• Martin Zürcher aus Weier auf dem Weg zum überlegenen Tagessieg bei der Premiere von «Evas Hilly Loop» in Hasle. · Bilder: Melih Bildik

  • Organisatorin und Extrem-Ausdauersportlerin Eva Hürlimann freut sich: Laufteilnehmer Walter Beck aus Bolligen hat sich extra ein T-Shirt anfertigen lassen. 

18.06.2020
Sport

Eine ganz besondere Wettkampf-Rückkehr

«Evas Hilly Loop», 1. Rennen in Hasle – In der wettkampflosen Coronavirus-Zeit hat die 37-jährige Ausdauersportlerin Eva Hürlimann aus Hasle eine dreiteilige Laufserie mit Intervallstart ins Leben gerufen. Die Premiere auf einem 9,5 km langen Rundkurs in Hasle zählte 58 Mitmachende. Den Tagessieg holte sich Martin Zürcher aus Weier in starken 35:05 Minuten.

Laufsport · «Ich wollte einfach etwas zurückgeben», sagt die Hasle-Rüegsauerin Eva Hürlimann. «Und weil ich derzeit selber keine Wettkämpfe bestreiten kann, war die Gelegenheit, meine schon lange im Kopf herumgeisternde Idee in die Tat umzusetzen, jetzt geradezu ideal.» Die 37-jährige Ausdauerathletin mit dem extremen Leistungsausweis (siehe Kasten) organisierte zusammen mit ihrem Mann Hugi in Hasle am Sonntag den ersten von drei Wettkämpfen der «Evas Hilly Loop»-Serie. «50 Mitmachende haben wir uns beim Premierenlauf gewünscht. 58 sind schliesslich gekommen. Wir sind super happy mit diesem Ergebnis», freut sich die dreifache Mutter.

Rennen einzeln absolviert
Die Startenden konnten von 10.30 bis 11.30 Uhr im Intervallstart-System die schöne Rundstrecke mit Start und Ziel nahe der Mehrzweckhalle Preisegg in Hasle mit einem zeitlichen Abstand nacheinander in Angriff nehmen. «Mit diesem Wettkampfsystem konnten Menschenansammlungen verhindert werden», erklärt Hürlimann. Jeder Mitmachende startete einzeln und lief anschliessend die 9,5 km lange Strecke im selbstgewählten Tempo für sich. Da auf Umkleidekabinen und Duschmöglichkeiten verzichtet wurde, kam es auch nach dem Lauf zu keinen Versammlungen. Die Mitmachenden waren über diese Regelungen informiert. «Das Feedback war überwältigend. Die Laufsportler waren so glücklich, sich nach einer langen Trainingsphase endlich wieder einmal messen zu können», sagt Eva Hürlimann. «Viele hatten langsam genug von den virtuellen Vergleichen während der Coronavirus-Phase.»

Die Schweiz ist ein Laufsportland
Kein Wunder. Wegen den strengen Auflagen und der Tatsache, dass bis Ende August keine Veranstaltungen mit über 1000 Leuten stattfinden dürfen, wurden seit März satte 200 Laufsportveranstaltungen abgesagt. Mit rund 550 Veranstaltungen im Jahr und über 500 000 Läuferinnen und Läufern gehört die Schweiz gemessen an der Einwohnerzahl zu den Top-Laufsportnationen der Welt. Umso motivierter waren die Mitmachenden an «Evas Hilly Loop», bei dem es wegen Corona zwar keine herkömmliche Rangverkündigung nach dem Lauf gab, aber natürlich eine Rangliste und Preise. «Alle Podestklassierten erhielten schöne Gaben. Zudem konnte ich wegen der Grosszügigkeit meiner persönlichen Sponsoren jedem Mitmachenden ein schönes Garmin-Finisher-Shirt sowie ein Cap übergeben», freut sich die Hasle-Rüegsauerin. «Die Startgelder habe ich alle in den Lauf zurückfliessen lassen, mit ihnen die Ausgaben gedeckt. Der Sinn der Veranstaltung ist nicht die Geldmacherei», erklärt die diplomierte Pflegefachfrau HF.

Statt Berliner Marathon viel Radfahren
Die Premiere verlief einwandfrei. «Eva ist auch im Organisieren ein Talent», lobt Martin Zürcher, der mit der Nummer 3 ins Rennen stieg. «Dieses Format mit dem Einzelstart war neu für mich und sehr reizvoll», sagt der ehemalige Eishockeyspieler, der in den vergangenen Jahren zu einem der besten Ausdauersportler der Region mutiert ist. «Es war ein schönes Gefühl, nach einer so langen Zeit wieder einmal eine Startnummer zu tragen.» Sein letztes Rennen bestritt der 37-Jährige an der Corrida Bulloise im vergangenen November. «Eigentlich hatte ich im April den Start am Berliner Halbmarathon geplant», sagt der zweifache Familienvater. «Doch dieser fiel wegen der Coronavirus-Krise ins Wasser.» Dies wiederum führte dazu, dass «Züri» den geplanten Lauftrainings-Umfang reduzierte. «Ich habe dafür viele Kilometer auf dem Rad absolviert.»

