• Bereits beim Start um 10 Uhr standen die Testwilligen Schlange vor dem Corona-Test-Truck in der Ribimatte. · Bilder: Leroy Ryser

  • Zu den ersten, die sich testen liessen, gehörte Gemeindepräsident Walter Rohrbach.

  • Mit einem Roboter wurde der verdächtige Rucksack untersucht. · Bild: zvg

15.02.2021
Huttwil

Ein turbulenter, aber virenfreier Test-Tag

Am Samstag wurden im Corona-Test-Truck 117 Personen negativ auf das Coronavirus getestet. Die Aktion erlebte einen holprigen Start: Weil ein verdächtiger Gegenstand am geplanten Teststandort im Oberdorf platziert wurde, musste der Test-Truck in die Ribimatte verschoben werden.

Huttwil · Um 10 Uhr hätte auf dem Parkplatz Oberdorf am Samstagmorgen die Corona-Test-Aktion von Huttwil starten sollen. Am geplanten Standort wurde der Truck aber gar nicht erst platziert. Ein verdächtiger Gegenstand mit beigelegter Drohung versetzte die Verantwortlichen der Aktion und die Po­lizei nämlich schon frühmorgens in Aufruhr. Der Truck wurde kurzerhand in die Ribimatte verschoben und die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot aus, um diesen Rucksack zu untersuchen. Kurz vor Mittag gab die Kantonspolizei dann Entwarnung, der Inhalt des Rucksacks sei ungefährlich gewesen. «Wir mussten wegen dem Inhalt der Drohung und der Platzierung des Rucksacks aber von einer Gefährdung der Test-Aktion aus­gehen», informierte Christoph Gnägi von der Kapo-Medienstelle. Den Wortlaut der Drohung wolle man aber nicht veröffentlichen, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden.
In einer Medienmitteilung wurde darauf hingewiesen, dass seit Anfang Woche mehrere verdächtige Briefe bei unterschiedlichen Ämtern eingegangen seien, oft enthielten diese zudem pulverartige, zunächst unbekannte, Substanzen, die sich aber als ungefährlich herausstellten. «Urhebern von Drohungen und ähnlichen Postsendungen, welche eine potentielle Gefahr suggerieren sollen oder von denen eine solche angenommen werden muss, drohen strafrechtlichen Konsequenzen und hohe Kosten», informierte die Polizei in ihrer Mitteilung. Noch werde die Urheberschaft dieser Aktionen ermittelt, derzeit gebe es aber keine Hinweise, dass die Briefsendungen und die Drohung in Huttwil in einem Zusammenhang stehen würden.

Die Positivitätsrate senken
Der Corona-Test-Aktion hat dies auf den ersten Blick nicht geschadet. Bereits kurz vor zehn Uhr standen mehrere Personen Schlange, um sich testen zu lassen. «Ich mache es meiner Tochter zuliebe», sagte eine ältere Dame. Ihre Tochter hätte das Virus gehabt, nun wolle auch sie sicher gehen. «Ich habe aber nicht Angst vor dem Virus. Auch fühle ich mich kerngesund. Aber sicher ist sicher.» Allgemein waren die Besucher eher älter, auch deshalb hat die Gemeinde der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, sich online und telefonisch anmelden zu können.
Die meisten Besucher waren vor Ort, um Sicherheit über die eigene gesundheitliche Situation zu erlangen. Nur positive Stimmung zur Test-Aktion gab es aber auch in der Ribimatte nicht. Ein Huttwiler Unternehmer sagte leicht angesäuert, dass er mit seinen Mitarbeitern abgemacht ha­be, dass sich alle testen lassen, um «die Positivitätsrate nach unten zu drücken, damit die Läden bald wieder öffnen dürfen». Sie würden sich alle gesund fühlen, Angst vor positiven Resultaten zeigte er keine.

Ein Service für den Bürger
Zu den ersten getesteten Besuchern gehörte indes auch Gemeindepräsi­dent Walter Rohrbach. Zuerst wollte sich der 61-Jährige gar nicht testen lassen, seine Meinung änderte er aber, weil er kürzlich Kontakt zu einer infizierten Person gehabt hat. «Wir trugen beide eine Maske und hatten ständig Abstand, weshalb das Kantonsarzt-Amt einen Test nicht unbedingt für nötig hielt. Ich wollte aber sicher gehen, weil ich hin und wieder mit älteren Leuten in Kontakt komme», erklärte Rohrbach dem «Unter-Emmentaler.» Allgemein finde er die Test-Aktion eine gute Sache, quasi ein Service für die Bevölkerung Hutt­wils. «Ich bin froh, dass dieser Truck auch in den hintersten Zipfel des Kantons Bern kommt», so der Ge­meindepräsident weiter. Ausserdem sei es für jeden Bürger freiwillig, sich testen zu lassen, weshalb er gegen diese Test-Aktion keine Einwände vorbringen könne. Einzig eines störte dann doch ein wenig: «Es hätte nicht unbedingt den kältesten aller Tage treffen müssen», schmunzelte Rohr­bach bei Minus 9 Grad vor dem Truck.

117 Tests, keine Coronaviren
Auch Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation in der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern, zeigte sich zufrieden mit dem Event. «Wir haben mit diesen Aktionen die Möglichkeit, Virenträger ausfindig zu machen, die selbst nicht wissen, dass sie angesteckt sind», begründete Giebel. Solche gab es in Huttwil aber keine, die 117 Testresultate fielen nämlich alle negativ aus. Die Reaktionen zu diesen Test-Aktionen seien jeweils gut, so Giebel weiter. «Die Bevölkerung hat damit eine Möglichkeit, sich einfach vor Ort testen zu lassen. Für die Gesundheitsdirektion ergibt sich zudem der Vorteil, dass man die Dunkelziffer besser einschätzen kann.»
Dass sich in Huttwil nicht mehr testen liessen, habe wohl mit der Kälte zu tun gehabt, glaubte Gundekar Giebel, auch könnte die Drohung einen Einfluss gehabt haben. Immerhin das Test-Personal, rund zwölf Personen, habe bestens reagiert, so der Kommunikationsverantwortliche. «Das Team hat die Arbeit am neuen Ort unvoreingenommen aufgenommen. Der neue Standort wurde überwacht, das gab eine gute Sicherheit.» Zweifellos blicken die Verantwortlichen aber dennoch auf einen speziellen, «erfolglosen» Test-Samstag in Huttwil zurück.

Von Leroy Ryser