• Vier Männer und zwei Traktoren sind in Ufhusen für den Winterdienst zuständig (von links): Sascha Bernet, Adrian Kneubühler, Meinrad Bernet und Kaspar Bernet. · Bild: Yanick Kurth

18.12.2020
Luzerner Hinterland

Die vier Schneeräumer stehen bereit

Wenn Frau Holle tüchtig Flocken vom Himmel schüttelt, dann ist es jeweils Zeit für die vier Schneeräumer aus Ufhusen, die zu fast jeder Tages- und Nachtzeit die Strassen freiräumen und damit für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen. Wann sie ausrücken, entscheiden sie selbst.

Ufhusen · Morgenmuffel haben es in diesem Job schwer: Für die vier Ufhuser, welche in der Gemeinde für den Winterdienst zuständig sind, ist frühes Aufstehen eine Selbstverständlichkeit. Der Wecker wird nach dem Wetter gestellt, und bei Schnee und Eis geht’s bereits mitten in der Nacht los mit dem Räumen. Wenn Kaspar Bernet, Meinrad Bernet, Sascha Bernet und Adrian Kneubühler den Schlüssel in den Traktoren umdrehen und ihre Räum- und Streutour beginnen, drehen sich die meisten Bürgerinnen und Bürger noch einmal in ihrem Bett auf die andere Seite, schlafen weiter. Möglichst vor dem morgendlichen Berufsverkehr sollen knapp 40 Kilometer Strassen von Eis und Schnee befreit sein. Gearbeitet wird je nach Bedarf – notfalls auch rund um die Uhr. Denn die Menschen sind auch vermehrt in der Nacht unterwegs, was früher noch nicht unbedingt der Fall war. Sie sind unterwegs auf dem gesamten Strassennetz von Ufhusen. «Ausser dem Trottoir und ganz schmalen Strassen im Dorf, decken wir ansonsten alles ab», sagt Meinrad Bernet. Für das Trottoir und die schmalen Strassen ist Simon Nussbaum von der Gemeinde Ufhusen zuständig.

Dritte Generation am Werk
Unterwegs ist das Quartett mit zwei Massey Ferguson Traktoren. Die Gebrüder Kaspar und Meinrad Bernet haben das Amt von ihrem Vater Albert übernommen. «Als ich im Jahr 1999 den Bauernhof übernahm, entschied ich mich dazu, auch den Winterdienst weiterzuführen», erzählt der 49-jährige Kaspar Bernet. Unterstützt wird er seither von seinem Bruder Meinrad Bernet. Der 46-jährige Landmaschinenmechaniker kennt das Gemeinde-gebiet wie seine eigene Hosentasche. Den Winterdienst übernimmt – wer gerade Zeit hat. «Wir sprechen uns vorher ab», sagt Kaspar Bernet. Die Hauptaufgabe ist in all den Jahren immer dieselbe geblieben. Auch sein 18-jähriger Sohn Sascha Bernet ist mit von der Partie. Der angehende Landwirt kann es jeweils kaum erwarten, bis der erste Schnee fällt. «Wir sind jeweils richtig zapplig, bis wir endlich ausrücken können», sagt er. Der vierte Mann am Werk ist der 23-jährige Adrian Kneu-bühler. «Schnee kann es für uns nie genug geben», erzählt der gelernte Landmaschinenmechaniker und angehende Landwirt.

Schneeverwehungen in «Oberäbnit»
«Mitte November hatten wir in diesem Jahr unseren ersten Einsatz. Wenn auch nur mit Salzstreuen», erwähnt Meinrad Bernet. Nach knapp einem Monat Winterdienst haben die Uf-huser bereits mehr Salz gestreut als im letzten Winter insgesamt. Im Normalfall verteilen sie auf einer Breite von drei Metern zehn Gramm Salz pro Quadratmeter, doch an Steilstücken, wenn es besonders glatt ist, wird die Dosis erhöht. Der drei Meter lange Pflug senkt sich und kratzt schräg über die Strasse, damit der Schnee am Rand landet. Je schneller sie fahren, desto weiter fliegt der Schnee. Das ist hier kein Problem. Innerorts müssen die Fahrer aber auf die Bremse drücken, damit die Gehwege nicht blockiert werden. Doch mit den modernen Traktoren ist die Arbeit einfacher geworden. Im Winter bleibt der Schnee wegen Temperaturschwankungen weniger lang liegen als beispielsweise früher. Auch die Menge hat über die Jahrzehnte abgenommen – die Einsätze wurden weniger. «Bei der Schneeräumung kommt es aber nicht so auf die Schneemenge an. Schneeverwehungen durch Wind spielen ebenfalls eine wichtige Rolle», bestätigt Kaspar Bernet. Gerade im Gebiet «Oberäbnit» kommt dies überdurchschnittlich oft vor. Dort können sich meterhohe Schneemassen türmen. Der Schnee wird dann weit ins Ackerland gestossen, damit er niemandem in die Quere kommt.

«Wir entscheiden, wann wir ausrücken»
Das Räumer-Quartett hat die aktuelle Wetterlage stets im Auge. Dazu nutzen die Ufhuser mehrere Apps auf ihrem Smartphones. «Doch auch der Blick aus dem Fenster ist nach wie vor zentral», sagt Meinrad Bernet. Wann sie ausrücken, dies entscheidet das Team selbst. Denn sie wohnen selbst im prekären Gebiet «Oberäbnit». «Das vereinfacht die Arbeit und wir sind so effizienter und schneller», bestätigt Kaspar Bernet. Schon lange wird gemunkelt, dass gerade in Ufhusen und dem Kanton Luzern allgemein die Strassen im Winter besser befahrbar und geräumter sind als beispielsweise im Kanton Bern. «Die Hauptachse muss so schnell wie möglich offen sein, damit die Menschen zur Arbeit und die Schüler zu Schule können», betont Meinrad Bernet. Doch auch die Nebenstrassen werden in Ufhusen frühmorgens geräumt – während in anderen Gemeinden der Winterdienst erst beginnt. Reklamationen diesbezüglich gibt es also selten, wie die Männer sagen.

Unterschiedliche Lage in der Gemeinde
Einsatzbereit muss das Team immer sein, man weiss nie, wie sich die Lage entwickelt. So reagieren die vier Männer auch auf Anrufe aus der Bevölkerung, wenn die Lage irgendwo prekär ist und sie dies nicht mitbekommen sollten. Während nämlich der tiefste Punkt in der Gemeinde in Ibach mit 616 m ü. M. liegt, kann die Lage auf dem Hilferdingerberg auf über 860 m ü. M. anders sein.
Erst vor fünf Jahren hat das engagierte Team das gesamte Ge-meindegebiet übernommen. Vorher hat ein Kommunalfahrzeug der Gemeinde den grössten Teil der Strassen abgedeckt. Meinrad Bernet hat sich dann dazu entschieden, das gesamte Gebiet zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch der Wechsel von Splitt zu Salz. Wann es das nächste Mal schneit, werden die Wetterprognosen verraten. Sollte es zu einem Wintereinbruch kommen, ist in Ufhusen eines sicher: Die Winterdienstleistenden sind rund um die Uhr einsatzbereit.

Von Yanick Kurth