• Dagobert Scharf zeigt in seinem Wohnzimmer einzelne seiner Bilder. Vorwiegend stammen diese aus der Natur. · Bild: Leroy Ryser

22.12.2017
Oberaargau

Ein Ritterschlag für den Hobbyfotografen

Dagobert Scharf kann sich derzeit auf sein persönliches Karriere-Highlight freuen. Der deutsche Hobby-Fotograf, der seit bald 29 Jahren in der Schweiz lebt, kann im kommenden Januar an der «photo18» in Zürich seine Werke ausstellen. Ausgewählt wurde er von der Jury, weil er seinen Beruf mit seinem Hobby verbunden hat.

 

Madiswil · Es ist fast wie ein Ritterschlag, sagt Dagobert Scharf und lacht. Die Zürcher Bilder-Ausstellung von Photo-Schweiz ist eine der grössten Anlässe rund um die Fotografie in der Schweiz. In diesem Jahr wurde die Photo17 über 27 000 Mal besucht und an der Photo18 ist mit Dagobert Scharf auch ein Regionaler dabei. «Als ich das Mail öffnete, welches bestätigte, dass ich ausgewählt wurde um auszustellen, war die Begeisterung gross. In meinem Leben habe ich mich selten derart über etwas gefreut.» Der Ritterschlag, wie er es nennt, ist ihm ausgerechnet gelungen, als er sein Hobby mit dem erlernten Beruf verbunden hat. Als diplomierter Mineraloge kennt er sich mit Steinen bestens aus, weshalb er sie fotografisch auf einem Leuchttisch festgehalten hat. «Bei diesen Fotos ist mir aufgefallen, dass nicht klar war, ob das naturgeschaffen ist oder ob der Mensch nachgeholfen hat», erinnert sich Dagobert Scharf. Deshalb hatte er die Idee, diese Naturbilder mit Menschen zu kombinieren. In der Folge hat er Steine fotografiert und dessen Bilder mit Aufnahmen aus seinem Portrait-Archiv verschmelzen lassen. «Das Ziel von Kunst ist es, dass ein Betrachter mehrmals hinschauen muss. Das ist mir bei diesen Bildern gelungen, weil man den Menschen im Bild nicht immer auf Anhieb erkennt», sagt Dagobert Scharf. Die sogenannten Composings – früher in der Dunkelkammer-Zeit Überlagerung genannt – sollen zeigen, dass der Mensch und die Natur eins sind.

Professionell ausgerüstet
Das Hobby Fotografieren begleitet Dagobert Scharf derweil schon lange. Begonnen hat er mit Naturfotografie, später kamen Portrait-Aufnahmen mit zum Teil bezahlten Models dazu. «Bei meinem ersten Versuch in der Portraitfotografie hatte ich das Glück, ein professionelles Model zu fotografieren. Deshalb wurden die Bilder trotz katastrophaler Beleuchtung gut. Wäre das nicht so gewesen, hätte ich damit vielleicht sofort wieder aufgehört», erinnert sich Dagobert Scharf. Heute aber bietet er Shootings mit bester Blitz-Ausrüstung an, sei es zu Hause in seinem bestens eingerichteten Fotostudio oder auch in der Natur mit mobiler Blitzanlage. Gerne fotografiert er auch heute noch Insekten, dank der Wässermatten ist sein Wohnort Madiswil ideal für sein Hobby gelegen. Einzelne Aufträge konnte er ebenfalls bereits an Land ziehen, ausserdem hat er seine Bilder in über zehn unterschiedlichen Ausstellungen ausgestellt.
Das Fotografieren ist damit nie wirklich zum Beruf geworden, blieb aber immer ein Hobby, für welches er sich gerne Zeit genommen hat. Vor über 40 Jahren hat er mit dem Fotografieren begonnen, etwa im Jahr 1975 hat er seine erste Spiegelreflexkamera gekauft. Später hat er sich ausserdem eine eigene Dunkelkammerausrüstung zugelegt, mit der er hin und wieder experimentiert hat. Umso mehr Zeit investiert er in sein Hobby, seit er im letzten Juni die Pension angetreten hat. Entsprechend hofft er auch künftig auf möglichst viele Aufträge, die ihm den Pensionsalltag versüssen.

Voll auskosten
Immerhin wird vom 12. bis am 16. Januar jener Alltag dichtgedrängt sein. Dagobert Scharf hat sich schliesslich vorgenommen, die Ausstellung, die er seit über 10 Jahren konstant als Interessierter besucht, nun als Aussteller voll auszukosten. «Es ist wichtig präsent zu sein, weil sich möglicherweise Folgeaufträge ergeben», sagt Dagobert Scharf und hängt an: «schliesslich sind alle, die sich für Fotografie interessieren, dort. Und eine solch breite Masse kann ich nur an diesem Event ansprechen.» Er versuche deshalb möglichst durchgehend vor Ort zu sein, um nicht zuletzt auch Werbung in eigener Sache zu machen. Daneben kenne er aus diesem Metier bereits einige Leute, mit denen er einen Schwatz abhalten will. Die Vorfreude ist bereits jetzt gross. Für sein künstlerisches Schaffen sei dieser Event zweifellos ein Highlight. Oder eben: Ein Ritterschlag.

Von Leroy Ryser