• Der 27-jährige Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald feiert mit dem Gewinn des «Kantonalen» seinen bisher grössten Erfolg seiner Schwingerkarriere. · Bild: Yanick Kurth

12.08.2019
Sport

«Disu» mit gigantischer ESAF-Hauptprobe

Bernisch-Kantonales Schwingfest in Münsingen – Matthias Aeschbacher ist mehr als nur bereit für das Eidgenössische Schwingfest in zwei Wochen in Zug. Dank fünf Siegen und einem Gestellten gewann der Rüegsauschacher zum ersten Mal das Berner Kantonalfest. «Das ist der grösste Sieg in meiner Karriere», sagte er nach dem Schlussgang gegenüber den Medien.

Schwingen · Riesensensation in Münsingen: Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald feiert mit dem Sieg am Bernisch-Kantonalen Schwingfest seinen bisher grössten Erfolg. Es ist dies nach den Siegen am «Schwarzsee» und am «Südwestschweizerischen» der dritte Festsieg in der laufenden Saison.  «Es ist ganz sicher der grösste Erfolg meiner Karriere», meinte der strahlende Sieger. Der letzte Härtetest vor dem Eidgenössischen Schwingfest in Zug (ESAF) ist Matthias Aeschbacher vollumfänglich gelungen. Der Schlussgang zwischen den beiden Bernern Matthias Glarner (Meiringen) und Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen) war aber verhalten. 14 Minuten lang geschah nicht wirklich viel Spannendes. Doch der 27-Jährige wusste, dass ihm ein Unentschieden für den alleinigen Festsieg reichen würde. Deshalb ging der Emmentaler gegen den noch amtierenden Schwingerkönig kein Risiko ein. «Sorry für den etwas faden Schlussgang. Doch eine solche Chance durfte ich mir einfach nicht entgehen lassen», meinte Aeschbacher. Er packte sie und durfte sich von den knapp 12 000 Zuschauerinnen und Zuschauern feiern lassen. Aeschbacher gehört in dieser Form in Zug zu den Mitfavoriten. Passieren kann am ESAF aber viel, das ist auch den «Trumpf-Buur» vom Schwingklub Sumiswald klar. «An Zug denken möchte ich aber in diesem Moment nicht. Ich möchte einfach diesen Erfolg geniessen.»

Vollgas an die Spitze
Die Siegesserie von Matthias Aeschbacher begann bereits am frühen Sonntagmorgen. Gegen den wendigen Mickaël Matthey (Gingins) holte sich das Aushängeschild des Schwingklubs Sumiswald seinen ersten Sieg. Der gelernte Maurer drehte mit voller Wucht nach rechts ab und liess so seinem Gegner keine Chance. Volle Punktzahl für «Disu». Im zweiten Kampf bekundete Matthias Aeschbacher gegen   Willy Graber (Bolligen) keine grösseren Probleme. Im Duell zwischen den beiden Bernern setzte sich Aeschbacher überraschend schnell durch und holte sich somit die zweite Maximalnote. Auch im dritten Gang behauptete sich der 27-jährige Emmentaler erneut. Bernhard Kämpf (Sigriswil) versuchte sich mit einem Fussstich den Sieg zu holen, was ihm aber nicht gelang. Schliesslich bodigte «Disu» den «Eidgenossen», der einen Gang zuvor Christian Stucki bezwingen konnte, mit seinem Lieblingsschwung, dem inneren Haken. Die Siegesserie des 57-fachen «Kranzers» ging am Nachmittag rasant weiter. Gegen den ebenfalls ungeschlagenen Simon Anderegg (Unterbach) benötigte Aeschbacher keine Anlaufzeit und überrumpelte den «Eidgenossen» im ersten Angriff. So sparte sich der Emmentaler viel Kraft für die beiden letzten Gänge. Im fünften Gang konnte sich Patrick Gobeli (Matten) zwar lange wehren, doch gegen den stark auftretenden Matthias Aeschbacher blieb auch er am Ende chancenlos. «Disu» kannte an diesem Sonntag nur eine Richtung, nämlich Vollgas voraus zum Sieg.

