• Die Schwingfestarena, welche 56 500 Zuschauern Platz bieten wird, entsteht. · Bild: swiss-image.ch

01.07.2019
Sport

Ein Überblick über das Schwingsporthighlight

Eidgenössisches Schwingfest in Zug – Das Eidgenössische Schwingfest ist mit dem Eid­genössischen Turnfest das grösste wiederkehrende Sportereignis und eines der grössten Volksfeste der Schweiz. Es findet alle drei Jahre an einem anderen Ort statt. Nach Estavayer-le-Lac im Jahr 2016 wird das nächste «Eidgenössische» vom 23. bis 25. August 2019 in Zug durchgeführt.

Schwingen · Erst zum dritten Mal seit der Gründung des Eidgenössischen Schwingerverbandes vor über 120 Jahren kommt damit das «Eidgenössische» nach 1943 und 1961 wieder im Zugerland zur Austragung. Rund 300 000 Besucherinnen und Besucher werden am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2019 in Zug erwartet, und mehr als    56 500 begeisterte Anhänger werden die Schwingwettkämpfe in den sieben Sägemehlringen live vor Ort in der eigens dafür erstellten temporären Arena, dem grössten Stadion der Schweiz, mitverfolgen.

Die Schwinger
Die Anzahl der Startplätze für einen Teilverband richtet sich nach seiner Grösse. Die Innerschweizer dürfen als grösster Teilverband am meisten Schwinger ans «Eidgenössische» schicken (85). Die restliche Verteilung sieht wie folgt aus: Nordostschweiz 65 Startplätze, Bern 58, Nordwestschweiz 30 und Südwestschweiz 30. Die Selektionen nehmen die Technischen Leiter in den Teilverbänden vor. Hinzu kommen acht Startplätze für Auslandschweizer. Weitere 21 Schwinger sind als Ersatzschwinger aufgelistet.

Die Regionalen Schwingklubs
Auch von den drei Schwingklubs aus der «UE-Region» werden die besten Athleten in Zug im Sägemehl stehen. Beim Schwingklub Langenthal sieht es derzeit danach aus, dass mit Florian Weyermann (Lotzwil) und Dominik Zangger (Pfaffnau) zwei Schwinger nach Zug reisen werden. Noch mehr Athleten dürfte der Schwingklub Sumiswald schicken können, angeführt vom Zugpferd Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen). Weiter dürften auch Patrick Schenk (Koppigen), Philipp Gehrig (Zollbrück) und die Gebrüder Gustav und Konrad Steffen (beide Koppigen) gute Chancen auf ein Mitschwing-Ticket haben. Urs Hodel (Huttwil) war der letzte Schwinger vom Schwingklub Huttwil, der an einem «Eidgenössichen» im Sägemehl stand (Luzern 2004). Seither konnte vom Schwingklub Huttwil kein Schwinger mehr an einem Eidgenössischen Anlass teilnehmen. Dies dürfte höchstwahrscheinlich auch in diesem Jahr der Fall sein. Mittlerweile sind fünf von sechs Gauverbandsfesten vorbei. Das Oberländische Schwingfest findet am 13. Juli statt. Normalerweise reichen zwei Kränze für die Qualifikation ans «Eidgenössische». Dies aber ohne Gewähr. Dementsprechend ist noch kein Athlet fix eingeteilt. Selektioniert wird bei den Bernern erst nach dem Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Münsingen, also Mitte August.
 
Der Sport
Schwingen ist in der Schweiz längst keine Randsportart mehr, sondern wird immer beliebter. Zu Tausenden pilgern die Fans Jahr für Jahr an die regionalen und kantonalen Schwingfeste oder auf den Brünig, die Schwäg­alp, den Stoos oder zum Schwarzsee an die Bergfeste. So richtig im Rampenlicht steht der Schwingsport aber dennoch nur alle drei Jahre – wenn das «Eidgenössische» ansteht und der «Schwingerkönig» ermittelt wird. Längst ist das ESAF ausverkauft. Organisiert wird das «Eidgenössische» jeweils von einem der fünf Schweizer Teilverbände: Bernisch-Kantonaler Schwingerverband (BKSV), Innerschweizer Schwingerverband (ISV), Nordostschweizer Schwingerverband (NOSV), Nordwestschweizer Schwingerverband (NWSV) und dem Südwestschweizer Schwingerverband (SWSV).

