• In Führung liegend stürzt Sanna Lüdi beim zweiten Weltcuprennen im schwedischen Idre Fjäll wenige Meter vor dem Ziel schwer und verpasst deshalb ihre vierten Olympischen Winterspiele. · Bild: SRF Sport

27.01.2022
Sport

Ein unnötiger Sturz mit brutalen Folgen

Völlig unnötig ist Skicrosserin Sanna Lüdi (Skiclub Ahorn-Eriswil) am Sonntag im Weltcuprennen im schwedischen Idre Fjäll im kleinen Final gestürzt. Der Sturz hat fatale Folgen. Die 35-Jährige verletzte sich am Knöchel und verpasst damit ihre vierten Olympischen Winterspiele.

Sanna Lüdi, Skicrosserin SC Ahorn-Eriswil · 168 Athletinnen und Athleten werden die Schweiz an den Olympischen Spielen in Peking vertreten. Als letzte Olympia-Teilnehmer wurden am Montag von Swiss Olympic die alpinen Skifahrer und die Skicrosser sowie einzelne Athleten aus anderen Sportarten nominiert.

Kein Aufgebot für Sanna Lüdi
Im Skicross-Aufgebot der Frauen sind die Namen Talina Gantenbein, Saskja Lack und Fanny Smith enthalten. Der Name Sanna Lüdi taucht im Aufgebot nicht auf. «Aufgrund ihres Sturzes im letzten Weltcuprennen in Schweden wurde Sanna Lüdi nicht für die Olympischen Spiele selektioniert», informiert Christian Stahl, Kommunikationsverantwortlicher von Swiss Ski. Aber die 35-jährige Athletin vom Skiclub Ahorn-Eriswil hat doch die Selektionskriterien von Swiss Athletics erfüllt? «Dessen sind wir uns bewusst. Und Sanna Lüdi wäre auch im Schweizer Skicross-Olympiateam dabei gewesen, wenn sie sich nicht verletzt hätte», erklärt Stahl. Trotz der Nichtbeachtung besteht damit die Möglichkeit, dass Sanna Lüdi von Swiss Olympic noch nachnominiert werden könnte. «Dies wird nicht passieren», erklärt Stahl. «Die Zeit, um sich von der notwendig gewordenen Operation zu erholen, ist zu kurz.»

In Führung liegend gestürzt
Rückblick: Am Sonntag fährt Skicrosserin Sanna Lüdi im schwedischen Idre Fjäll nach dem wohl besten Lauf im für sie bisher durchzogenen Winter unbedrängt als Führende auf die langgezogene Zielgerade. Es handelt sich dabei um den kleinen Final des zehnten Weltcuprennens der Saison, dem zweiten Rennen in Idre Fjäll. Es geht um die Ränge 5 bis 8. Bloss die 600 Meter lange Zielgerade mit drei grossen Sprüngen und vielen Wellen trennen die 35-Jährige noch von ihrem besten Saisonresultat sowie einer optimalen Olympia-Hauptprobe. Lüdi schnappt sich vor der zweitletzten Steilwandkurve die Führende und biegt als erste Fahrerin auf die Zielgerade ein. Die drei Sprünge meistert sie problemlos. Dann passiert es. Völlig unbedrängt – und deshalb unbegreiflich und im Nachhinein betrachtet auch äussert ärgerlich – stürzt Lüdi bloss 200 m vor dem Ziel. Sie kann eine der vielen Wellen nicht richtig drücken, wird ausgehebelt und schlägt mit voller Wucht genau auf eine weitere Welle auf. Der Aufprall war so heftig, dass sich Lüdi verletzte. «Nach der Abschwellung wird sogar ein Eingriff notwendig», informiert Stahl. «Der Knöchel am linken Fuss muss operiert werden.» Ob auch ein Eingriff am Knie notwendig ist, muss noch abgeklärt werden.

Keine vierte Olympia-Teilnahme
Die Enttäuschung bei Sanna Lüdi ist gewaltig. Die Athletin, welche über Ski Alpin-Rennen im Winter 2008 zum Skicross stiess, hätte in Peking ihre vierten Olympischen Winterspiele miterlebt und dabei versucht, den 7. Diplomrang von 2018 in Pyeongchang zu verbessern. Daraus wird jetzt nichts. Die niedergeschlagene Lüdi mag dazu nichts sagen, verweist auf die offizielle Mitteilung von Swiss Ski, gibt dann dem «UE» aber trotzdem ein kleines Statement ab: «Ich muss froh sein, wenn ich nach der Operation wieder laufen kann.» Und schiebt dann enttäuscht nach: «Es gibt keine Chance, rechtzeitig zum Olympiarennen parat zu sein.» Damit bestätigt die Kämpferin, die nie aufgibt (ihr Motto lautet «never give up») und schon so oft mit nicht ganz ausgeheilten Verletzungen an den Start ging, die Meldung des Verbandes und lässt damit den Traum von vierten Olympischen Winterspielen definitiv platzen. Derzeit befindet sich Lüdi in der Schulthess Klinik in Zürich. Die Frage, ob dieser tragische Zwischenfall ihr Karrierenende bedeutet, beantwortet sie nicht.

Von Stefan Leuenberger