• Peter Jakob sprach vom Erfolgsgeheimnis.

  • Der zweite Teil des Anlasses bot Gelegenheit für angeregte Gespräche und Networking. · Bild: Walter Ryser

04.06.2019
Huttwil

Ein Emmentaler mit Weitblick

Unternehmer Peter Jakob war Gastreferent beim Wirtschaftsanlass der Gemeinde Huttwil. Er skizzierte das Erfolgsgeheimnis der Jakob AG, die mittlerweile weltweit tätig ist, und begründete sein Engagement als Verwaltungsratspräsident der SCL Tigers. «Langnau hat in der höchsten Schweizer Eishockeyliga nichts zu suchen, und deshalb braucht es Langnau in der National League», gab er zu verstehen.

Der Mann wird von vielen bewundert, mit seinem Vorgehen erstaunt er immer wieder und mit seinen Aussagen polarisiert er ab und zu. Am Wirtschaftsanlass der Gemeinde Huttwil stand Unternehmer Peter Jakob am Rednerpult im Hotel Kleiner Prinz und erläuterte sein persönliches Erfolgsrezept, dasjenige seiner Firma, der Jakob AG in Trubschachen und nicht zuletzt auch jenes der SCL Tigers, deren Verwaltungsratspräsident er ist.
Begonnen hat alles vor über hundert Jahren, als 1904 in Trubschachen eine kleine Hanfseilerei entstand. Anfang der 1950er-Jahre wurden dann die ersten Drahtseile hergestellt. Mit dem Eintritt von Peter Jakob in das Unternehmen erlebte die Jakob AG einen Quantensprung von drei Millionen Franken Umsatz auf aktuell rund 30 Millionen jährlich. Den Hauptteil des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Seil- und Hebetechnik. Das ist erstaunlich, nicht zuletzt, weil sich die Firma in einer Region befindet, die Peter Jakob selbst als wirtschaftlich sehr problematisch bezeichnet. «Seit 30 Jahren findet im Emmental kein Wirtschaftswachstum mehr statt, dieses findet im Oberaargau, in der Agglomeration Bern und im Seeland statt, aber nicht bei uns.» Jakob geht sogar so weit, dass er die wirtschaftliche Entwicklung im Emmental als dramatisch bezeichnet.

«Alles falsch gemacht»
Deshalb hat er mit seinem Unternehmen expandiert, weltweit. Heute verfügt die Jakob AG über Niederlassungen in Florida (USA), Stuttgart, Paris und seit 2008 auch im vietnamesischen Saigon. Jakob sagt, dass ein moderner Manager eines Unternehmens nie und nimmer so vorgehen und auf diese Weise ein Projekt lancieren würde, wie er das in Saigon getan habe. «Gemäss Management-Lehrbuch haben wir bei unserem Vietnam-Abenteuer eigentlich alles falsch gemacht», gab Peter Jakob zu verstehen und erntete dafür Lacher.
Entdeckt hat er die Chance auf einer Velotour mit seiner Familie in Saigon. Er habe sich damals in Land und Leute verliebt, erzählt er. Zugleich sei er überrascht gewesen von der Fingerfertigkeit der Vietnamesen. Diese sei geradezu prädestiniert dazu, diese meist komplizierten und auf Mass gefertigten Drahtnetze herzustellen. Kurze Zeit davor war nämlich in der Schweiz ein Versuch gescheitert, die Produktion zu automatisieren, weil die Geschwindigkeit eben beschränkt sei und weil die Produkte nach wie vor einen hohen Anteil Handarbeit erfordern. Ein strategisches Konzept für den Aufbau der Firma habe er nicht gehabt, man habe einfach probiert, was geht. Mut bewies er zudem, bei den Mitarbeitern sowie bei der Qualitätskontrolle voll auf lokales Know-how zu setzen. «Wir haben also alles falsch gemacht und deshalb hat es wohl auch funktioniert», gab er lachend zu verstehen.

«Mir blieb gar keine andere Wahl»
In der Tat: Heute arbeiten im Industriepark der Jakob Saigon Ltd., wo beispielsweise auch Phonak seine Hörgeräte herstellt, rund 260 Mitarbeiter. Weil die Firma aus allen Nähten platzt, ist ein Erweiterungsbau geplant und bereits in Realisierung. Jakob stört sich an der helvetischen Mentalität und sagt, «wenn einer bei uns etwas lanciert, eine Vision verfolgt, dann heisst es schnell, der spinnt, das wird nie funktionieren. Wir finden dutzende Gründe, weshalb etwas nicht klappen wird, aber kaum einer steht auf und sagt, das finde ich super, das ist doch eine tolle Idee und eine gewaltige Chance.»
So sei es auch mit den SCL Tigers gewesen, denen er seit 2009 als Verwaltungsratspräsident vorsteht. Er habe eigentlich nie im Sinn gehabt, für diesen Klub Verantwortung zu übernehmen, er habe lediglich mithelfen wollen, dass der Klub nicht untergehe. «Doch dann blieb mir einfach keine andere Wahl», erklärte er.
Peter Jakob tauchte in eine neue, ihm völlig unbekannte Welt ein. Er habe rasch realisiert, dass es nicht funktioniere, mit einem Sportclub Geschäfte machen zu wollen. «Das kommt nicht gut», so seine Erkenntnis. Man könne zwar versuchen, einen Sportclub wie ein KMU zu führen, «aber der Sport verfügt über Eigenarten, die sich nicht kontrollieren lassen. In einem Sportclub interessiert einfach alles, auch Ereignisse, die eigentlich gar kein Thema sind. Und dadurch kann sich etwas entwickeln und eine unkontrollierbare Dynamik entstehen.» Er verstehe beispielsweise noch immer nicht, weshalb man fünf Ausländer verpflichten müsse, obwohl nur vier eingesetzt werden dürfen. «Die Verantwortlichen im sportlichen Bereich erklärten mir, dass der fünfte Ausländer, der auf die Tribüne muss, auf die andern vier mächtig Druck ausübe und diese dadurch zu Höchstleistungen treibe. In meiner Firma habe ich Schlüsselpositionen auch nicht doppelt besetzt, und keiner sitzt im Wartezimmer und macht Druck auf die andern.»
Deshalb beschränke er sich bei seinem Engagement in erster Linie auf Sponsoring-Aktivitäten in Form von Infrastrukturbeiträgen. Auch bei den Tigers hat Jakobs Engagement bislang funktioniert. Er sei stolz darauf, dass der Klub schuldenfrei sei, sorgenfrei sei man deswegen aber nicht. Peter Jakob sagt, dass sich die Zukunft des Clubs schwierig gestalte. «Langnau hat in der National League nichts zu suchen, und deshalb braucht die Liga Langnau», betont er. Bern, Zug, die ZSC Lions, Lausanne und Lugano haben laut Jakob alle Möglichkeiten in dieser Liga. Diesbezüglich ist er froh, dass sich in Langenthal der Neubau einer Eishalle verzögert. «Dadurch haben wir zumindest von dieser Seite her die nächsten fünf, sechs Jahre nichts zu befürchten, denn eines ist für mich klar: Würde Langenthal in die National League aufsteigen, könnte das für uns zu einem ernsthaften Problem werden, weil wir einerseits sehr kleinräumig organisiert sind und die Region Langenthal über ganz andere wirtschaftliche Voraussetzungen verfügt.»

Von Walter Ryser