• Stadtbaumeisterin Sabine Gresch, hier zwischen dem Mühle- und dem Wuhrplatz-Areal, schätzt Langenthals Qualitäten. · Bild: Leroy Ryser

31.01.2020
Langenthal

Einen Beitrag leisten, damit es weiter geht

Mitte November hat Sabine Gresch (48) das Amt der Stadtbaumeisterin in Langenthal übernommen. Die Bernerin ist beeindruckt von ihrem neuen Arbeitsort und freut sich, mit Details Grosses zu bewirken, aber auch grosse Projekte anzugehen, die das Stadtbild prägen werden. Einzelne Ideen hofft sie, kurzfristig umsetzen zu können.

Sabine Gresch wohnt und arbeitete zuletzt in Bern als stellvertretende Stadtplanerin. Da könnte man meinen, der Wechsel ins deutlich kleinere Langenthal sei kein Grund zur Freude oder gar ein Abstieg. Aber die 48-Jährige verneint vehement und unterstreicht: «Von Langenthal bin ich beeindruckt.» Das Arbeiten falle viel leichter, weil die Wege viel kürzer sind. In Bern sei vieles komplizierter, komplexer und schwieriger zu erreichen. «Die Entfernung zum Stadtpräsidenten war 15 Minuten auf dem Velo – hier sind es 15 Schritte», nennt sie ein Beispiel, ausserdem leite sie hier ein Amt, deren Aufgaben in Bern auf sechs verschiedene Ämter verteilt sind. «Das macht das Arbeiten effizienter und einfacher.» Und zudem seien es nicht nur die Abläufe und Strukturen, sondern auch die Stadt selbst, die Sabine Gresch bereits jetzt zu schätzen gelernt hat. «Es gibt so viele engagierte Personen. In Bern verstecken sich viele Menschen hinter einer Organisation oder hinter Vereinsmitgliedern. Hier spürt man, dass sich Personen zum Wohl der Stadt oder zum Wohl einer Sache persönlich einsetzen.» Dies vereinfache den Kontakt. «Er ist direkter und persönlicher.» Während in Bern oftmals die Anonymität die Zusammenarbeit erschwert, fehlt diese hier. «Man kennt sich und ist höflich zu­einander, begegnet sich zudem mit Respekt. Das gefällt mir.» Für sie sei deshalb klar: Langenthal als neuer Arbeitsort überzeuge, diese Wahl sei rückblickend gesehen die richtige gewesen. Die zuvor gewählten Worte – «Langenthal beeindruckt mich» – seien deshalb genau richtig.

Pluspunkte erhalten
An Langenthal schätzt Sabine Gresch aber auch der Mix, den man in der Stadt Bern nicht kennt. «Langenthal ist keine grosse Stadt, hat aber dennoch städtisches Flair mit Institutionen wie dem Stadttheater oder einem riesigen Coop, die an eine grosse Stadt mahnen.» Ausserdem habe die Stadt viel zu bieten, Perlen, die auch sie gerne weiterentwickeln und beibehalten möchte. «Beispielsweise der Wuhrplatz mit der Langete und die Verbindung zum Mühleareal – das ist gut gelungen und an solchen Qualitäten möchte ich in dieser Stadt weiterarbeiten.» Sie sehe ihre Aufgabe deshalb nicht in erster Linie darin, neue Leuchttürme zu erbauen, sondern einen Beitrag zu leisten, um die Entwicklung weiterzuführen und bereits vorhandene Stärken auszubauen und zu erhalten.
Dass sie in Langenthal als Stadtbaumeisterin nach dem Gewinn des Wakkerpreises eine grosse Herausforderung annimmt, sei zwar durchaus richtig, aber auch angenehm. «Ich bin froh, wurde dieser Preis bereits gewonnen, darauf können wir aufbauen.» Der Baukultur komme hier eine grosse Wertschätzung zuteil, das sei erfreulich und lasse weitere Fortschritte zu. «Ich will versuchen, in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung dies zu nutzen und die Stadt qualitätsvoll weiter zu entwickeln.» Sie selbst will dafür nicht im Zentrum stehen, auch wenn sie dennoch hofft, mit ihrer Arbeit eine positive Visitenkarte von sich abgeben zu können.

