• Mit grosser Leidenschaft engagiert sich der Huttwiler Rolf Bichsel seit 36 Jahren als Nachwuchs-Fussballtrainer. · Bild: zvg

31.01.2022
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Ein Leben für den Sport

Der 56-jährige Huttwiler Rolf Bichsel wurde bei der Club-88-Sportpreisverleihung mit dem Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. Bichsel ist eine Huttwiler Sportlegende. Seit 36 Jahren wirkt er als Nachwuchs-Fussballtrainer. Die Leidenschaft für den Sport lebt Rolf Bichsel aber auch im Beruf.

 

Rolf Bichsel, Sportredaktor und Nachwuchs-Fussballtrainer · «Jeder Tag ohne Sport ist ein verlorener Tag», lautet das Motto von Rolf Bichsel. Der 56-jährige Huttwiler lebt für den Sport . «Ich war fast 9 Jahre alt. Wir hatten daheim nur den Schweizer und den Deutschen Fernsehsender. Meine erste Sporterinnerung: Wie Deutschland 1974 mit einem 2:1 gegen Holland Fussball-Weltmeister wurde.» Als junger Bursche spielte Bichsel im Blumenstädtchen Fussball. Gleichzeitig startete sein Interesse für die journalistische Tätigkeit. Früh begann er als freier Mitarbeiter Sportartikel zu verfassen. Für den «Unter-Emmentaler» besuchte er sämtliche Eishockeyspiele des SC Langnau. Weitere «UE»-Einsätze in verschiedensten Sportarten kommen hinzu. «So war ich an den Wochenenden meist besetzt und konnte nicht mehr selber Fussball spielen», blickt er zurück.

Die Liebe zum Traineramt
Es ist zugleich der Beginn einer neuen Leidenschaft. «Ich schnupperte beim SC Huttwil als Fussballtrainer. Dies gefiel mir ausgezeichnet.» Die ganze Sommer-Rekrutenschule über freut sich der damals 20-Jährige bereits darauf, diese Tätigkeit zu vertiefen. Im Sommer 1986 ist es soweit. Rolf Bichsels Trainerkarriere beginnt bei den Junioren D des SC Huttwil. An der Seite von Paul Schenk schafft er mehr als zehn Jahre später mit den Junioren B zwei Aufstiege in die Meistergruppe. «Ich habe von allen Trainern, mit denen ich zusammengearbeitet habe, etwas gelernt und für mich adaptiert. Doch von Paul habe ich am meisten profitiert», erzählt Bichsel, der jede freie Minute in sein Hobby investiert und der Ansicht ist, dass ein Trainer nie ausgelernt hat. «Er war mit Leib und Seele dabei und hatte einfach den Draht zu den Burschen», lobt der angesprochene Schenk seinen einstigen Co-Trainer. Rolf Bichsels kameradschaftliche Art kommt an. «Mir war es immer wichtig, dass der Teamgeist auch neben dem Platz gepflegt wird.» Unter Bichsel wird während dem Training hart an Technik, Kondition und Taktik gearbeitet, während neben dem Fussballfeld das Teambuilding ins Zentrum rückt.

Junioren C als ideale Altersstufe
Mit dem angeeigneten Fussball-Fachwissen und dem richtigen Händchen im Umgang mit den jungen Burschen im «Flegelalter» feiert Rolf Bichsel grosse Erfolge. Vor allem nach seinem Wechsel 2008 zum ÄmmeTeam, der Juniorengruppierung der Fussballvereine Aemme, BW Oberburg, Langnau und Trubschachen. Dort engagiert er sich als Trainer der Junioren C. «In dieser Altersklasse ist die Trainerarbeit am dankbarsten. Die Jungs träumen davon, grosse Fussballer zu werden und wollen jede Minute ihrer Freizeit mit Fussball verbringen.» Ausserdem schauen die «Giele» zu ihrem Trainer hoch. Bichsel ist ehrgeizig, trinkt selten Alkohol und raucht nicht. Er lebt damit die Vorbildfunktion. Er organisiert Trainingslager (wie das wiederkehrende im Ferienheim Oberwald), Turnierbesuche (u. a. in Tschechien, Oberösterreich, Ungarn oder Finnland), Ausflüge und Reisen und verbessert und stärkt damit die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb des Teams.

Triumphe mit dem ÄmmeTeam
Mit den vielen talentierten und motivierten Spielern formt Rolf Bichsel, Inhaber des Trainerdiploms B+, Siegermannschaften. Er sammelt mit ihnen Fairplay-Auszeichnungen. Und gleich zweimal feiert Rolf Bichsel mit den Junioren C des ÄmmeTeams den Meistertitel in der höchstmöglichen Liga. Den letzten in der Herbstmeisterschaft 2021. Er trainiert damit die beste von 150 Junioren-C-Mannschaften im Fussballverband Bern/Jura. «Vor Teams wie Breitenrain und Thun Nord klassiert zu sein, welche mit den Nationalliga-Teams YB zusammen arbeiten, macht mich schon stolz.» Auf dem Zenit und nach 14 Jahren geht das Engagement von Rolf Bichsel beim FC Aemme zu Ende. «Was Rolf geleistet hat, ist sensationell. Er ist unser mit Abstand erfolgreichster Nachwuchstrainer. In seine Fussstapfen kann niemand treten, weil niemand soviel Herzblut und vor allem so enorm viel Zeit in die Aufgabe stecken kann», würdigt Mario Ritschard, Junioren-Obmann des FC Aemme, das Werk von Rolf Bichsel.

