• Das Fachgeschäft «Schumacher Sport» erfreut sich weiterhin eines guten Geschäftsganges. Nun wird sogar ausgebaut. · Bild: Leroy Ryser

27.02.2019
Langenthal

Ein atypischer Ausbau

Das Detailhandelsgeschäft «Schumacher Sport» vergrössert seine Lagerräume und baut aus. Während andere Geschäfte in der Marktgasse Mühe bekunden, ist Inhaber Tobias Schumacher begeistert: «Je mehr online geshoppt wurde, desto besser ging es uns.» Dieser atypische Trend hält an.

An der Marktgasse 28 soll ein Verkaufsladen zu Lagerräumen umgenutzt werden. Das verrät ein letztens publiziertes Baugesuch. In der Liegenschaft waren bisher die Fachgeschäfte Schumacher Sport, Regalino und der technische Spielwarenladen Ledermann beheimatet. Auf Nachfrage bei den Projektverfassern, den Langenthaler «Hugi Immobilien», wird klar, dass sich das Projekt um das Sportfachgeschäft Schumacher Sport dreht. Dessen Inhaber Tobias Schumacher bringt dann Licht ins Dunkel. «Nach der Schliessung der technischen Spielwaren Ledermann haben wir mit der Inhaberin, der Geiser Marktgasse AG, die Übernahme dieser Fläche vereinbart.» Weil kein Sonnenlicht in diese Räume fällt, wäre es sowieso schwierig gewesen, ein neues Geschäft auflagenkonform dort zu beheimaten, dies sei deshalb wohl die beste Lösung gewesen, meint Schumacher.
Klingt nach logischem Handeln. Erst im zweiten Augenblick fällt aber eines auf: Während in der Marktgasse Ladeninhaber jammern, die Kundschaft fehle und der Onlinehandel mache einem das Geschäften schwierig, baut Schumacher Sport offenbar aus. «Das ist richtig», bestätigt deren Inhaber Tobias Schumacher. «Wir vergrössern die Lagerfläche. Für uns ist das ideal, weil wir beinahe aus allen Nähten platzten.» Alleine in den letzten fünf Jahren konnte das Sportfachgeschäft seinen Umsatz um 30 und 40 Prozent vergrös-sern. Ohne die Lagervergrösserung wäre man am aktuellen Standort bald an die Kapazitätsgrenzen gestossen.

Umfassendes Beratungsangebot
Dieses Wachstum gegen den Trend lässt sich laut Tobias Schumacher derweil durchaus erklären. Das habe vor allem mit Kundenservice und Beratung zu tun. Wer bei Schumacher Sport einen Laufschuh kaufen will, der erhält ein persönliches Rundumangebot. «Gang-, Bewegungs- und Laufanalysen sind bei uns inbegriffen. Jeder, der zu uns kommt, wird umfassend beraten. Das schätzen unsere Kunden.»
Dass der Laufsport in den letzten Jahren boomt und auch Jugendliche sich immer mehr fürs Joggen interessieren, habe weiter zum Wachstum beigetragen. Ausserdem scheint es mittlerweile gar eine Wissenschaft zu sein, den richtigen Schuh zu finden.
«Viele Menschen haben Probleme mit ihren Schuhen und laufen deshalb unter Schmerzen. Wir haben uns ein Netz von Physiotherapeuten aufgebaut, die solche Kunden oft zu uns schicken», erklärt Schumacher weiter. Ausserdem habe er sich in den letzten Jahren einen guten Namen aufgebaut, der ihm mittlerweile Kunden aus der ganzen Schweiz beschert. Dieser Aufbau sei aber nicht innerhalb von wenigen Jahren entstanden, gestartet habe man mit der heutigen Philosophie schon vor über 15 Jahren. Damals, im Jahr 2003, übernahm Schumacher als Geschäftsleiter den damaligen «Intersport Geiser» und verpasste dem Geschäft nicht nur seinen Namen, sondern auch eine neue Strategie, die sich nun auszahlt. «Je mehr online geshoppt wurde, desto besser ging es uns.» Das sei vor allem auf die erfolgte Spezialisierung zurückzuführen.

Nur Lagerfläche
Logischerweise teilen die technischen Spielwaren Ledermann diese Freude nicht, auch dieser Laden ist zweifellos ein Opfer des Onlinehandels. Gerade elektronische Geräte sind im Internet oft einfacher und insbesondere günstiger erhältlich. «Für sie tut es mir leid. Wir hatten diesen Raum aber dringend nötig und freuen uns über diese Ausbaumöglichkeit», sagt Tobias Schumacher. Der neu gewonnene Raum wird aber nicht als Verkaufsfläche genutzt, sondern nur als Lager. Dafür sind nicht zuletzt auch die Lieferanten erfreut, die nun weniger oft frische Ware liefern müssen.
Der damit erfolgte Ausbau beim Langenthaler Sportfachgeschäft, das neben Laufschuhen auch Alltags-, Orthopädie- und sonstige Sportschuhe verkauft und über ein Bekleidungssortiment verfügt, freut sich über den Ausbau, zugleich zieht dieser auch neue Herausforderungen nach sich. Das aktuell siebenköpfige Team soll laut Schumacher um drei Personen vergrössert werden, zwischen 450 und 500 Stellenprozente sind bereits eingestellt. «Natürlich ist es schön, es zieht aber auch neuen Aufwand nach sich», erklärt Tobias Schumacher.
Gerade in der von Schliessungen gebeutelten Marktgasse dürfte dies aber auch für die Stadtvereinigung eine erfreuliche Nachricht sein – obwohl mit den technischen Spielwaren Ledermann zugleich ein anderes Traditionsgeschäft verschwindet. Es beweist, dass mit der richtigen Strategie und entsprechendem Kundenservice selbst der Onlinehandel keine Gefahr darstellt.

Von Leroy Ryser