• Florian Kohler (links) und Reto Iff füllen den Platz unter den Ringen vorschriftsgemäss mit einer 30 cm hohen Schicht Schnitzel auf. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

11.04.2019
Huttwil

Ein fast 50-jähriges Werk zeitgemäss erhalten

Bald 50 Jahre lang, nämlich seit 1971, gibt es im Huttwiler Kammernwald den Vitaparcours. Trägerschaft ist die Einwohnergemeinde, für den Unterhalt sorgt der Werkhof. Aktuell ist die Werkhof-Equipe daran, Wege und die Plätze von einzelnen Posten aufzubereiten, die Geräte zu überprüfen, allenfalls zu erneuern und den neusten Normen anzupassen.

Die Geschicklichkeitsbalken auf dem Huttwiler Vitaparcours sind seit kurzem mit grünem Kunstrasen rutschfest überzogen. Ein «Schnäuzchen» Kunstrasen wurde auch auf dem Podest angebracht, auf welchem man stehen kann, um das Reck zu erreichen. Der höchste «Treppen»-Tritt für die Kraftübung wurde entfernt, weil dieser 1,2 m hoch war und jemand sich verletzen könnte, würde er hinunterstürzen. Die Stämme zum darüber springen wurden weiter auseinandergelegt, damit niemand den Kopf am nächsten stossen kann, wenn er stolpert. Die Ketten der Ringe müssen ausgewechselt werden, denn die Kettenringe sind etwas zu gross, und man könnte sich einen Finger einklemmen. 

Und unter den Ringen und unter dem Reck muss der Boden ausgehoben und mit 30 cm Schnitzeln gefüllt werden, damit ein allfälliger Sturz abgefedert wird. Wobei weder Ringe noch Reck zum Kunstturnen gedacht sind, sondern für Kraftübungen … 

Alle drei Jahre werden die Anlagen eines Vitaparcours sicherheitstechnisch und auf die geltenden Normen hin überprüft. Dabei hat längstens auch hier «amerikanische» Manier Einzug gehalten, nämlich möglichst alles auszuschliessen, was zu einem Haftungsfall führen könnte. Denn selbst bei einem Sturz oder Stolperer kann eventuell nicht die eigene Unachtsamkeit, sondern der Betreiber der Anlage verantwortlich gemacht werden.

Aber ganz abgesehen von diesen «Normen», Huttwil darf stolz auf den gut unterhaltenen Vitaparcours im schönen Kammernwald sein. 48 Jahre gibt es den Sport-Pfad schon. Er umfasst 2,6 km Länge mit 15 Posten für Kraft-, Geschicklichkeits-, Ausdauer- und Dehnübungen. Die Geräte sind weitgehend aus Holz gebaut, aus eben dem Material, das der Wald selbst hervorbringt. Alle zwei Jahre wird die Anlage von der Werkhofequipe überprüft, unterhalten, wird ausgewechselt, was nicht mehr sicher ist. Die Tafeln werden gereinigt, wo nötig neue bestellt. Mäh- und Wegarbeiten werden nach Bedarf ausgeführt.

Viel benützt

Der Vitaparcours entspricht einem grossen Bedürfnis im Volk. Die Arbeit der Werkhofleute wird entsprechend honoriert: «Wir werden oft darauf angesprochen. Unsere Arbeit wird geschätzt. Der Vitaparcours ist auch an Wochentagen sehr gut benützt. Über den ganzen Tag kommen immer wieder Leute», sagt der Werkhofmitarbeiter Reto Iff gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Zusammen mit seinem Kollegen Florian Kohler ist er hier an der Arbeit. 

Einen schöneren Arbeitsplatz als in der frischen Waldluft und unter dem lauten Vogelgezwitscher könnten sich die beiden kaum denken. 

Der Vitaparcours im Kammernwald wurde 1971 vom Unter-Offiziersverein Huttwil initiiert und gemeinsam mit anderen Huttwiler Vereinen gebaut – nur drei Jahre, nachdem es den ersten Vitaparcours in der Schweiz überhaupt gab. Die Trägerschaft ist die Einwohnergemeinde. 

1968 entstand in Zürich-Fluntern der erste Vita-Parcours, unterstützt von der Vita Lebensversicherungs-Gesellschaft AG, einer Tochter der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG. 1993 wurde die Stiftung VITA Parcours gegründet. Seit 2008 laufen die Parcours unter dem Namenszusatz des Exklusivsponsors, Zurich vitaparcours. Über die Jahre wurde das Konzept mehrmals überarbeitet, mit erweiterten Nutzungsmöglichkeiten, neuen Übungen und zeitgemässer Tafelgestaltung. Nach wie vor aber sind die Geräte aus naturbelassenem Holz gebaut. Die Zurich vitaparcours entsprechen den aktuell gültigen sportwissenschaftlichen Kenntnissen. Die Idee ist, sich mit regelmässiger Bewegung fit zu halten und gesünder zu leben – beides steigert das Wohlbefinden. Aktuell stehen schweizweit rund 500 Parcours rund um die Uhr zur Verfügung.

Von Liselotte Jost-Zürcher