• Für einen weiteren Konzerthöhepunkt sorgte der neue Dirigent des Posaunenchors Walterswil-Oeschenbach mit seinem beeindruckenden Posaunen–Solo unter der Orchesterleitung von Peter Hermann. · Bild: Rolf Bleisch

16.04.2019
Oberaargau

Ein buntes musikalisches Frühingsbouquet

Musikalisches Engagement des Posaunenchors Walterswil-Oeschenbach vereinte sich mit der Motivation des neuen Dirigenten Giancarlo Bruno beim ersten gemeinsamen Frühlingskonzert in der Mehrzweckhalle Walterswil.

Walterswil · Mehr als 200 000 Jahre brauchte der Findling vor der Mehrzweckhalle Walterswil für die Reise vom ehemaligen Rohnegletscher im Gebiet Zermatt bis nach Walterswil. Nur gute drei Monate sind es aber her, seit Giancarlo Bruno die Leitung des Posaunenchors übernommen hat und sich so erstmals den Konzertbesuchern vorstellen konnte. Das machte er aber nicht mit Worten, sondern mit dem Stück «Confection for Brass» des britischen Komponisten Goff Richards. Schon der mächtige Auftakt weckte die Freude an der Blasmusik und führte zur Vorstellung der einzelnen Register und zum überzeugenden Zusammenspiel des ganzen Orchesters. Ein Bitt- und ein Loblied vereinte der englische Komponist Andrew Mackeret im Stück «Keep me praising» (lass mich weiter loben), das sich über sein Tempo zu einer musikalischen Frühlingsbotschaft, etwas fernab des gegebenen Inhaltes entwickelte und hohes technisches Können erforderte. 

Mit George Lloyd auf der «Trinidad» 

Vom kirchlichen Raum ging es weiter auf See mit dem Schiff H.M.S. Trinidad, das auf der Fahrt nach dem russischen Murmansk von einem eigenen Torpedo angeschossen wurde. Es gab viele Tote, doch der dort dienstleistende George Lloyd konnte sich retten. Eine schwere Kriegsneurose war die Folge für den Komponisten, von der er sich während drei Jahren in der Schweiz erholen konnte. Die Erinnerung an diese schwere Zeit hielt er im Marsch «H.M.S Trinidad» fest.

Ganz anderen Charakter hat die «Jubilee Ouverture» von Philip Sparke, die zum 50-Jahr-Jubiläum der GUS-Brass Band komponiert wurde. Die Vielseitigkeit des Orchesters zeigte sich an diesem Werk exemplarisch, begann die Ouverture doch mit mitreissenden Fanfarenklängen und setzte sich dann in stark erzählenden Momenten im Piano fort, das wiederum durch stark aufbauende Fanfarenklänge im Fortissimo und hoher Virtuosität endete. Dass mit Blasinstrumenten und vor allem auch mit der Posaune leise Klänge zu einem besondern Ohrenschmaus führen können, zeigte der Dirigent als Solist im Stück «Autumn Leaves» von Jaques Prévert, in dem der Solist auf eine herzhaft-sanfte Begleitung durch das Orchester, unter der Leitung des Vicedirigenten Peter Hermann, abstellen konnte.
Tiefe Dankbarkeit über die Geschehnisse in der Osterzeit umschrieb Markus Frei in seiner Komposition «Deep Gratitude», die durch das Cornett-Solo und das ganze Orchester eindrücklich interpretiert wurde, auch wenn über die Bearbeitung der darin stehenden Lieder diskutiert werden kann. Die Geschichte um die Tragik des erfolgreichen Rockstars Mary Rose Foster beginnt mit zarten Melodien und aufbegehrenden Klängen, die aber wieder über das Cornett-Solo in die musikalische Ausgangslage zurückgeführt wird. Freud und Leid, die ein Aussteiger in seinem aufgebauten Zirkus erlebt, ist die Geschichte, die auf dem Film «The Greatest Showman» abstellt und für Brassband von Paul Murtha arangiert wurde. Mit dieser musikalischen Geschichte, in dem sowohl die orchestereigenen Solisten  wie das ganze Orchester seine Stärke nochmals zeigen konnte, endete das spannende Konzert des Posaunenchors Walterswil-Oeschenbach.

Von Rolf Bleisch