Organisatorin läuft selber nicht
Zürchers Form stimmt auf jeden Fall. Dies zeigte er beim Rennen in Hasle eindrücklich. In 35:05 Minuten «flog» er förmlich über die knapp zehn Kilometer und 337 Höhenmeter und feierte mit grossem Vorsprung den Tagessieg. Gleich zu Beginn des Rennens hatte Eva Hürlimann den «Schlössli-Climb» eingebaut. 1,2 Kilometer lang ging es steil aufwärts – mit maximal 22,3 Prozent Steigung. Bei dieser spielerischen, aber sehr harten Sprintwertung musste sich Martin Zürcher (7:47 Minuten) dem zwölf Jahre jüngeren Manuel Hügli aus Laufen geschlagen geben (7:40 Minuten). Am Ende hatte Hügli aber keine Chance und verlor als Gesamtdritter eineinhalb Minuten auf den Tagessieger. In 38:17 Minuten schaffte Christoph Kohler aus Wasen die viertbeste Zeit. Sechster wurde mit Peter Gerber aus Weier der Gigathlon-Sieger von 2019. Der polysportliche 36-Jährige benötigte 38:37 Minuten. Im Frauenrennen ohne regionale Beteiligung siegte Linda Muther aus Feldbrunnen in 43:39 Minuten. Eine Siegerzeit, welche auch die topfite Organisatorin in den Beinen gehabt hätte. «Ich habe bewusst nicht mitgemacht. Die Teilnehmenden sollten im Mittelpunkt stehen, nicht die Organisatorin», erklärt Hürlimann. «Vor allem wollte ich mit den Mitmachenden Gespräche führen und sie persönlich willkommen heissen und für das Mitmachen Dankeschön sagen. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn ich selber auch mitgerannt wäre», so Hürlimann. Rein organisatorisch wäre dies realisierbar gewesen. Eva Hürlimann konnte auf ein tadellos wirkendes Helferteam zählen. Ihr Ehemann und viele Familienangehörige und Freunde halfen mit. Sogar ihre drei Kinder packten mit an. «Allen Helfern gebührt ein riesiges Dankeschön.»

Nächstes Rennen auf der Lueg
«Evas Hilly Loop» geht am 18. Juli in die zweite Runde. «Die Vorbereitungen laufen. Es wird eine rund zehn Kilometer lange Runde mit 400 Höhenmetern im Gebiet Lueg sein», verrät Hürlimann. «Die attraktive Strecke wird im Gegensatz zu jener in Hasle wenig über Asphalt und teilweise sogar über anspruchsvolle Singletrails führen», freut sich die gerne in der Natur laufende Abenteuersportlerin. «Ich möchte den Mitmachenden die Schönheit des Emmentals zeigen», erklärt die Sportlerin mit dem sonnigen Gemüt. «Mit Ueli Kobel als Streckenchef ist ein abwechslungsreiches Lauf-erlebnis garantiert», freut sich Hürlimann. Der dritte und letzte Lauf ist für den 29. August geplant. Wer an allen drei Rennen teilnimmt, wird in die Gesamtwertung aufgenommen, wo schöne Preise zu gewinnen sind.

Auszug aus der Rangliste: Frauen (14 Klassierte): 1. Linda Muther, Feldbrunnen, 43:39; 2. Maja Indermühle, Bern, 43:50; 3. Tabea Ruegge, Urtenen, 46:46. – Männer (32): 1. Martin Zürcher, Weier, 35:05; 2. Daniel Fässler, Feldbrunnen, 36:08; 3. Manuel Hügli, Laufen, 36:36; 4. Christoph Kohler, Wasen, 38:17; 5. Stefan Ging, Strengelbach, 38:26; 6. Peter Gerber, Weier, 38:37; 17. Martin Wirth, Sumiswald, 46:58; 18. Christoph Stalder, Hasle, 47:27; 23. Pascal Zürcher, Rüegsauschachen, 48:16; 24. Fabian Stalder, Lützelflüh, 48:18; 25. Janic Zinniker, Lützelflüh, 48:21. – Senioren (12): 1. Emil Berger, Wiedlisbach, 42:30; 2. Peter Augsburger, Wynigen, 42:58; 3. Bolanle Adededji, Kappel, 43:38; 7. Martin Flückiger, Grünenmatt, 48:19; 9. Jürg Marti, Rüegsauschachen, 49:02; 12. Daniel Wampfler, Lützelflüh, 1:01:14.

Infos:www.evahuerlimann.ch

Von Stefan Leuenberger