• An vier Abenden haben Patent Ochsner in der letzten Woche ihr Publikum in Langenthal begeistert. Insgesamt sahen über 3000 Gäste die Auftritte. · Bilder: Leroy Ryser

  • Mit zahlreichen Instrumenten trugen die Künstler zur Vielseitigkeit von Patent Ochsner bei.

  • «Eeeeeeelisabeth» – Bühne Huber wünscht seiner Mutter gute Nacht.

13.09.2021
Langenthal

Ein bisschen mehr «Gummiboum» für alle

Egal ob vor oder nach Corona, etwas bleibt gleich: Patent Ochsner begeistern, animieren ihre Fans zum Mitsingen und nachdenken. Im Langenthaler Parkhotel traten die Schweizer Musikgrössen in der letzten Woche gleich vier Mal auf und sorgten für eine heitere Stimmung beim Veranstalter «Old Capitol» und dessen Gästen.

 

Am 18. März 2020 hätte Patent Ochsner erstmals in Langenthals heimeliger Kulturstätte «Old Capitol» auftreten sollen. Dann wurde der erste Auftritt zwischenzeitlich auf den 17. November des gleichen Jahres verlegt und später auch noch auf den 22. März 2021. Erst in der letzten Woche, am 8. September, fand die Berner Band den Weg nach Langenthal – sogleich aber ins Parkhotel, wo Büne Huber mit seiner Crew bereits mehrere Auftritte absolvierte. «Nachdem unser Konzert im «Old Capitol» mehrmals verschoben wurde, geniessen wir es jetzt wahnsinnig», meinte der Frontmann der Band schliesslich, als er endlich vor dem Oberaargauer Publikum stand. «Schön siter aui da!»

Für immer auf Elisabeth
Huber und seine Crew bauten das Konzert in der Folge clever auf. Zum Start legten Patent Ochsner verstärkt wert auf beeindruckende Instrumental-Klänge und spielten dabei gekonnt an den dem breiten Publikum bekannten Gassenhauern vorbei, überzeugten aber ebenso mit dem Startsong «Villajoyosa» oder einer Hommage an Polo Hofer. Als die grossen Songs dann den an den jeweiligen Abenden zwischen 700 und 1000 Gästen serviert wurden, gab es kein Halten mehr. Seiner mittlerweile verstorbenen Mutter Elisabeth wurde in Erinnerung an seinen eigenen Auszug im «Hotel Mama» lautstark gute Nacht gewünscht, später ehrten die Anwesenden Hubers Mutter beim engagierten Mitsingen von «Für immer uf di». Beim fätzigen Song «Fischer» war es wie gewohnt jedem so lange wie breit, ob Fischer Huber den Mordshecht ins Boot zieht, oder der Hecht ihn ins Wasser. Derweil war Frau W. Nuss auch in Langenthal wunderschön wie ein Feuer in der Nacht, hingegen wollte er beim Song «Bälpmoos» für einmal nicht ans Kap der guten Hoffnung, wenn er denn das Geld hätte, sondern – wie könnte es anders sein – nach Langenthal. Spätestens bei «Trybguet», der Song, der das vielleicht schönste Versprechen «ei Tag länger aus für immer» bereit hält, war die Begeisterung für die zurzeit erfolgreichste Schweizer Band im Langenthaler Parkhotel richtiggehend spür- und ebenso hörbar.

Mehr Verständnis für die anderen
Wie man es von Büne Huber bereits kennt, hatte der 59-Jährige gegen Ende seines Konzertes aber auch noch eine politisch angehauchte Botschaft zu verkünden. Überbracht hat er diese passenderweise rund um den Song «Gummiboum». Dieser nimmt die Tage so wie sie sind, weil alles anders wird, oder bleibt wie es war. «Wenn e Frou e Frou liebt», so Büne Huber dann, «denn söu si se liebe, wenn si se liebt. Und o chönne hürote», sang er sinngemäss zum «Gummiboum-Riff». Energisch jubelnd stimmte ihm das Publikum zu – gleiches galt indes auch, als Huber die aktuelle Situation kommentierte und um etwas mehr Geduld und Verständnis bat. «D Gfahr, dass e Füdlespaut zwüsche üsi Gseuschaft düre gaht isch aktuell gross. U grad jetz müessemers haut mängisch eifach ushaute, wenn ned aui glich dänke wi mir säuber.»

Erwartetes Highlight zum Abschluss
Standesgemäss wurde das Konzert mit dem wahrscheinlich beliebtesten Song von «Patent Ochsner» beendet: «Scharlachrot». Bereits die rote Einfärbung der Bühne verriet dem Publikum was zum Abschluss geplant war, minutenlang sangen die Anwesenden in der Folge mit und bauten sich scharlachrote Träume auf.
Wie es aber auch bei Träumen oft ist: Sie enden dann, wenn es am schönsten ist. Auch nach gut zwei Stunden Schweizer Konzertmusik auf höchstem Niveau hätte so manch einer noch gerne etwas weitergeträumt.

Von Leroy Ryser