• (Von links) Patrick, Manuel, Angela Kuert und Doris Zürcher mit Kuh Vivi und den Drillingen Fli, Fly und Flo. · Bilder: zvg

  • Das Familienhighlight des Jahres: Die Viehschau mit den geschmückten Kühen.

  • Vivi geschmückt für die Heimkehr nach der Viehschau. Die SF Kuh ist der Stolz der ganzen Familie Zürcher.

31.01.2023
Emmental

Drillings-Kälber für Familie Zürcher

Für Familie Zürcher aus Dürrenroth ist ihre Kuh Vivi SF (Schweizer Fleckvieh) eine ganz besondere. Die drei Kinder Angela, Patrick und Manuel Zürcher haben die mittlerweile fast siebenjährige Kuh damals als Rind vom Grossvater geschenkt bekommen. Aber nicht nur das: Bereits zweimal hat Vivi Zwillinge bekommen und nun vor kurzem gar Drillinge.

Dürrenroth · Die Carlan Tochter Vivi befindet sich nach dem Abkalben der Drillinge in der 5. Laktation und erbrachte bereits bei der ersten Milchwägung 48 Kilogramm Tagesmilch. Bei einem Durchschnitt von über 6800 Kilo Milch und sehr gutem Gehalt hat die Kuh schon eine tolle Lebensleistung erbracht. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Kuh nach einer Drillingsgeburt so fit ist. Das ist sich die Familie bewusst und sie ist dankbar, auch wenn die Drillinge zwei Kuhkälber und ein Stierkalb sind. «Schön wären natürlich drei Kuhkälber gewesen», sagt der Landwirt. Denn oft ist es so, dass bei Mehrlingsgeburten mit gemischten Geschlechtern die Kuhkälber nicht fruchtbar sind. Namen haben sie aber selbstverständlich trotzdem bekommen: Fli, Fly und Flo. «Unser Tierarzt meinte, dass in seinem Gebiet nur etwa alle fünf Jahre Drillinge geboren werden», erzählt Kurt Zürcher.
Bis anhin hat es nicht geklappt, dass eines der insgesamt neun Nachkommen von Vivi im Stall der Zürchers nachgezogen werden konnte. Wenn aber alles gut geht und Vivi ihre gute Gesundheit und Robustheit behalten darf, so wird sie auch im nächsten Jahr wieder ein Kalb bekommen.

Landwirtschaft aus Leidenschaft
Kurt Zürcher kam schon früh in Berührung mit der Landwirtschaft. In Arni half er auf dem Betrieb seines Vaters mit, der später dann von seinem Bruder übernommen wurde. Also machte sich Kurt Zürcher mit seiner Familie auf die Suche nach einem anderen Hof.
2017 pachteten Kurt und Doris Zürcher den Betrieb im Wannental und zogen mit ihren drei Kindern von Arni nach Dürrenroth. Denn das Landwirten-Herz schlug bei der ganzen Familie seit jeher heftig und der Wunsch, einen eigenen Betrieb zu führen, hegte Kurt Zürcher seit Jahren. «Wir haben es uns gut überlegt, ob wir das auch wirklich wollen», erklärt er. «Aber für uns und unsere Kindern haben wir den Schritt gewagt. Heute sagen wir, es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.» Die Kinder Angela, Patrick und Manuel durften sich damals zum Neuanfang im Wannental vom Grossvater ein Rind aussuchen. Die Wahl fiel schnell auf Vivi. «Sie war das liebste Rind und hatte die schönsten Augen», sind sich die drei einig. Gestartet hat die Familie den Betrieb mit der Übernahme vom Braunvieh des Vorgängers. Mit Vivi kam das erste SF Tier in den Stall und – durch die Übernahme des Bestandes des Onkels von Kurt Zürcher – weitere dieser Rasse. Fünf Familienmitglieder mit verschiedenen Geschmäckern resultierte schlussendlich, dass heute auch Jersey, Simmentaler, Original Braunvieh und Brown Swiss Kühe im Stall von Zürchers stehen. «Wir haben ein buntes Gemisch, mit und ohne Horn, und für jede und jeden etwas», lacht Doris Zürcher. Alle helfen mit, den knapp 20 Hektar grossen Pachtbetrieb zu bewirtschaften. «Es müssen auch alle helfen, denn einiges an Land liegt in der Hanglage und ergibt so viel Handarbeit», erklärt der Landwirt. Neben der Milchwirtschaft machen sie Futterbau mit Mais und Triticale. Bei der Zucht reden alle mit, vor allem natürlich bei Vivi. «Das soll auch so sein», meint etwa Kurt Zürcher. Neben dem Betrieb arbeitet die 43-jährige Bäuerin Teilzeit bei der Spitex und der 42-jährige Bauer geht während den Wintermonaten im Lohn holzen.

Landwirt-Herz auch bei den Kindern
Neben den Kühen hält die Familie die Kälber auf dem Betrieb. Die Rinder geben sie auswärts auf einen Aufzuchtbetrieb. «Wir ziehen immer viel zu viele nach, da niemand von uns die Kälber oder Rinder weggeben will. Und so müssen dann einige verkauft werden, wenn sie zu Kühen herangewachsen sind. Das gibt jeweils viele und zum Teil auch heftige Diskussionen in der Familie. Denn am liebsten würden die Kinder alle behalten», erzählt der Meisterlandwirt. Der Stall bietet Platz für 32 Kühe, daneben halten Zürchers noch sieben Gemsfarbige Gebirgsziegen. «Das ist mein Gebiet», sagt der 16-jährige Patrick Zürcher. Der im ersten Lehrjahr als Landmaschinenmechaniker tätige junge Mann versorgt und melkt die Ziegen und ist für die landwirtschaftlichen Maschinen zuständig. Wer weiss, vielleicht wird er nach der Mechaniker-Lehre ebenfalls noch Landwirt lernen. Der 13-jährige Manuel geht noch zur Schule, weiss aber ganz genau, was er für einen Beruf lernen will: Landwirt. Fast jeden Abend hilft Manuel beim Melken, und die Kuh Vivi wird meisten von ihm gemolken. Seine Leidenschaft sind die Kühe und die Kälber. Die 20-jährige Angela schloss letzten Sommer die Lehre als Metallbauerin ab und arbeitet in ihrem Lehrbetrieb weiter. Angela hilft viel auf dem Betrieb mit, sei es im Stall oder mit den Maschinen.
Ob schlussendlich gelernt oder nicht, alle drei träumen davon, eines Tages als Landwirtin oder Landwirt tätig zu sein. Der Viehzuchtgenossenschaft Dürrenroth traten Zürchers auf Wunsch von Tochter Angela im Herbst 2020 bei. Die Viehschau ist jeweils das Highlight der ganzen Familie. «Wir sind nicht ganz vorne bei den Schönsten mit dabei. Das spielt aber keine Rolle, das Dabeisein zählt für uns», sagt Kurt Zürcher.
So werden die Kühe jeweils für den Nachhauseweg mit Treicheln und Blumen geschmückt. Und nicht nur die Kühe, auch Hund Joggi gehört dazu und erhält Blumenschmuck umgebunden – und stiehlt so den Kühen fast die Show.

Von Marianne Ruch