• Geschafft: Elisabeth Widmer (rechts) hat viel dazu beigetragen, dass die Million Fünfräppler für «Denk an mich» zusammengekommen ist. Mitte: Martin Wittwer, Moderator, links die Initiantin Brigitte Wettstein. · Bild: zvg

22.01.2020
Emmental

Eine schwere Last für «Denk an mich»

Einmal mehr hat die «Riedbad»-Wirtin Elisabeth Widmer die Spendeneinnahmen, die sie durch das Jahr hindurch im Restaurant zuhinterst im Hornbachtal, Wasen, gesammelt hat, für die Stiftung «Denk an mich» nach Zürich gebracht. Das Geld aus dem Emmental trug wesentlich dazu bei, dass «Denk an mich» das Ziel erreicht hat, eine Million Fünfräppler zu sammeln.

Wasen · Alte Freundschaften aufzufrischen und zu pflegen gehört sich so. Aber Elisabeth Widmer, Wirtin des Gasthofs «Häxehüsli» Riedbad, Wasen, tut dies mit jährlicher Regelmässigkeit und auf nicht alltägliche Weise. Im Januar, wenn das «Riedbad» geschlossen ist, reist sie regelmässig nach Zürich, um im SRF Radio Studio dem langjährigen Moderator von «Denk an mich», Martin Wittwer, ein schweres Paket zu übergeben. Denn das Geld, das sie durch das Jahr hindurch im Restaurant gesammelt hat, bringt sie stets persönlich nach Zürich. Längst hat sich zwischen Elisabeth Widmer und dem Team von «Denk an mich» eine schöne Freundschaft entwickelt.

Rekordspende vor drei Jahren
Erst drei Jahre sind es her, seit der «UE» über einen Rekordbetrag von 9744.45 Franken berichtet hat, der den Weg aus dem Emmental nach Zürich gefunden hat. Ob der diesjährige Betrag aus dem «Häxehüsli» denjenigen von 2017 sogar toppen wird, ist noch nicht bekannt. Gewichtmässig aber wird er es auf jeden Fall tun. Denn im Vordergrund der Sammelaktion stand diesmal das Zusammentragen von «Füfi». Bekanntlich sammelt «Denk an mich» Fünfräppler. Eine Million war das Ziel – jetzt ist es erreicht.
Zu eben dieser Aktion hat Elisabeth Widmer tatkräftig beigetragen. Einerseits hielt sie ihre Gäste zum Spenden aller «losen» Fünfräppler an. Dazu kaufte sie Fünfräppler-Rollen, die sie dann im Restaurant mit einem Spendenaufruf wiederverkaufte. Die Rollen gingen natürlich nicht zu den Spendern, sondern wurden sorgfältig in Schachteln verpackt, und «Häxe-Lisi», wie sich die initiative Wirtin nennt, kaufte wieder neue Rollen. Zudem veranstaltet sie mit den losen «Füfi» laufend einen Schätzwettbewerb. Auch damit erwirtschaftete sie insgesamt rund 400 Franken.
Längst hat sie keine Ahnung mehr, wieviel «Fünfer» zusammengekommen sind. Sie rechnet mit anderen Zahlen: Fünfräppler im Wert von 250 Franken wiegen neun Kilogramm. 2018 sammelte sie rund 100 Kilogramm, 2019 waren es satte 140 Kilogramm.
Mit dieser schweren «Last» reiste sie also kürzlich nach Zürich. «I weis nid wiviu das i bracht ha, ömu ä rächte Betrag.» 10 000 Franken seien es wohl nicht, 9000 «allwäg scho». «Mir wärdes de vernäh», sagt sie strahlend. Sie habe bei den Gästen viel «weibeln» müssen, um so viel Geld zusammenzubringen. Aber dennoch seien es schlussendlich diese gewesen, die den Erfolg möglich gemacht haben: «Ich danke allen, die mir das Vertrauen schenken, dass ich das Geld, welches ich ihnen abgeknöpft habe, auch wirklich der Stiftung ‹Denk an mich› überbringe.»
Und eben, Dank gebühre schliesslich ja auch der Zürcherin Brigitte Wettstein, die vor drei Jahren die «Füfi»-Sammelaktion ins Leben rief, und ebenso dem Moderator Martin Wittwer für seine Spendenaufrufe in der «Musikwelle».

«Öppis vom Glück abgä»
«Mä mues öppis vom Glück chönne abgä», ist Elisabeth Widmers Devise. Ihre Grosszügigkeit ist nicht selbstverständlich. Hinter dem Erwirtschafteten steht ein riesiger «Chrampf». Vor bald 40 Jahren übernahm sie zusammen mit Felix Willi den damals neu gebauten Gasthof Riedbad, sieben Kilometer weit hinten im Hornbachtal, wo Fuchs und Hase sich «gute Nacht» sagen. Bis zur Wirtschaftsflaute in den 1990er-Jahren und den hohen Benzinpreisen lief die Wirtschaft prächtig. Dann aber reichten Gemütlichkeit, schneller Service, gutbürgerliche Küche und faire Preise nicht mehr aus, um die Gäste herzubringen.
Mit der grössten Anstrengung der Pächterin behielt das «Riedbad» seine Attraktivität trotzdem. Sie begann, Sketches einzustudieren, greift hie und da auch zum Örgeli um ihre Gäste zu unterhalten. Nie vergisst sie dabei, das Spendenkässeli für «Denk an mich» hinzustellen.
In der Gaststube, der Diele entlang, spannte sie Drähte, die als «Flugbahnen» für Hunderte von Hexen dienen – eine Attraktion, die dem «Riedbad» den Namen «Häxehüsli» und ihr selbst das «Häxe-Lisi» verschaffte.
Das «Häxehüsli» ist bis heute ein beliebtes Ziel von Carunternehmen und Reisegesellschaften, Touristen und einheimischen Gästen. Trotz Hexen und Attraktionen: Gutes und gutbürgerliches Essen, eine umfangreiche Kaffeekarte, grosszügige Desserts, freundliche Bedienung und kulinarische Spezialitäten haben nach wie vor Priorität.
So bringt Elisabeth Widmer den Betrieb über die Runden. Sie habe alles, was sie zum Leben brauche. Das sei ein Glück, und das müsse man teilen. Schaut man in ihr strahlendes Gesicht, dürfte sich das Sprichwort von André Gide bewahrheiten: «Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.»

Spezielle Position bei «Denk an mich»
Kein Wunder trotzdem, dass sie bei «Denk an mich» eine spezielle Position hat. «Häxe-Lisis» Treue gegenüber der Stiftung ist ungewöhnlich.
Der Stiftung «Denk an mich» kommen jährlich Hunderttausende Franken an Spenden und Legaten zu. Sie arbeitet eng mit Schweizer Radio und Fernsehen SRF zusammen. Sie ermöglicht Personen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen, deren Angehörigen und Begleitpersonen Ferien und Erholungsaufenthalte durch eigene Aktionen oder durch finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig fördert «Denk an mich» Personen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen, die in der Schweiz wohnen, mit individueller, uneigennütziger Direkthilfe.

Von Liselotte Jost-Zürcher