• Nach einer langen Pause kann Mathias Flückiger aus Leimiswil endlich wieder Mountainbike-Rennen fahren. · Bild: zvg

23.07.2020
Sport

Eine besondere Spannung und Vorfreude

Mathias Flückiger, Mountainbiker aus Leimiswil – Am vergangenen Wochenende haben die Schweizer Elite-Mountainbiker ihre ersten Rennen seit dem Lockdown fahren können. Am bevorstehenden Wochenende findet die Schweizermeisterschaft in Gränichen statt. Mit dabei ist auch der Leimiswiler Mathias Flückiger, der im letzten Jahr Zweiter wurde und im vorletzten Jahr sogar gewann.

Radsport · Endlich und doch noch finden auch im Bikesport die ersten grossen Rennen statt. Auch für Mathias Flückiger ist das so etwas wie eine Befreiung, die letzten Wochen seien vor allem auch mental schwierig gewesen. «Man hat sich immer viel Zeit gelassen, bis man die Rennen abgesagt hat. Dabei hat man es schon lange kommen sehen», kritisiert der Oberaargauer und nennt gleich die Gründe: «Dass bei einem Weltcup-Rennen nur schon die Fahrer und Betreuer in allen Kategorien über 1000 Personen zählen, war schon lange klar. Wieso also wurden wir so lange hingehalten?» Er sei verärgert, wie die Saison bisher verlaufen sei – oder eben nicht, vor allem auch, wegen dem Vorgehen und der Kommunikation des Weltverbandes. «Immerhin können wir in der Schweiz nun einzelne Rennen fahren. Und eigentlich wäre das auch auf Weltcup-Niveau möglich gewesen», sagt er und nennt die aktuellen Bedingungen für die Schweizer-Rennen: «Die Kategorien fahren zu getrennten Zeiten. Man kommt auf die Strecke, begutachtet sie, fährt das Rennen und geht wieder, bevor die Fahrer der nächsten Kategorie ankommen.» So wird verhindert, dass über 1000 Personen sich zeitgleich auf derselben Strecke tummeln. Damit wird die Durchführung des Anlasses überhaupt erst ermöglicht. «Die letzten Wochen waren speziell», erinnert er sich. «Lange wurde uns gesagt, dass einzelne Rennen mit absoluter Sicherheit stattfinden, jetzt sind es gerade noch drei Weltcup-Rennen. Der Rest ist abgesagt.» Mental bereite dies Mühe, weil man hingehalten werde und sich letztlich immer wieder neu einstellen müsse. «Viele hätten diese Zeit anders genutzt, wenn sie gewusst hätten, dass die meisten Rennen definitiv nicht stattfinden werden.» Das hätte die Planung verändert und vereinfacht, findet Flückiger. Die Unsicherheit habe dazu geführt, dass man sich trotzdem vorbereiten musste – auch in der Hoffnung, dass immerhin etwas stattfinden kann. Die ständige Veränderung der Ausgangslage sei für ihn aus sportlicher Sicht mühsam gewesen.

Nach zehn Monaten
Dass nun in einem ersten Moment vier Schweizer Rennen stattfinden, freue ihn aber sehr, aufraffen müsse er sich dafür keinesfalls. «Grundsätzlich bike ich gerne, aber letztlich ist es nicht einfach ein Hobby. Ich arbeite auf ein Ziel hin. Und wenn ich ein Rennen fahre, dann weiss ich, ob ich mich steigern oder wo ich mich verbessern muss.» Dieser Motivationskreislauf sei ohne Rennen unterbrochen, entsprechend sei es wichtig, dass man auch Rennen fahren kann, um sich einfacher motivieren zu können. «Ein Rennen zu fahren gehört dazu. Nach zehn Monaten Pause mein erstes Rennen zu fahren – darauf freue ich mich riesig.» Sowieso sei ausserdem das erste Rennen einer Saison stets etwas Spezielles, in diesem Jahr nun sogar umso mehr. «Nicht alle haben gleich trainiert und die rennfreie Zeit wurde dadurch anders genutzt», weiss Mathias Flückiger. Er selbst sehe die Wettkämpfe als wichtigster Part im Entwicklungsprozess eines Athleten, weil man durch Resultate angetrieben wird. «Aber vielleicht haben einzelne Fahrer in dieser Zeit besonders profitieren können – wer weiss.» Auch deshalb sei er vor diesem Rennen sehr neugierig, wie es sein wird. Aber: «Nervös werde ich nicht sein. Nur weil ich vier Monate länger als gedacht kein Rennen gefahren bin, habe ich noch nicht alles vergessen», scherzt er. So sei er überzeugt, dass er im Moment vor dem Start sich automatisch «heimisch» fühlen werde.

Fragliche Fortsetzung der Saison
Noch im letzten Jahr wurde Mathias Flückiger hinter Nino Schurter auf der gleichen Strecke in Gränichen Zweiter, im Jahr zuvor gewann er in Andermatt sogar den Schweizermeistertitel. Eine Prognose will er für das SM-Rennen am Sonntag aber nicht machen, auch weil er nicht einschätzen kann, wo er selbst im Vergleich mit der Konkurrenz steht. «Im Training fühle ich mich langsam aber sicher wieder gut und fit. Aber ein Rennen fahren ist dann immer noch etwas anderes.» Da gehört natürlich die Schweizermeisterschaft umso mehr dazu, ist doch mit ihm und Nino Schurter auch gleich die Welt-Elite vertreten. Daneben behält er unter anderem die Weltmeisterschaft in Österreich im Auge, die bisher noch nicht abgesagt wurde, ebenso wie die noch nicht festgesetzte Europameisterschaft, die möglicherweise noch stattfinden könnte. Die Mountainbike-Weltmeisterschaft 2020 soll im österreichischen Leogang stattfinden. Wie der Radsport-Weltverband UCI mitteilte, wurde die WM für die Zeit vom 5. bis 11. Oktober angesetzt. «Aber hier kann noch viel passieren, erstaunen würde mich nach den letzten Wochen nicht mehr viel», sagt Mathias Flückiger, der nun hofft, dass möglichst bald für diese Rennen im Herbst ein endgültiger – hoffentlich positiver – Entscheid gefällt wird. Bis dahin wird er aber versuchen, sich unter Schweizer Konkurrenten durchzusetzen.

Von Leroy Ryser