• In allerletzter Minute hat Ernst Eggimann (links) junge Hände gefunden, die seine Schreinerei weiterführen. Ab 1. April übernimmt Hans-ueli Rentsch (rechts) die Geschäftsleitung der Schreinerei Eggimann in Heimigen. · Bild: ljw

20.02.2020
Oberaargau

Die Schreinerei Eggimann wird weitergeführt

Seinen Arbeitern hatte er schon gekündigt, die Kunden auf die bevorstehende Schliessung der Schreinerei Eggimann in Heimigen informiert. Im letzten Moment aber hat sich das Blatt gewendet. Hansueli Rentsch aus Sumiswald wird den Betrieb übernehmen und Ernst Eggimann darf endlich seinen Ruhestand in Anspruch nehmen.

Wyssachen · Im Oktober 2019 hat Hansueli Rentsch, gebürtiger Dürrenrother, seine Weiterbildung zum Schreinermeister abgeschlossen. Ganz klar hatte er das Ziel vor Augen, einmal selbst eine Schreinerei zu übernehmen. Ins Spiel aber brachte ihn Eva Uhlmann aus Heimigen – in letzter Minute. Denn Ernst Eggimann wollte den Betrieb auf Ende Januar 2020 schliessen. Die beiden Angestellten waren bereits auf der Suche nach einer neuen Stelle, die Kunden waren weitgehend informiert.
Im November standen dann also plötzlich Eva Uhlmann und Hansueli Rentsch vor ihm. Ihre Idee leuchtete ein. Hansueli Rentsch würde den Betrieb weiterführen, Eva Uhlmann, die sich eben im Mutterschaftsurlaub befindet, in einem Arbeitspensum von 50% wieder in den Beruf einsteigen. Die Nähe zum Arbeitsort kommt ihr dabei besonders entgegen.

Geschäftsführung ab 1. April
Während andere Betriebsübergaben jahrelanger Vorbereitung bedürfen, brauchte es in Heimigen gerademal einen Monat. Dann durfte sich ein junger Geschäftsleiter auf die neue Herausforderung und ein langjähriger Patron auf seinen Ruhestand freuen.
Hansueli Rentsch möchte den intakten, traditionellen Betrieb im gleichen Stil weiterführen.
Noch arbeitet Hansueli Rentsch in einer Festanstellung in Langnau. Einen Tag pro Woche ist er bereits in Heimigen, arbeitet sich in den Betrieb ein, kümmert sich um Kundenkontakte. Per 1. April wird er diesen definitiv in die Hände nehmen. Den Mitarbeiter, der noch keine neue Stelle gefunden hatte, wird er weiterbeschäftigen, womit die Erfahrung im Bereich des Fensterbaus gewährleistet ist.
Dazu wird Eva Uhlmann zum momentan noch kleinen Team stossen, «die meine rechte Hand werden wird», wie er gegenüber dem «UE» sagt. Dank ihrer grossen Erfahrung im Küchenbau werde er ihr in diesem Bereich die Projektleitung übergeben. Später einmal, wenn der Betrieb gut angelaufen ist, sollten hier auch wieder Lehrlinge einen Ausbildungsplatz finden.
So wie einst und über Jahrzehnte hinweg. 45 Jahre lang hatte Ernst Eggimann in zweiter Generation die Schreinerei geführt. Und nicht nur diese, denn mit den Jahrzehnten waren immer mehr Betriebszweige hinzugekommen. Sein Vater, Ernst Eggimann Senior, war Wagner. Als dieses Handwerk immer weniger gefragt war, eröffnete er im Speicher eine kleine Schreinerei und verlegte sich vor allem auf die Produktion von Holzski. Man schrieb das Jahr 1938.

Liefern für die Schweizer Armee
Die Skis aus Heimigen waren begehrt. Bald einmal konnte nicht nur Privatkundschaft, sondern auch die Schweizer Armee mit jährlich zwischen 3000 und 4000 Paar Skis bedient werden. Am nahen Waldrand wurde 1947 eine Sägerei eröffnet. Dazu kamen mit den Jahren ein neues Wohnhaus, eine neue Schreinerei, ein Büro …

Vor allem Fensterproduktion
Als die ersten Kunststoffskis auf den Markt gelangten, passten sich die Eggimanns auch dieser Wandlung an und verlegten sich in der Schreinerei vor allem auf die Fensterproduktion. Das Skigeschäft allerdings gaben sie nicht auf, führten bald einmal den Skiverkauf und -service ein, bauten das Geschäft zu einem beliebten Sportladen aus. Längst ist auch die Skivermietung zu einem wichtigen Betriebszweig geworden.
In Spitzenzeiten waren in Heimigen bis zu einem Dutzend Mitarbeitende beschäftigt, unter ihnen mehrere Lernende. Während Ernst Eggimann Ju-nior das Sportgeschäft und die Schreinerei weiter ausbaute, wurde die Sägerei geschlossen, als der Säger verstarb. Diese dient heute als Lagerraum.

Grosse Kundentreue
Das Sportgeschäft übergab Ernst Eggimann schon vor Jahren seinem Sohn, der es mit seiner Familie weiterbetreibt. Mit der Nachfolge in der Schreinerei haperte es. Einfach so schliessen wollte er sie auch nach der Pensio-nierung nicht. Zu lange hatte er sich vielen Neuerungen und Wechseln gestellt, hat zahlreiche Herausforderungen gemeistert und auch mit der Technologisierung Schritt gehalten. «Dank der Kundentreue konnte die Firma den Wandel durchleben und steht heute da, wo sie ist», sagt er.
Sein Ausharren und die Liebe zum Betrieb machen sich nun bezahlt. Junge Hände werden das Werk fortführen, während Ernst Eggimann vermehrt seinen Sohn beim Skiservice unterstützt und wohl als «Lexikon und Ratgeber» weiterhin in der Schreinerei ein- und ausgehen wird.

Gut zu wissen
Eggimann AG, Schreinerei, Heimigen, Wyssachen. Fachbetrieb für Schreinerarbeiten, Küchenbau und Fensterbau. Tel. 062 966 20 40, info@eggimann-fenster.ch. Die Homepage ist im Aufbau.

Von Liselotte Jost-Zürcher