• «Glücklich sein und loslassen bei den Tieren» ist ein Leitmotto vom Lebenshof, den Pia Buob (links) mit Stephanie Pulfer in Heimisbach führt. · Bild: Barbara Heiniger

  • Der Bauernhof in Heimisbach ist fast 100 Jahre alt. · Bild: Barbara Heiniger

  • 13 Ziegen verschiedenster Rassen sind auf dem Lebenshof anzutreffen. · Bild: Barbara Heiniger

  • Als eines der nächsten Projekte soll für die Enten ein Weiher auf dem Lebenshof entstehen. · Bild: Barbara Heiniger

  • 25 Kühe, Gusti und Ochsen (Evolène und Braunvieh) sind hier daheim. · Bild: Barbara Heiniger

11.02.2022
Emmental

Ein Lebenshof für Mensch und Tier

Auf dem Lebenshof von Pia Buob können Menschen und Tiere «Einfach Sein». Mit ihrer Philosophie hat sie auf dem Betrieb Under-Schwarzenegg in Heimisbach etwas Besonderes geschaffen. Vom Hof-Erlebnis über das «Care Farming» bis zu Patenschaften reicht das Angebot. Der innovativen Landwirtin gehen die Ideen nicht aus. Solidarische Landwirtschaft und Agrotourismus sind unter anderem Themen, die sie ebenfalls interessieren.

Heimisbach · «Ein nächstes Projekt ist der Bau des Entenweihers», blickt Pia Buob mit einem feinen Lächeln in die nahe Zukunft. Diese Aussage quittieren natürlich die prächtigen Pommernenten dankbar mit einem lustigen Schnattern. Diese alte Entenrasse hat viele Vorzüge und ist ein Tierprojekt von Pro Specie Rara. Für ihre Tiere schafft Pia Buob einen natürlichen, artgerechten Lebensraum. Darin fühlen sich auch Menschen wohl. In verschiedensten Lebenssituationen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen finden Frauen und Männer neue Kraft.

Ein schönes Konzept
Auf dem fast 100-jährigen Bauernhof, der in der Bergzone 1 liegt, lebt Pia Buob tagtäglich vor, was zum Leben wirklich wichtig ist, um glücklich zu sein. Die Landwirtin und Pflegefachfrau HF Psychiatrie, mit langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, hat ein Konzept entwickelt, bei dem die verschiedenen Bereiche ineinanderfliessen und sich wunderbar ergänzen. Sie hat sich ganz bewusst für den Ausstieg aus der Nutztierhaltung entschieden und damit den Weg für eine friedliche, biologische Landwirtschaft geebnet, wo das Wohl der Tiere einen hohen Stellenwert hat. «Mit meinem Lebenshof leiste ich einen Beitrag, dass kein Tier einen Nutzen bringen muss und Menschen wieder Zeit zum Leben finden», hält Pia Buob fest. Diese Vielfältigkeit und speziell Menschen in besonderen Lebenssituationen zu begleiten, braucht sehr viel Energie. Pia Buob ist darum für die Unterstützung von Stephanie Pulfer dankbar. Die ebenfalls gelernte Pflegefachfrau ist auf dem Lebenshof angestellt und hat auch das nötige Wissen rund um das Konzept «Landwirtschaft und Betreuung».

Care-Farming gibt Sinnhaftigkeit
Auf dem Lebenshof hat «Care Farming» einen grossen Stellenwert. So werden «Betreutes Wohnen» mit Langzeit-, Wochenend- oder Ferienplätzen angeboten. Auch eine Burn-out-Prävention, eine -Prophylaxe oder -Reha sind möglich. Dazu können Menschen auch einfach eine allgemeine Auszeit oder ein Time-out bei Pia Buob und dem Lebenshofteam verbringen.
Auch Ferienplätze sind immer wieder möglich. «Beim ‹Care Farming› ist teilweise eine enge Begleitung und Betreuung nötig. Dies ist anspruchsvoll und intensiv», weiss Pia Buob aus Erfahrung. Da sind die «Co-Therapeuten», die vielen Hoftiere, äusserst wertvoll und gute Begleiter. Die Erfahrungen auf dem Lebenshof geben den betroffenen Leuten eine wertvolle Beschäftigung und Sinnhaftigkeit in ihrem Alltag. Ebenso ist es beim Hoferlebnis möglich, aus dem Stress und der Hektik wegzukommen. «Glücklich sein und loslassen bei den Tieren» ist ein Leitmotto dieses Angebots. Gross und Klein, Schulklassen und Gruppen haben die Möglichkeit, den Hof nach ihren eigenen Bedürfnissen zu erleben, dies während einem oder mehreren Tagen. «Speziell während der Corona-Pandemie war es sehr beliebt, mit den Ziegen oder Pferden einen Spaziergang zu machen», erklären Pia Buob und Stephanie Pulfer.

Den Gegebenheiten anpassen
Auf dem Lebenshof gibt es jederzeit Arbeit zu finden. Die Kühe, Gusti und Ochsen der Rassen Evolène und Braunvieh sowie die Urfreiberger und Quarter Horse Pferde lieben ihre Weiden. Ebenso sind die verschiedenen Ziegenrassen ein Blickfang beim Bauernhof. Da gibt es die Bündner Strahlenziege, die Pfauenziege, die Gämsfarbige Gebirgsziege (Brienzer) sowie die seltene Thüringer Waldziege. Gackernde Hühner und schnatternde Enten wissen, sich ebenfalls bemerkbar zu machen.
Über allen wacht dabei die Mischlingshündin Leika. Allerdings bei den eigenwilligen Katzen, die ab und zu auf Mäusefang sind, zieht auch die Hofhündin manchmal den Kürzeren. Einige Bienenstöcke sorgen dafür, dass die Obstbäume auch Früchte tragen. «Wir haben viele Praktikantinnen und Praktikanten auf dem Lebenshof. Beim gemeinsamen Wohnen, Essen und Arbeiten lernen diese viel über Tiere und Natur», berichtet Pia Buob. Ebenso nutzen Firmen die Gelegenheit und machen mit ihren Mitarbeitenden Helfertage. Bei einem feinen vegetarischen oder veganen Essen entstehen so wertvolle, anregende Dis­kussionen über Klima, Ernährung, Umwelt und vieles mehr. Oft lässt sich der Tag auf der Terrasse mit dem eindrücklichen Sonnenuntergang bei einer Tasse Tee, einem Most oder einem guten Glas Wein ausklingen. «Wir passen uns den Gegebenheiten an und suchen nach immer neuen Herausforderungen», bemerkt Pia Buob.
So wird auf dem Lebenshof Dinkel und Hafer angebaut. Tier-Patenschaften und Agro-Tourismus sind aktuelle Projekte. Die Kuhherde «SanftMUHt» von Pia Buob steht unter Narrenschutz (www.hof-narr.ch) und lebt auf dem Chäppishof im Thurgauischen Tannzapfenland. Viele Ideen wird Pia Buob noch verwirklichen und dabei manche Herausforderung meistern, getreu ihrem Motto: «Mit meinem Lebenshof möchte ich einen Beitrag leisten – für Mensch und Tier».

Von Barbara Heiniger