sowie von Peter Haslebacher (Oeschenbach). Dafür wurde Martina Ingold (Gemeindepräsidentin von Inkwil) neu in den Vorstand gewählt. Marc Häusler appellierte abschliessend noch an die Anwesenden, neue Mitglieder zu werben, «denn wenn wir neue Projekte lancieren oder unterstützen wollen, sind wir unbedingt auf mehr Mitgliedereinnahmen angewiesen», stellte er fest. Aktuell verzeichnet der Verein Identität Oberaargau 93 Mitglieder.

Den diesjährigen Vereinshöhepunkt bildet der Oberaargauer Abend vom Samstag, 18. Mai, im Stadttheater Langenthal. Im Rahmen dieses Anlasses treten diverse Formationen auf, unter anderem die Alphornbläsergruppe Oberaargau mit rund 20 Mitgliedern, das Jodler-Doppelquartett aus Langenthal, der Jodlerklub Edelweiss aus Herzogenbuchsee, die Blackboots Line Dancers aus Wynau oder die Rütscheler Singlüt sowie weitere Formationen.

Führung durch das Kunsthaus

Vorgängig der Mitgliederversammlung absolvierten die Anwesenden eine Führung durch die aktuellen Ausstellungen im Kunsthaus in Langenthal. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Eva-Maria Knüsel ergänzte die Einblicke in das Schaffen von Chloé Delarue (Installationen) und Beat Jost (Werbefotografien) mit interessanten Informationen. Vor allem die Bilder von Beat Jost wussten zu beeindrucken, versetzten doch die Werbe-, Mode- und Produktaufnahmen aus den 1960er-Jahren die Betrachter in ihre Jugendzeit zurück und weckten Erinnerungen an eine scheinbar bereits weit zurückliegende Zeit.

Von Walter Ryser