• Die Parkplätze beim Huttwiler Freibad sind knapp. Das führt zu Problemen bei den Anwohnern. · Bilder: Leroy Ryser

  • Die gesteigerte Attraktivität der renovierten Badi erfreut die Besuchenden.

20.08.2021
Huttwil

Eine Badi-Geschichte, bei der alle verlieren

Das neu renovierte Huttwiler Freibad bereitet den Besuchern Freude. Durch das etwas vergrösserte Interesse werden aber auch altbekannte Probleme neu hochgekocht. Und beim Parkplatzproblem verlieren alle daran Beteiligten irgendwie.

Der diesjährige Sommer bereitet wahrlich nicht nur Freude. Das Wetter ist launisch, nur selten ist es wirklich warm, höchstens hartgesottene Badefans verirren sich in die Badi. Ausnahme letzte Woche: Da zeigte sich der Sommer von der schönen Seite und begeisterte damit auch die Huttwiler. Diese konnten ihre neu renovierte Badi nämlich einem ersten «ernsthaften» Test unterziehen. Und da besteht kein Zweifel, den hat sie bestanden.
Verständlicherweise war gerade in der letzten Woche der Andrang erstmals wirklich gross. Bei bestem Wetter wollten viele die neue Badi besuchen, weshalb nicht wenige das Auto bepackten und losfuhren. Genau dort beginnt aber das aktuell grösste und vielleicht einzige wirkliche Problem der Huttwiler Badi: Parkplätze waren immer Mangelware und verbessert hat sich die Situation mit dem Umbau nicht.

Problem nur an Spitzentagen
Davon betroffen ist beispielsweise die Familie Gerber. Landwirt Walter Gerber hat sich auch deshalb in der letzten Woche bei Gemeinderat Alexander Grädel gemeldet. «Wir konnten weder zu- noch wegfahren. Auch die Feuerwehr hätte es nicht mehr bis zu uns geschafft», sagt der Badi-Anwohner. Zwar habe er an gewissen Stellen Absperrband angebracht, ebenso seien mobile Pfosten aufgestellt, damit nicht direkt vor dem Haus parkiert wird, dann aber stellen die Besucher die Autos einfach auf die Zufahrtsstrassen und blockieren diese. «Früher haben wir jeweils noch einzelnen Besuchern gestattet, unsere Parkplätze zu nutzen. Beispielsweise Freunden und Bekannten.
Das Problem aber ist: Wenn schon ein Auto dasteht, dann fragt der zweite Autofahrer nicht mehr, sondern stellt den Wagen ohne zu zögern hin.» Innert Kürze sei dann jeweils alles zugeparkt.
Tatsächlich besteht dieses Problem zumeist nur an warmen Spitzentagen, ansonsten genügen die rund 50 Parkplätze für die Besucher. Das an diesen Tagen durchzustehen, sei in der aktuellen Situation aber nicht möglich. «Ich gönne es jedem, der die Badi nutzen kann. Auch habe ich grundsätzlich kein Problem mit der Badi. Das Problem ist aber ein anderes», sagt Walter Gerber und führt weiter aus: «Wenn es warm ist, hat nicht nur die Badi Spitzentage, sondern auch wir. Wir heuen oder ernten dann – und sind darauf angewiesen, dass wir unsere Maschinen vom Hof weg und hinzu bewegen können.» Deshalb habe man auch mit Alexander Grädel Kontakt aufgenommen, um eine Lösung zu suchen.

Für Parkplatznot sensibilisieren
Der Huttwiler Gemeinderat bestätigt dies auf Anfrage des «Unter-Emmentalers» und zeigt Verständnis für die Anwohner. «Just vor der Saison wurde ich erstmals auf dieses Problem, welches offenbar schon länger besteht, aufmerksam. Wir haben nun versucht, bereits kurzfristig Einfluss zu nehmen und streben so gut es geht auch längerfristige Lösungen an.» Das bedeute vor allem, dass man versuche, die Badigäste in einem ersten Schritt zu sensibilisieren. Viele der Autos gehören nämlich Huttwilern. Diese wolle man ermuntern, das Auto zu Hause zu lassen. «Ausserdem wurden Autos oft mehrmals übers Wochenende stehengelassen, ohne überhaupt die Badi zu besuchen. Deren Halter wurden angeschrieben und kamen der Bitte freundlicherweise prompt nach, die Autos dort nicht mehr stehen zu lassen.» Eine Entlastung sei dementsprechend phasenweise spürbar, das Problem sei damit aber noch nicht
gelöst, gibt auch Grädel zu und verweist auf bald stattfindende Sitzungen, bei der die Parkplatzsituation diskutiert wird.
Möglich scheint indes auch, dass die Parkplatzbewirtschaftung bald wieder thematisiert werden könnte, in den letzten Jahren war dies in Huttwil aber nicht nur in der Badeanstalt ein Thema, gerade dort ist zweifellos aber ebenfalls ein Fokuspunkt, wenn es ums Thema «gratis parkieren» geht.

Auch Badiverein zeigt Verständnis
Mit Verständnis reagierte indes auch Thomas Nyffeler, Präsident vom betreibenden Badiverein. Seine Antworten waren ähnlich wie jene von Grädel. «An Spitzentagen ist die Situation nicht zufriedenstellend», bestätigt Nyffeler, der selbst auch Anwohner ist. Auch habe er Kenntnis genommen von negativen Äusserungen von einzelnen Anwohnern. Oft seien Kritiken aber eher online als bei ihm persönlich geäussert worden. «An guten Tagen fehlen uns zwischen 10 und 20 Parkplätze, das ist ein Fakt. Und dass niemand in der Ribimatte parken will, weil er danach über einen Kilometer laufen muss, verstehe ich ebenso», sagt Nyffeler. Ideen, das Problem zu lösen, seien vorhanden, scheinen vorerst aber eher schwer umsetzbar. Eine kurzfristige Lösung habe auch er nicht parat. Gleichzeitig gibt auch er Alexander Grädel recht: «Die Situation würde bereits bessern, wenn die Huttwiler Besucher auf das Auto verzichten würden.» Sowieso werde man aber versuchen, eine Lösung zu finden, könne er seine Nachbarn doch durchaus verstehen.
Nicht zuletzt damit ist klar: Bei der Parkplatzgeschichte beim Schwimmbad Huttwil verlieren letztlich alle Beteiligten. Zu hoffen ist daher einzig, dass die endgültige Eskalation verhindert werden kann. Gelingt dies nicht, wird früher oder später die Polizei gezwungen sein, Falschparkierer hart zu bestrafen oder gar abzuschleppen.

Von Leroy Ryser