• Marie Scheidegger war 50 Jahre als Milchwägerin unterwegs. Sie wurde von Präsident Samuel Flükiger geehrt. Ihre Nachfolge tritt demnächst Maja Maurer an. · Bild: Barbara Heiniger

23.03.2020
Oberaargau

Ein halbes Jahrhundert von Hof zu Hof

Die Ehrung für «50 Jahre Milchwägen» von Marie Scheidegger sowie zwei Kühe mit der Milchleistung von über 100 000 Kilo waren die zentralen Hauptversammlungs-Geschäfte des Viehzuchtvereins Dürrenroth. Gute Leistungen erzielten diverse Kühe von Dürrenrother Viehzüchtern an Ausstellungen und Schauen.

Dürrenroth · Zehn Mitglieder besuchten die Versammlung des Viehzuchtvereins in der Speisewirtschaft zum Wilden Mann in Schmidigen, die kompetent von Samuel Flükiger geleitet wurde. Ohne Diskussionen konnten die Traktanden genehmigt werden.

Milchwägen und Mondlandung
«Im August 1969 war Marie Scheideg­ger erstmals als Milchwägerin unterwegs. Im gleichen Jahr betrat mit Neil Amstrong ein erster Mensch den Mond», hielt Samuel Flükiger bei der Ehrung von Marie Scheidegger fest. Auch in der Viehzucht hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Früher wurden Betriebe mit zwanzig Kühen als gross bezeichnet und es war noch reine Simmentaler Zucht.
Auch die Milchleistung war deutlich geringer und die künstliche Besamung ebenfalls noch kein Thema. In den Anfängen war Marie Scheidegger immer mit dem «Töffli» unterwegs und hatte bis zu 32 Betriebe zu wägen. Damals wurde das Milchwägen noch monatlich gemacht, so war Marie Scheideg­ger während vierzehn Jahren jeden Tag zweimal auf dem Hof, manchmal sogar bei zwei Betrieben am gleichen Tag. Nun hat sie noch elf Betriebe und somit elf Wägungen pro Jahr, teilweise nur noch einmal am Tag.

Milchleistungen stark gestiegen
In den letzten fünfzig Jahren ist die Milchleistung der Kühe enorm gestiegen und heute sind der Milchgehalt mit Fett und Eiweiss, die Zellzahl sowie der Harnstoffgehalt wichtig. Diese werden in den Milchproben bestimmt, welche Marie Scheidegger jeweils in dem dafür vorgesehenen Fläschchen abfüllt. Mit ihrer ruhigen, zuverlässigen, genauen und hilfsbereiten Art hat die Milchwägerin auf jedem Betrieb zwei oder sogar drei Generationen erlebt. «Marie, wir gratulieren dir zum 50-Jahr-Jubiläum, bedanken uns ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit und wünschen dir für die Zukunft alles Gute», sagte Samuel Flükiger.
Der grosse Dank des ganzen Viehzuchtvereins wurde mit einer «Standing Ovation», Blumen und einem Geschenk unterstrichen. Als Nachfolgerin wird in den nächsten Wochen Maja Maurer die Arbeit als Milchwägerin übernehmen.

100 000 Kilo-Leistung
Im Jahresbericht des Präsidenten wurde deutlich, dass viele Kühe aus dem Viehzuchtverein Dürrenroth an zahlreichen Schauen und Anlässen «top» klassiert wurden. Sekretär Patrick Kohler gab bekannt, dass an der Frühlingsschau 57 Kühe waren. Im Herbst konnten sogar 111 Kühe den Experten präsentiert werden.
An der Versammlung erwähnte der Präsident speziell die beiden Kühe, welche die 100 000 Kilo Leistung erbracht hatten. «Am 22. Juli 2008 kam im Stall der Familie Kohler ein Kälbchen zur Welt. Sein Vater war der Stier ‹Incas›, und es wurde auf den Namen ‹Cortina› getauft», sagte Samuel Flükiger und wusste noch viel über die hervorragende Kuh zu berichten. «Cortina» kalbte regelmässig alle Jahre und von neun Nachkommen waren deren acht Kuhkälber.
In der ersten Laktation gab sie 7776 Kilo Milch, in der neunten Laktation war die Milchleistung 12 800 Kilo, im Durchschnitt ergab dies 11 450 Kilo Milch mit 4,30 % Fett und 3,39 % Eiweiss. An der Viehschau erreichte sie ebenfalls die Maximalpunktezahl 5555/98. Die zweite Superkuh steht im Stall der Familie Haldimann und wurde 2005 geboren. «Teysy-Red» hat im Durchschnitt von zwölf Laktationen 8400 Kilo Milch gegeben mit 4,90 % Fett und 3,32 % Eiweiss. Ihr Vater ist der Stier «Jordan» und sie wurde mit 5554/97 punktiert. Der Präsident gratulierte beiden Züchterfamilien zum grossen Zuchterfolg.

Aktive Viehzüchter
Erfreut konnte beim Traktandum Mutationen Familie Rentsch, Kaltenegg, als neues Mitglied in den Viehzuchtverein Dürrenroth aufgenommen werden. Bereits waren ihre Kühe seit zwei Jahren als Gast an den Viehschauen dabei. Mit einem Glückskäfer aus Schokolade sowie den Statuten mit Rechten und Pflichten wurde Familie Rentsch willkommen geheissen. Die Rechnung präsentierte Kassier Jürg Flükiger ausgeglichen und der Jahresbetrag wurde auf fünfundzwanzig Franken belassen.

Die Hauptversammlung des Viehzuchtvereins Dürrenroth wurde noch vor den verschärften Massnahmen des Bundesrats durchgeführt (Anmerkung der Redaktion).

Von Barbara Heiniger