Zuversichtlich beim Porzi-Areal
Damit dies gelingt, stösst Sabine Gresch in den nächsten Jahren auch auf Herausforderungen, so beispielsweise auf dem Porzi-Areal. Sie selbst äussert sich aber zuversichtlich, was die weitere Entwicklung dieses Gebietes betrifft. «Die Beteiligten sowohl auf Nutzer- wie auf Investorenseite zeigen sich sehr engagiert. Und auch wenn nicht alle Parteien exakt die gleichen Vorstellungen haben, bin ich überzeugt, dass wir einen gemeinsamen Nenner finden können, womit alle zufrieden sind.» Sie selbst sehe sich in diesem Prozess auch als Moderatorin, die versucht, Meinungen zu einen und zu verbinden.

Dem Hard mehr Identität verschaffen
Kurzfristig gebe es indes aber auch noch andere Herausforderungen. Einerseits im Bereich der Amtsführung – Gresch leitet als Vorsteherin das Stadtbauamt – andererseits aber auch bei der Entwicklung des Gebietes Hard. «In letzter Zeit hat sich im Stadtbauamt viel angestaut. Personelle Vakanzen müssen geschlossen, Baugesuche abgearbeitet werden – aktuell treibt mich dies besonders um», sagt die Bernerin.
Inhaltlich sei es ihr ein Anliegen, das Gebiet Hard in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln. «Dieses Gebiet ist für viele «nur» die andere Seite von Langenthal. Dieses Gebiet hat aber viel zu bieten, weshalb ich gerne daran arbeiten würde, dem Hard mehr Identität zu verschaffen.» Sie selbst sähe Grünflächen in diesem Quartier als grosse Chance, weil Pärke in Langenthal noch fehlen. Dieser Bereich überzeuge schon jetzt mit vielen Freiräumen, dies könnte man mit einzelnen Details aber noch stärken. «Das könnte zu einer Attraktivierung führen – beispielsweise auch für die Arbeitnehmer des umliegenden Gewerbes, die in solchen Pärken womöglich gerne ihre Mittagszeit verbringen würden.» In Verbindung mit diesem Gewerbe und den Wohnbauten könnten attraktive Grünflächen ein interessantes Merkmal für das Gebiet Hard werden.

Verkehr – ein herausforderndes Thema
Wenn Sabine Gresch auf solche Herausforderungen blickt, ist sie überzeugt, gute Resultate anstreben zu können. «Die planerischen Grundlagen sind sehr gut», sagt sie und nennt auch das Agglomerationsprogramm als Grund für ihre Zuversicht, weil der Bund ansehnliche Mittel in Aussicht stellt, um Langenthals Entwicklung vorantreiben zu können. Dass daraus weitere Fragen entstehen, ist ihr indes klar, letztlich werde auch sie sich damit beschäftigen, wie und wo die entsprechenden Finanzmittel eingesetzt werden sollen. «Das grosse Verkehrsaufkommen ist beispielsweise ein Thema. Sollten wir Velowege stärken oder das Strassennetz ausbauen? Solche Fragen müssen wir aufarbeiten und beantworten.» Langenthal habe grosses Potenzial, weshalb sie sich auf ihre neue Herausforderung freut. Das liege nicht zuletzt auch daran, dass sie bereits jetzt zahlreiche motivierte und engagierte Leute getroffen habe, die am gleichen Strick ziehen wollen, um Langenthal voranzubringen. Nach der bald schon abgeschlossenen Einarbeitungsphase will Sabine Gresch nun vermehrt handfeste Projekte angehen und ihren Beitrag leisten, dass Langenthal weiterhin einen angemessenen, erfreulichen Fortschritt erfährt.

Von Leroy Ryser