• An Witz, Action und grossartiger – pardon, verführerischer – Aufmachung fehlt es auf der Bühne der Theaterfründä Gettnau bestimmt nicht. · Bild: Thomas Peter

20.03.2019
Luzerner Hinterland

Drei Junggesellen ziehen alle Register für ihre Freiheit

Ein fliegender BH ganz in Rot, eine laufende Hundehütte und ein bunter Strauss an Klamauk, Slapstick und Sprachwitz: Drei eingefleischte Junggesellen liessen bei ihrem frivolen Kampf um die Werte ihrer frauenlosen Freiheit kaum ein Auge der 220 Besucher trocken, die sich die Premiere vom 4. Stück der Theaterfründa Gettnau «D Junggselle-Stüür» nicht entgehen lassen wollten.

Gettnau · Die «Theaterfründa Gettnau» sind offensichtlich kein Geheimtipp. Wer sein Fahrzeug bei der Mehrzweckanlage Kepinhowa Gettnau einparken wollte, musste auf das grosse logistische Geschick der Parkplatzeinweiser vertrauen. Und die Halle war schon 20 Minuten vor Beginn praktisch bis auf den letzten Platz ausgefüllt: Die 220 Besucher wollten erleben, wie sich die Schauspielerinnen und Schauspieler bei ihrem erst vierten Stück unter der erstmaligen Regie von Roli Vogel schlugen. Und sie wurden bei der über zweistündigen Aufführung nicht enttäuscht. Mit ihrem dreiaktigen Schwank «D Junggselle-Stüür» hatte die Theatergruppe die Gäste von Beginn an auf ihrer heiteren Seite.
Die selbstzufriedene Gemütlichkeit der drei eingefleischten Junggesellen geriet komplett aus den Fugen, als der Scherzbold und Briefträger Wipf (alias Markus Bucher) von der bevorstehenden Einführung einer Junggesellensteuer flunkerte.
Nur wer für verrückt erklärt wurde oder schriftlich drei abgewiesene Heiratsanträge von potentiellen Frauen vorweisen konnte, entging der Einkommenssteuer von 20 Prozent. Die Geschichte ebnete breit den Weg für Szenenwitz. Und die Akteure zogen alle ihnen möglichen Register der Mimik und des Klamauks.
Denn keiner der drei Herren wollte auf seine bisherige Lebensphilosophie und Existenzberechtigung verzichten und seine frauen- wie grenzenlose Freiheit preisgeben. Die heitere Jagd auf heiratsfähige aber -unwillige Frauen konnte beginnen.

Irrungen und Wallungen
Doch die vom Briefträger Wipf teils eingeweihten Damen reagierten so ganz anders als erwartet, auch wenn sich die Herren noch so bemühten, sich mit aller Kunst der Ungunst ins schlechte Licht zu rücken. Plötzlich hatte der Bauer Jakob Amacher (Willy Bättig) mit der mannhaften Hausiererin Babette (Luzia Bättig) und der scheinbar einem Groschenroman entstiegenen Susi Stöckli (Daniela Estermann) gleich zwei Frauen an der möglichen Ehehand, die er so gar nicht wollte. Der vermeintlich ehrbare Heiri Tobler (Sepp Kreienbühl) vermochte sich geschickt wie hinterlistig weitestgehend aus dem Heiratsdschungel zu entziehen, geriet aber sonst in die ungemütlichen Mühlen der Beziehungsgeschichten.
Und der vielseitig kreative Gottfried Stünzi (Roli Vogel) schien sich zunächst als Meister der Unvernunft zu etablieren und stellte seine Unzurechnungsfähigkeit in Unterhose oder Frauenkleider zur Schau. Doch sein frivoles Untersuchen der nach eigenem Wortlaut bezeichneten- «Milchzentrale» von Berta Amacher (Sandra Giovanoli), der brachial anmutenden Schwester von Jakob, sorgte bei ihm für unerwartete Wallungen, trotz ihres Status als Prototyp eines Reibeisens.
Die Irrungen und Wirrungen nahmen so ihren Lauf ganz zum Gaudi des Publikums. Da flog eine verführerische Hülle der «Milchzentrale» durch die Luft, schwappte Wasser auf die Bühne und Akteure oder es bekam plötzlich eine rauchende Hundehütte stramme Männerbeine. Schliesslich stellte die emotionale Lehrtochter Meieli (Helena Bättig) mit ihrer Eifersuchtsszene gegenüber ihrem abtrünnig werdenden Urschatz Franz (Daniel Fuchs) scheinbar alles auf den Kopf. Und doch nahm die Geschichte ein unerwartetes Ende, das hier aber unerwähnt bleiben soll. Die Besucher kamen offensichtlich auf ihre Rechnung. Das sanft frivole Stück, das ab und zu auch Klischeehaftes schwanktauglich einfliessen liess, sorgte für Szenenapplaus. Leichte Texthänger gegen Schluss des Stücks wurden charmant überspielt und vom Publikum entsprechend wohlwollend als Zusatzpointen aufgenommen. Der anhaltende Schlussapplaus war wohl verdient.

Gut zu wissen
Theaterfründa Gettnau, weitere Theatervorstellungen jeweils 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Gettnau, Freitag/Samstag 22./23. März.