• Die Walterswiler treffen sich gerne in ihrem «Schalander». Dessen Zukunft ist jedoch unsicher. · Bild: Yanick Kurth

08.10.2019
Oberaargau

Ein Dorf kämpft um sein «Beizli»

Wie geht es weiter mit dem «Schalander» in Walterswil? Dies diskutierten knapp 35 Teilnehmende an einem «Dorfbeizli-Workshop». Kurzerhand wurde eine achtköpfige Arbeitsgruppe gegründet.

Walterswil · Inmitten von Walterswil, direkt an der Hauptstrasse gelegen, gehört der «Schalander» seit einigen Jahren zu den «Dorfbeizlis», wie sie zunehmend seltener werden. Nur wenige Monate soll dort jedoch noch Betrieb herrschen. Ende Jahr wollen die Betreiber Elisabeth «Lisi» Baumgartner und Erwin «Emil» Käser nämlich aus persönlichen Gründen aufhören.
Eine Nachfolgeregelung ist bislang nicht in Sicht. Die Brauerei Napf GmbH benutzte den Raum, der in Brauereikreisen liebevoll «Schalander» genannt wird, bereits seit Beginn im Jahr 2011 für Bierdegustationen, die jeweils nach Betriebsführungen angeboten werden. Zudem steht der Raum der Walterswiler Dorfbevölkerung, den Vereinen und der allgemeinen Öffentlichkeit als Treffpunkt zur Verfügung (der «UE» berichtete).

Grosses Interesse der Bevölkerung
«Im Gemeinderat hat man den Beschluss der beiden mit Besorgnis zur Kenntnis genommen, da es sich um das einzige öffentliche Lokal im Dorf handelt. Dies insbesondere im Wissen, dass sich der Geschäftsführer der Brauerei Napf GmbH, Martin Bühler, nach Rückfrage nicht aktiv für eine Nachfolgeregelung im bisherigen Rahmen einsetzen will. Der Gemeinderat kam nach reger Diskussion zum Schluss, dass diese Angelegenheit den Gemeinderat Walterswil etwas angeht», sagt die Gemeindepräsidentin Katharina Hasler gegenüber dem «UE». Aus diesem Anlass organisierte der Walterswiler Gemeinderat einen «Dorfbeizli-Workshop». Dieser entpuppte sich als Erfolg: Am frühen Samstagmorgen erschienen knapp 35 Personen im Walterswiler Mehrzweckgebäude. Ihnen liegt das «Beizli» besonders am Herzen und sie wollen nicht tatenlos zusehen, wir ihr beliebter Treffpunkt Ende Jahr schliesst, ohne eine Nachfolgelösung. Zu schwer wäre deren Vorstellung.
«Der Gemeinderat wurde aktiv, weil er von der Wichtigkeit eines öffentlichen Gasgewerbebetriebs im Dorf für die Pflege der Gemeinschaft überzeugt ist und sich bisher keine Nachfolgelösung für den ‹Schalander› abzeichnet. Die Bevölkerung und die Nutzerinnen und Nutzer der Mehrzweckanlage kann sich im Dorf treffen. Die Schlies-sung wäre ein Verlust für Walterswil», so Katharina Hasler im Workshop.
Bei Kaffee und Speckzopf diskutierten die Teilnehmenden in verschiedenen Gruppen nach möglichen Nachfolgelösungen. Eine sofortige Lösung wurde am Workshop nicht gefunden, dennoch wurden diverse Möglichkeiten diskutiert. Andere Liegenschaften, in denen man ein «Beizli» betreiben könnte, gelangten auf den Tisch.
Unteranderem der ehemalige Kindergarten oder die Käserei. «In einer Dorf-Zone, in dem Gewerbe vorhanden ist, ist grundsätzlich ein öffentliches Gastgewerbe in jeder Liegenschaft bewilligungsfähig», wie die Gemeindepräsidentin erklärte. Auch ein Container oder eine mobile Alphütte wurden angesprochen.

Die Ansprüche der Walterswiler sind nicht hoch
«Die organisatorisch einfachste Lösung wäre es, wenn man für den «Schalander» jemanden finden würde, der weitermachen will», meint ein Teilnehmer. Spontan brachte nun der Geschäftsführer der Brauerei Napf GmbH, Martin Bühler, ein, dass er das Lokal auch vermieten würde, wenn dies einer interessierten Betriebsleitung besser entsprechen würde als der bisher angewandte Franchise-Vertrag. Wie hoch die monatliche Miete für das Lokal wären und wie die räumliche Trennung vorgenommen werden könnte, müsste erst geklärt werden.
Die Ansprüche der Walterswiler sind nicht hoch. Sie möchten sich einfach treffen können im Dorf. Am Schluss des Workshops wurde eine achtköpfige Arbeitsgruppe gegründet, die das Projekt weiterentwickelt und nach möglichen Nachfolgelösungen sucht. Die Koordination hat Elisabeth Baumgartner übernommen.

Mit Ergebnissen ist in wenigen Wochen zu rechnen
Die Gemeindepräsidentin Katharina Hasler ist zufrieden, dass aus den Workshop-Anwesenden eine Arbeitsgruppe gegründet werden konnte, die das Ziel einer Nachfolgelösung nun weiterverfolgt. Der Workshop war für die Gemeindepräsidentin und den Gemeinderat ein Erfolg. Nach wie vor ist es aber noch unsicher, wie es mit den «Schalander» im kommenden Jahr weitergehen wird. Mit Ergebnissen der Arbeitsgruppe ist bereits in wenigen Wochen zu rechnen. Einfach wird es nicht, aber die Walterswilerinnen und Walterswiler werden ihr Bestes geben, um auch in Zukunft ein «Beizli» im Dorf als Treffpunkt zu haben.

Von Yanick Kurth