Es geht in der Heimat weiter
Nach 36 Jahren Tätigkeit ist Bichsels Karriere als Nachwuchs-Fussballtrainer aber nicht etwa beendet. Im Gegenteil. Er kehrt zu seinen Wurzeln zurück und will sich ab dem Frühling wieder beim Sportclub Huttwil, seinem Stammverein, engagieren. Er steigt bei den Junioren C in der 1. Stärkeklasse, also zwei Ligen tiefer als bisher, ein. «Wie die Zusammenarbeit mit den bestehenden Trainern ablaufen soll, wird derzeit besprochen», informiert Bichsel. Für ihn war klar, dass er zum SC Huttwil zurückkehrt, obwohl er Anfragen von zahlreichen Fussballvereinen aus der Meistergruppe (Brack Youth League betitelt) erhielt. «Ich bin motiviert, beim SC Huttwil etwas zu bewirken.»
Der Sport begleitet Rolf Bichsel, der zusammen mit seiner Mutter im Elternhaus wohnt, auch im Beruf.

«RoBi», der rasende Sportreporter
Ebenfalls seit 36 Jahren arbeitet er bei der Schweizer Sportnachrichtenagentur Si, welche heute Keystone-SDA heisst. Aus aller Welt berichtet «RoBi» – unter seinem Zeitungskürzel ist er überall bekannt – über das Sportgeschehen. Seine Artikel erscheinen schweizweit in den Print- und Online-Medien. Zu Beginn seiner Tätigkeit war das Ressort Tennis – zusammen mit dem Ressort Ski Nordisch – sein grosses Tummelfeld. Dies hat damit zu tun, dass Rolf Bichsel selber ein passionierter Tennisspieler beim TC Huttwil ist (höchste Klassierung R4). Er hat über Jahre hinweg die Welt bereist, um von Tennisturnieren zu berichten. «Es gab Jahre, da war ich praktisch immer unterwegs. Da habe ich sämtliche Grand-Slam- und viele andere Turniere besucht.» Bichsel ist mit jedem Tennisstar per du und führt mit allen Interviews. «Es war einfacher mit Nadal oder Djokovic Gespräche zu führen  als mit Federer», erinnert sich Bichsel. Mittlerweile hat er das Tennis-Ressort abgegeben. «Nach 20 Jahren hatte ich die ewige Reiserei gesehen. Ausserdem wollte ich mehr Zeit haben für meine Tätigkeit als Fussballtrainer.» Heute steht er dem Ressort Eishockey vor. «Seit jeher fasziniert mich auch diese Sportart, obwohl ich sie nie selber ausgeübt habe.» Im gleichen Unternehmen hat «Robi» die rasante technische Entwicklung im Medienbusiness – mitunter die Veränderung der Sportberichterstattung nach Einführung des Internets – mitgemacht. Und dabei viel Unvergessliches erlebt. So wie beispielsweise die «Entschleunigung» von diesem täglichen Medienzirkus im Januar 2009. Bichsel flog auf eigenen Wunsch nicht wie gewohnt ans Australian Open. Er reist mit einem Frachtschiff an. Die Anreise dauert statt einem Tag lange 21 Tage. Lesen, Essen und Sonne standen auf dem Tagesprogramm. «Ich habe komplett abgeschaltet.»

E-Bike-Ausfahrten und Joggen
Und wie sieht es mit dem eigenen Sporttreiben aus? «Die eigenen Sportaktivitäten haben im Vergleich zu früher abgenommen», gesteht Bichsel. «Hie und da Joggen und regelmässige Ausfahrten mit dem E-Bike sind angesagt.» Auch das gelegentliche Tennisspiel gehört noch zu Bichsels aktivem Sportprogramm. «Ausserdem achte ich darauf, dass ich jeden Tag viele Schritte mache. Im Moment sind es im Schnitt mehr als 21 000 Schritte.» Bewegung braucht Rolf Bichsel. «Ich hoffe, noch lange fit zu bleiben, denn der Sport ist mein Leben.»

Kurz Gefragt

Bester Eishockey-, Fussball- und Tennisspieler ever?
Reto von Arx, Thomas Müller und Novak Djokovic.

Gerade so gut wie Fussball?
Da muss ich lange studieren. Einfach alles andere, was schön ist.

Vorbild?
Arno del Curto. Er hielt seinem Club (HC Davos) eine lange Zeit die Treue. Er denkt in vielen Sachen ähnlich wie ich.  

Freundin?
Ich bin Single aus Überzeugung.  

Bestes Konzert?
Bruce Springsteen 2013 in Genf.

Traum?
Es ist vielmehr ein Wunsch. Und zwar, dass ich gesund bleibe.

Netflix?
Habe ich nicht. Ich schaue fast nur Sport. Die einzigen beiden Serien, die ich mir komplett angeschaut habe, sind «Game of Thrones» und «Lost».    

Gesellschaftsspiele?
Ich jasse sehr gerne.

Süssigkeiten?
Viel zu viel. Schokolade, Studentenschnitten und vieles mehr.

Jahreszeit?
Schon Sommer. Ich bin gerne und oft in der Badi.  

Feriendestination?
Mallorca. Mindestens einmal im Jahr bin ich da. Aber nicht am Ballermann. Mehr im Osten im Gebiet Manacor.

Covid-19?
Ich bin geimpft und geboostert. Ob ich schon eine Corona-Infektion hatte oder nicht, kann ich nicht
sagen. Ich habe mich erst einmal testen lassen.

Von Stefan Leuenberger