Die Kampfrichter
Insgesamt stehen in Zug 21 Kampfrichter im Einsatz. Hinzu kommen fünf Ersatzleute. Vom Bernisch-Kantonalen Schwingerverband werden Robert Schenk (Zürich), Alfred Wiedmer (Fankhaus), Franz Megert (Aeschi b. Spiez), Michel Schär (Tramelan) und Adrian Blatter (Oberbütschel) im Einsatz stehen. Als Ersatzmann reist zudem der Oberaargauer Rolf Rohr-
bach (Aarwangen) ans Eidgenössische Schwingfest. Ihre Entscheide werden in Zug für die «Bösen» Gesetz sein.

Die Panini-Bilder
Nach 2010 und 2016 wird heuer nun zum dritten Mal ein Schwinger-Sammelalbum lanciert. Das Heft beinhaltet 64 Seiten und umfasst 350 Sticker-Bilder zum Sammeln, Tauschen und Einkleben. Das Album enthält Bilder von den ganz «Bösen», aber auch vom Nachwuchs. «Somit ist das Sammel­album nicht nur ein Klebeheft, sondern vielmehr auch ein Nachschlagewerk», halten die Herausgeber in einer Mitteilung fest. Die Jungen erhalten im Heft ein eigenes Kapitel mit Impressionen und Porträts vom Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag 2018 in Landquart. Für den Schwing­sport ist der Verkauf doppelt interessant: Die bodenständige Sportart erhält zusätzliche Publizität, und ein Teil des Erlöses geht an die Klubs und den Nachwuchs. Derzeit lösen die «Bösen» ein Sammel- und Tauschfieber aus. So auch in der «UE»-Region.

Der Siegespreis
Auf den Sieger wartet traditionsgemäss ein prächtiger «Muni» als Lebendpreis. Diesmal ist es «Kolin». Der «Muni» hat prominente Paten: Harry Knüsel, einziger Schwingerkönig der Innerschweiz, und Sonja Kälin, Schwingerkönigin von 2012, 2015 und 2016. Meist behält der König ihn allerdings nicht, sondern verkauft ihn weiter. Fast wichtiger als der «Siegermuni» ist in den letzten Jahren ohnehin eine andere Belohnung geworden: Die lukrativen Werbeverträge, die auf den Schwingerkönig warten.

Die Nachhaltigkeit
Das OK ESAF 2019 Zug hat sich zum Ziel gesetzt, das bisher nachhaltigste Eidgenössische Schwingfest durchzuführen, welches explizit ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement beinhaltet. Es soll das erste klimaneutrale ESAF werden. Die Vision des ESAF 2019 Zug zielt nicht nur darauf ab, ein stimmungsvolles und sportlich einmaliges Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest zu organisieren, sondern der grösste Sportanlass der Schweiz soll auch wirtschaftlich sowie ökologisch erfolgreich sein. «Ein Anlass dieser Grösse hat unweigerlich Folgen für die Region, die lokale Gesellschaft und die Umwelt», betont OK-Präsident und Regierungsrat Heinz Tännler. Um die zusätzlichen Belastungen für die Bevölkerung und die Umwelt möglichst tief zu halten und gleichzeitig eine hohe Zufriedenheit aller Anspruchsgruppen zu erreichen, wurde die vorliegende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. «Diese definiert klare Ziele. Zum Beispiel ein ausgeglichenes Budget, Wertschöpfung in der Region, eine zufriedene Zuger Bevölkerung, glückliche ESAF-Besucherinnen und -Besucher sowie einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt.»

