• Für den «Unter-Emmentaler» stellte sich die «unbekannte Motorsägenkünstlerin» Manuela Moser hinter ihr Werk am «Sturmholz» im Blattenbergwald, Gemeindegebiet Auswil. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

  • Manuela Mosers Eulen in luftiger Höhe bei der Rugghubelhütte.

07.03.2018
Huttwil

Eine Motorsäge und dahinter eine Künstlerin

Bei Spaziergängern durch den Blattenbergwald im Gemeindegebiet Hager von Auswil tauchte ebenso die Frage auf wie nach der Veröffentlichung eines Bildes im «Unter-Emmentaler» vom Dienstag, 20. Februar, wer die wunderschönen Eulen auf einem Baumstrunk gesägt hat. Inzwischen ist die Motorsägenkünstlerin aufgetaucht: Es ist die in Huttwil wohnhafte Landschaftsgärtnerin Manuela Moser.

Huttwil / Auswil · Manuela Moser ist in «Vollmontur» mit der Motorsäge am Werk. Unter ihren Händen entsteht ein wunderschönes «Pflanzentrögli», das für einen Geburtstag mit Blumen geschmückt werden soll. Ein «Blitzauftrag», den sie gerne wahrnahm, und für welchen ihr die «Kälteferien» der letzten Woche gerade recht kamen. Für Laien ist es kaum nachvollziehbar, wie es jemandem gelingen kann, frisch drauflos mit der Motorsäge schönste Eulen oder andere Tiere aus einem Baumstrunk herauszusägen. Oder Pilze, oder eben ein wunderschönes «Trögli».
Dennoch sind die Motorsägenkünstler in der Region recht gut vertreten. Aber bisher «tauchte» im «UE» noch nie eine weibliche Motorsägenkünstlerin auf. So schrieb denn der «UE»in seiner Ausgabe vom 20. Februar in der Bildlegende von einem «unbekannten Motorsägenkünstler», der die Eulen im Blattenbergwald gesägt habe. Aber weit gefehlt – es war eine Künstlerin, die 22-jährige Manuela Moser, die am Werk war und damit nun schon viele Spazier- und Waldgänger erfreut hat. Sie ist in Rohrbach aufgewachsen und inzwischen wohnhaft in Huttwil.

Früher Bezug zur Natur
Den Bezug zur Natur und eben auch zum Wald erhielt die gelernte Landschaftsgärtnerin schon früh. Sie war oft mit ihrem Vater im Wald, wenn er dort arbeitete und Brennholz aufbereitete und begann mit der Zeit, aus Holzabschnitten Pilze herzustellen. «Ich fand es schade, die schönen Holzresten zu verbrennen», sagt sie gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Bereits im ersten Lehrjahr als Landschaftsgärtnerin begann sie, mit der Motorsäge Holzpilze zu sägen.
Für die Vertiefungsarbeit im dritten Lehrjahr wählten Manuela Moser und ihre Kollegin zum vorgegebenen Thema «A bis Z» das Motto «Vom Baum zur Holzskulptur». Die Kollegin nahm sich dem schriftlichen Teil an, Manuela Moser griff zur Motorsäge. Dabei entstand die erste Eule. Ihr Talent war unverkennbar, die Freude am Werk ebenso, und ihre Skulpturen wurden immer präziser. «Die Leute machten zuweilen grosse Augen, wenn sie von meinem Hobby erfuhren. Es ist eben nicht ‹typisch Frau›», lacht sie.
Später arbeitete sie ein halbes Jahr lang in einer Saisonstelle in der SAC Rugghubelhütte in der Region Engelberg. Der dortige Chef erfuhr von Manuela Mosers Hobby und liess kurzerhand zwei «Holzrugel» zur Hütte herauffliegen. In luftiger Höhe griff die Rohrbacherin auch hier zur Motorsäge. Eine der beiden Eulen steht immer noch dort; die andere nahm der Chef mit nachhause ins Glarnerland.

Ausgefüllte Freizeit
Nach der Saison kehrte Manuela Moser in ihren angestammten Beruf und in ihre Heimatregion zurück. Immer noch arbeitet sie in einer 100-%-Stelle als Landschaftsgärtnerin. Doch seit sie letzten Herbst auf Anregung ihrer Mutter am Landfrauenmärit in Rohrbach ihre Skulpturen – Eulen und verschiedenste Arten von Holzpilzen – ausstellte, ist ihre Freizeit mit Motorsägenkunst ausgefüllt.
Aus dem Wald ihres Vaters und ihres Freundes kommt sie zum Rohmaterial. «Die Äste säge ich womöglich selbst ab», lacht sie mit einem Seitenblick auf ihren Freund Hanspeter Minder. Der lacht ebenfalls. So sehr er sich auch an ihrer Holzkunst freut – bei ihm muss das «Abasten» schnell und zweckmäs-sig gehen. Für Schürfungen am Holzstamm würde die kleinste Ungenauigkeit mit der Motorsäge reichen. «So lasse ich Manuela lieber machen, dann hat sie den Stamm genauso wie sie ihn haben will.»
Das Eulenpaar im Blattenbergwald war ihr erstes Werk direkt am Baumstrunk. Die stämmige Rottanne wurde vom Sturm Burglind umgeknickt. «Es blieb ein so schöner Strunk stehen, dass ich Lust bekam, draussen in der Natur etwas zu gestalten.» Zur eigenen Freude, inzwischen auch zur Freude zahlreicher Passanten.

Von Liselotte Jost-Zürcher