Patrick Schenk gewinnt den Kranz
Sein Sumiswalder Klubkollege Patrick Schenk (Koppigen) war viermal siegreich und sicherte sich somit den 33. Kranz in seiner Laufbahn (Rang 8b). In der ersten Spitzenpaarung am Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Münsingen siegte der 25-jährige Schenk souverän. Der Emmentaler täuschte kurz an, zog dann voll durch und holte sich so den verdienten Sieg im Anschwingen. Im zweiten Gang schien es, als wollten sich die beiden «Eidgenossen» Patrick Schenk und Simon Anderegg (Unterbach) gestellt verabschieden. Doch kurz vor Schluss drückte der Berner Oberländer den Emmentaler schliesslich ins Sägemehl. Nach dem hervorragenden Auftakt eine bittere Niederlage für Patrick Schenk. Gegen Adrian Walther, Martin Rolli und Philipp Aellen reihte er drei Siege aneinander. Trotz der wuchtigen Niederlage im letzten Gang gegen den Berner Oberländer Bernhard Kämpf blieb ihm der begehrte Kopfschmuck aber trotzdem.

Stucki überzeugt nicht
Einen erstaunlichen Eindruck hinterliess trotz verpasstem Sieg im Schlussgang Schwingerkönig Matthias Glarner. Der Sieger vom «Eidgenössischen» 2016 in Estavayer zeigte eine Leistung, die ihm nach den letzten Geschehnissen kaum mehr zugetraut wurde. Damit brachte er sich auch gleich wieder ins Gespräch für den Saisonhöhepunkt in gut zehn Tagen. Noch nicht den bestechenden Eindruck hinterliess Christian Stucki. Er verlor gegen Bernhard Kämpf im zweiten Gang und musste sich zudem im fünften Gang gegen Kilian von Weissenfluh mit einem Gestellten zufrieden geben. Stucki gelang es in Münsingen nicht, sich den idealen Schliff für das «Eidgenössische» in Zug zu holen.

Viele Regionale ohne Eichenlaub
Dominik Zangger (Pfaffnau/SK Langenthal) kam am Berner Kantonalen auf drei Siege (Rang 12h). Identisch lief es dem Turnerschwinger Gustav Steffen (Koppigen/SK Sumiswald). Sein Bruder Konrad Steffen (Koppigen/SK Sumiswald) rangierte einen Viertelpunkt dahinter (Rang 13e). Der dritte im Bunde, Valentin Steffen (Koppigen/SK Sumiswald), teilte sich den 14. Rang zusammen mit Klubkollege Roman Sommer (Wasen). Beide wiesen in der Endabrechnung drei Siege und ein Remis auf. Gar nicht rosig lief es Florian Weyermann (Lotzwil), der sich im Juni am Schwarzsee-Schwinget noch seinen ersten Bergkranz sichern konnte. Der Oberaargauer verzeichnete lediglich zwei Siege und ein Remis (Rang 19a). Somit rückte der 20. Kranz schon vor dem Mittagessen in weite Ferne. Patrick Walther war der einzige Athlet vom Schwingklub Huttwil, welcher alle sechs Gänge bestreiten konnte (Rang 22a). Mit einem Sieg und drei gestellten Gängen waren diese jedoch nicht vom Erfolg gekrönt. Sein Bruder Marcel Walther (Boll/SK Huttwil) verletzte sich im vierten Gang und musste schliesslich aufgeben.

Auszug aus der Rangliste: 1. Matthias Aeschbacher, Rüegsauschachen, 58,50; 2. Matthias Glarner, Meiringen, 58,25; 3. Simon Anderegg, Unterbach, 58,00; 4. Bernhard Kämpf, Sigriswil, 57,75; 5. Willy Graber, Bolligen, 57,50; 6c. Christian Stucki, Lyss, 57,25; 8b. Patrick Schenk, Koppigen/SK Sumiswald, 56,75; 12h. Dominik Zangger, Pfaffnau/SK Langenthal, 55,75; 12j. Gustav Steffen, Koppigen/SK Sumiswald, 55,75; 13e. Konrad Steffen, Koppigen/SK Sumiswald, 55,50; 14c. Valentin Steffen, Koppigen/SK Sumiswald, 55,25; 14d. Roman Sommer, Wasen, 55,25; 16c. Philipp Gehrig, Heimisbach, 54,75; 17a. Simon Röthlisberger, Hasle-Rüegsau, 54,50; 18g. Roger Aebi, Rohrbach, 54,25; 18k. Dario de Fusco, Ursenbach, 54,25; 19a. Florian Weyermann, Lotzwil, 54,00; 22a. Patrick Walther, Huttwil, 53,25; 23e. Marcel Bremgartner, Melchnau, 53,00.

Schwägalp-Schwinget
Auszug aus der Rangliste: 1a. Samuel Giger, Ottoberg, 58,00; 1b. Daniel Bösch, Zuzwil, 58,00; 2a. Marcel Mathis, Büren, 57,25; 2b. Domenic Schneider, Friltschen, 57,25; 2c. Mike Müllestein, Steinen, 57,25.

Von Yanick Kurth