Der Bau
Der Aufwand und der Landbedarf für das ESAF 2019, zu welchem das Organisationskomitee rund 350 000 Besucherinnen und Besucher erwartet, sind gross. Die in Hexagonform (sechs gleich lange Seiten) angeordnete Tribüne der Zug-Arena bietet 56 500 Personen Platz. Das ist die grösste temporäre Tribüne der Welt. Zum Vergleich: Das Stade de Suisse in Bern hat rund 32 000 Plätze, der St.-Jakob-Park in Basel rund 38 500 Plätze. Das Festareal umfasst 33 Hektaren. Das gesamte Festareal (Fest, Camping, Parkplätze) ist rund 75 Hektaren gross. Die sechseckige Innenfläche der Arena umfasst sieben Sägemehlringe; jeder Ring hat einen Durchmesser von 14 Metern. In einem ersten Schritt wurde die bestehende Landstrasse vom Unterwerk Baar ins Festgelände mit einem provisorischen Asphaltbelag erstellt; der Belag wird nach dem Fest wieder zurückgebaut. Dank dieser Zu- und Wegfahrt kann das Gebiet Zug-West weitgehend von Transportfahrten entlastet werden. Das Gelände rund um die Arena wird auf einer Breite von rund zwölf Metern eingekiest. Ebenfalls auf Kies zu stehen kommt die Arena mit den nicht gedeckten Sitzplätzen auf einer Breite von 20 Metern. Insgesamt werden dafür rund 18 000 Kubikmeter Kies benötigt. Mit dem Bau der Zug- Arena wurde mit Hilfe der Schweizer Armee am 17. Juni begonnen.

Die Tickets
4000 Tickets gelangten am Mittwoch, 22. Mai 2019, in den freien Verkauf, gleich viel wie bei den Vorgänger-ESAF in Burgdorf und Estavayer. Beim Ablauf gab es allerdings eine Änderung: Bisher galt «First come, first served». Für das Fest in Zug konnte man sich bei Ticketcorner, Ticketpartner des ESAF 2019 Zug, während 24 Stunden einschreiben und maximal vier Tickets bestellen. Danach entschied das Los über die Zuteilung. Mit diesem Verfahren haben alle die gleiche Chance, zu den begehrten Tickets zu kommen. Um Mitternacht, als die Plattform geschlossen wurde, waren es 53 250 Registrierungen oder 183 000 Tickets. «Das sind sehr beeindruckende Zahlen. Die Nachfrage war riesig», sagt der CEO von Ticketcorner, Urs Wyss. Die Website des OK’s war in den frühen Morgenstunden überlastet; man verzeichnete über 2 Millionen Zugriffe. Die glücklichen Ticketbesitzer wurden per Mail benachrichtigt und hatten danach während einem Zeitfenster von 48 Stunden Gelegenheit, die Tickets definitiv zu kaufen. Der grösste Teil der Tickets gelangt zu den Schwingklubs in der gesamten Schweiz, die dann versuchen, die Tickets unter ihren Vereinsmitgliedern gerecht zu verteilen.
 
Die Zuschauer
Auch ein «richtiger» König wird im Publikum zu finden sein. Zu den Ehrengästen des Grossanlasses gehört der König des Inselstaats Tonga im Südpazifik, König Tupou VI. Der 59-Jährige reist im August für einen Botschaftsbesuch in die Schweiz. «Er schrieb uns, dass er gerne beide Tage ans Schwingfest komme», sagte OK-Chef Heinz Tännler gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Der König des rund 100 000 Einwohner zählenden Landes ist nicht der einzige prominente Ehrengast am ESAF. Auch Fürst Albert von Monaco wird das Ringen der «Bösen» vor Ort mitverfolgen. Hinzu kommen diverse Schweizer Bundesräte und viele weitere Parlamentarier. Aber auch Promis aus allen erdenklichen Sparten werden die Zweikämpfe aus nächster Nähe mitverfolgen.

Und was sagt der Experte?
«Samuel Giger, Armon Orlik, Joel Wicki, Christian Stucki, das sind die vier Topfavoriten. Mitfavoriten sind Pirmin Reichmuth, Remo Käser, Kilian Wenger und Daniel Bösch.» Und Matthias Glarner? «Falls er zu 100 Prozent fit wird, traue ich ihm viel zu. Er unternimmt alles für den Erfolg und kennt keine Kompromisse», sagte der zurückgetretene Spitzenschwinger und Schwingerkönig Matthias Sempach zur «Luzerner Zeitung» auf die Frage nach dem neuen König.

Von Yanick Kurth