• Kommandant Heinrich Grossenbacher (links) übergibt symbolisch die Führung der Regiofeuerwehr Sumiswald an seinen Nachfolger Thomas Steffen. · Bild: Marion Heiniger

  • Kommandant Heinrich Grossenbacher (Mitte) im Einsatz an seiner letzten Herbstübung für die Regiofeuerwehr Sumiswald. · Bild: Marion Heiniger

  • Ein Bild für die Erinnerung: 144 Feuerwehrfrauen und -männer der Regiofeuerwehr Sumiswald, mit Kommandant Heinrich Grossenbacher. · Bild: Marion Heiniger

  • Aus schwindelerregender Höhe wurde das Dach des Bauernhauses beregnet. · Bild: Marion Heiniger

  • Der Sammelplatz für den Atemschutztrupp war gut sichtbar signalisiert. · Bild: Marion Heiniger

  • Geschwitzt, aber stolz: Die Männer des Atemschutzes nach der Arbeit. · Bild: Marion Heiniger

01.11.2022
Emmental

Ende einer beeindruckenden Feuerwehrkarriere

Die vergangene Herbstübung der Regiofeuerwehr Sumiswald am letzten Samstag war gleichzeitig die letzte für Kommandant Heinrich Grossenbacher. Erfolgreich und in gewohnter Ruhe führte er seine Feuerwehrfrauen und -männer durch die Übung. Nach einer 25-jährigen Feuerwehrkarriere, davon acht Jahre als Kommandant der Regiofeuerwehr Sumiswald, hat er sein Dienst­alter von 52 Jahren erreicht und tritt per Ende Jahr aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus.

Affoltern/Sumiswald · Nach acht Jahren als Kommandant der Regiofeuerwehr Sumiswald hat Major Heinrich Grossenbacher mit 52 Jahren sein Feuerwehr-Dienstalter erreicht und auf Ende Jahr demissionieren. Es war wohl kein Zufall, dass die letzte Herbstübung unter seinem Kommando bei seinem Elternhaus in der Weid in Affoltern stattfand. Gekonnt führte er das 144 starke Feuerwehr-Team (inklusive acht Jugendliche der Jugendfeuerwehr) als Einsatzleiter durch das arrangierte Grossereignis: Ein Brand in einem Bauernhaus und starke Rauchentwicklung im Kuhstall. Eine Person wurde vermisst.
Routiniert und schnell, aber ohne Hektik führten die Feuerwehrfrauen  und -männer der vier Löschzüge Sumiswald, Wasen, Affoltern und Trachselwald ihre anspruchsvollen Aufgaben aus. Innerhalb kürzester Zeit wurde für das Auge des Laien ein Wirrwarr an Schläuchen ausgelegt. Während der Atemschutztrupp sich noch für den Einsatz im Innern bereitmachte, wurden bereits die Kühe vom Stall auf die Weide gebracht.
Kurz darauf schoss auch schon mit hohem Druck Wasser über das Dach eines nahe gelegenen Schopfes, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Um das Dach vom Bauernhaus und Stall beregnen zu können, zwängte sich der Wagen mit der Drehleiter in die schmale Einfahrt zwischen Bauernhaus und Schopf. Innert Kürze waren zwei der Feuerwehrmänner in schwindelerregender Höhe. Unterdessen hatte der Atemschutztrupp auch die vermisste Person ausfindig gemacht. Der Jugendliche war zwar etwas verwirrt, jedoch unverletzt.
Das Résumé von Einsatzleiter Thomas Steffen fiel an der anschliessenden Übungsbesprechung durchwegs positiv aus. «Die Bewältigung des Grossanlasses mit Tier- und Personenrettung wurde erfüllt, die Tiere wurden tierschutzgerecht evakuiert. Ihr habt gezeigt, dass die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert», lobte er die Frauen und Männer.
Doch nicht nur die Angehörigen der Feuerwehr (AdF) waren an diesem Nachmittag vor Ort, sondern auch einige Behördenmitglieder und Zuschauer fanden sich ein. Darunter der Sumiswalder Gemeindepräsident Fritz Kohler, der Gemeindepräsident von Affoltern, Roland Ryser, die Trachselwalder Gemeindepräsidentin Kathrin Scheidegger sowie Martin Ryser, Kreisfeuerwehrinspektor Emmental Süd. Sie alle wollten die letzte Hauptübung unter dem Kommando von Heinrich Grossenbacher nicht verpassen.

25 Jahre in der Feuerwehr
Die Worte der Gäste zum Schluss waren voll des Lobes. So war Roland Ryser überzeugt, dass Heinrich Grossenbacher eine Feuerwehrkarriere hinter sich habe, wie selten jemand. Als 27-Jähriger sei er 1997 in die Feuerwehr Affoltern eingetreten und bereits drei Jahre später zum Vizekommandanten ernannt worden. Im Jahr 2010 übernahm er den Posten des Kommandanten.
Als 2014 die Regiofeuerwehr Sumiswald gegründet wurde, übernahm er auch dessen Führung. Nun, 25 Jahre später, tritt Heinrich Grossenbacher per Ende Jahr aus dem aktiven Feuerwehrdienst zurück und übergibt das Kommando an seinen Nachfolger Thomas Steffen. Der 36-jährige Familienvater trat 2008 in die Feuerwehr ein und ist noch bis zum Ende des Jahres im Löschzug Wasen als Einsatzleiter und Fourier tätig. Er freut sich auf seine neue Aufgabe, auf die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Feuerwehrfrauen und -männern und möchte das gut funktionierende Milizsystem der Feuerwehr vorantreiben. «Ich habe aber auch Respekt vor der neuen Aufgabe», gibt er unumwunden zu. Deshalb sei er dankbar, dass der abtretende Kommandant ihm bei Bedarf noch mit Rat zu Seite stehen werde.

Die Kameradschaft wird ihm fehlen
Obwohl sich Heinrich Grossenbacher auf die neu gewonnene Zeit freut, wird ihm die Kameradschaft sehr fehlen. «Was mir hingegen nicht fehlen wird, ist die grosse Verantwortung», erklärt er bestimmt. In den vierzehn Jahren als Kommandant hatte er einige schlimme Ernstfälle erlebt.
Der erste Brand unter seinem Kommando war der des Landgasthofs Sonne in Affoltern im Frühling 2013, als der Dachstock Feuer fing. Seinen aktuell letzten Brand hatte er sogar noch am Sonntag nach der Hauptübung: In Zollbrück brannte ein Mehrfamilienhaus. Dazwischen waren unzählige Einsätze wegen grösserer oder kleinerer Brände, Unfällen, Öls­puren, Insektenbekämpfungen und vielem mehr. «Es waren schlimme Ereignisse mit dabei, doch am meisten beschäftigt hat mich der Unfall eines jungen Feuerwehrmannes während einer Übung», verrät Heinrich Grossenbacher nachdenklich.
Danach mischt er sich zufrieden über den Übungsverlauf und gut gelaunt mit einem Glas Weisswein in der Hand unter seine Feuerwehrkameradinnen und -kameraden. Der Tag war für Heinrich Grossenbacher nach seiner letzten erfolgreichen Herbstübung noch nicht zu Ende und hielt noch einige Überraschungen bereit.

Von Marion Heiniger