• Unermüdlich im Einsatz für die Nutzung erneuerbarer, einheimischer Energie: Solarpionier Josef Jenni. · Bild: Walter Ryser

14.09.2020
Emmental

Energiewende mit «Oil of Emmental»

Die Schweiz strebt bis 2050 die Energiewende an. Einen Beitrag dazu leisten will auch die Kampagne «Oil of Emmental», die von Solarpionier Josef Jenni (Oberburg) lanciert wurde und zum Ziel hat, die benötigte Energie lokal und umweltschonend zu erzeugen.

Affoltern · Die Schweizer Energiewirtschaft befindet sich im Wandel. Mit der Energiestrategie 2050, die vom Schweizer Volk 2017 angenommen wurde, ergreift der Bund Massnahmen, die zur Energieeffizienzerhöhung sowie zur Senkung von CO2-Emissionen führen und gleichzeitig zur Förderung erneuerbarer Energien beitragen soll. Ein Ziel ist es, die Abhängigkeit der Schweiz von importierten fossilen Energien zu reduzieren. Im Paket enthalten ist auch ein Bewilligungsverbot für neue Kernkraftwerke.
Einen Beitrag zur Energiewende leisten will auch die Kampagne «Oil of Emmental», die auf Initiative der Solarfirma Jenni Energietechnik AG, Oberburg entstanden ist und 2004 und 2008 erstmals aktiv wurde und nun die dritte Etappe lanciert hat. Laut Initiant Josef Jenni will man mit «Oil of Emmental» das Klima bewahren, den Wald erhalten und rund 50 Millionen Franken einsparen. Ziel ist es, die benötigte Energie für Wärme und Elektrizität lokal und umweltschonend zu erzeugen. «Wir verbrauchen nach wie vor viel zu viel fremde Energie, die unsere Lebensgrundlage zerstört, statt die eigene Energie besser zu nutzen», betonte Josef Jenni anlässlich einer Medienorientierung in Affoltern.

Schweizer Wald ist unternutzt
Jenni hielt den anwesenden Medienvertretern vor Augen, dass momentan für Heizöl und Gas jährlich rund 50 Millionen Franken alleine aus dem Emmental ins Ausland fliessen würden. «Gleichzeitig wächst im Emmental laufend so viel Holz nach, dass die ganze Region mit Wärme versorgt werden könnte.» Jenni gab weiter zu verstehen, dass eine deutlich gesteigerte Nutzung der Wälder zu deren Pflege und Erhaltung dringend notwendig wäre. Zudem könne im Emmental durch direkte Sonnenenergienutzung (mittels thermischer Sonnenkollektoren, Solarzellen und geschickt angeordneter Fenster) ein beträchtlicher Teil der Energie für Heizung und Warmwasser wie auch für Strom bereitgestellt werden. Unterstützung erhielt Jenni von Gregor Lutz, Holzenergie Schweiz, der darauf hinwies, dass der Wald in der Schweiz stark unternutzt sei. «Im Schweizer Wald liegt ein riesiges Energiepotenzial», betonte er. «Das Gebot der Stunde heisst: Wir müssen Holz nutzen», appellierte auch Werner Kugler, Oberförster der Burgergemeinde Burgdorf, für die vermehrte Nutzung lokaler, erneuerbarer Energie. Viele Leute seien sich gar nicht bewusst, was aktuell in unseren Wäldern ablaufe. Der Wald leide unter der Trockenheit der letzten Jahre. Aus diesem Grunde werde in den kommenden Jahren sehr viel Holz anfallen.

Keine esoterische Übung
Bereits wüssten viele Burgergemeinden nicht mehr wohin mit ihrem Holz. Unmengen davon würden nach China exportiert, zu einem Preis, der die Kosten der Holzverarbeitung bei weitem nicht decke. «Deshalb wäre es besser, das Holz vor Ort zu nutzen», gab Werner Kugler zu verstehen. Angst, dass man nicht über genügend Holz zur Energiegewinnung verfügen werde, müsse man keine haben, betonte er. «In den nächsten 30 Jahren findet ein gewaltiger Waldumbau statt und dabei wird sehr viel Holz anfallen», erwähnte der Oberförster.
Auch Lukas Meister von der clevergie ag in Wyssachen plädierte dafür, die Energie künftig selber herzustellen. Als Beispiel habe er den Bedarf an Solarstrom für die Gemeinde Affoltern errechnet. Dabei habe er festgestellt, dass das vorhandene, bislang aber ungenutzte Potenzial an Solarstrom in der Gemeinde siebenmal höher sei als der aktuelle Energieverbrauch.
Gregor Lutz wies auf einen weiteren Vorteil bei der Erzeugung von eigener Energie hin. «Wer mit Holz heizt, ist nicht abhängig vom Ausland, weil die Holzversorgung auch in Krisenzeiten sichergestellt ist. Und im Gegensatz zu Gas und Öl sind die Preise für Holz stabil.» Mit der Nutzung von Solarenergie erreiche man die ultimative Unabhängigkeit. Tabea Bossard-Jenni wies in diesem Zusammenhang auf die vielen Förderprogramme von Bund und Kanton hin, die Firmen und Private mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützen, wenn fossile Heizungen durch Heizungen mit erneuerbarer Energie ersetzt werden. So gesehen sei die Kampagne «Oil of Emmental» nicht bloss eine esoterische Übung, sondern eine umfassende Idee, die ein Zusammenwirken verschiedener Möglichkeiten beinhalte, hielt Josef Jenni abschliessend fest.
Aus diesem Grunde starte man auch eine grossangelegte Marketing-Kampagne, um «Oil of Emmental» bekannter zu machen («über das Emmental hinaus», so Jenni) und verschiedene Partner, Firmen und Private zu motivieren, die Energie dort zu erzeugen und zu nutzen, wo diese auch anfällt.

Von Walter Ryser