• Peter Heiniger in seinem Schulleiter-Büro im Schulhaus Städtli: Vor 45 Jahren hat er als junger Lehrer an der Primarschule Nyffel begonnen, in einer Woche geht er als Schulleiter und Lehrer in Pension. · Bild: Elsbeth Anliker

27.06.2019
Huttwil

Er hat die Schule über Jahrzehnte mitgeprägt

Peter Heiniger ist seit 45 Jahren mit Leib und Seele Lehrer für den Kindergarten und die Primarstufe Huttwil. Als Lehrer ist er einer der letzten Generalisten, und als Schulleiter arbeitete er mit drei neuen Lehrplänen. In einer Woche geht er in Pension.

«Ich war sehr gerne Lehrer und Schulleiter an der Schule Huttwil», sagt Peter Heiniger an diesem frühen Abend in seinem grossen, hellen Büro im Schulhaus Städtli. Einen leisen Abschiedsschmerz kann er nicht ganz verbergen. Erzählt er von seiner Arbeit als Lehrer, aber auch als Schulleiter der Primarschule und des Kindergartens Huttwil in den vergangenen 45 Jahren, wird schnell klar: Da hatte viel Leidenschaft und ein inneres Feuer dahinter gesteckt.

Erste prägende Jahre
Der in Kirchberg aufgewachsene Peter Heiniger kam direkt vom Lehrerseminar – wie die Ausbildungsstätte für Volksschullehrer damals hiess – an die Schule Huttwil.
Er erinnert sich gerne, als er knapp 20-jährig seine erste Stelle an der Schule Nyffel antrat – «und gleich die Oberstufe mit dreissig Schülern übernehmen musste. Für mich als jungen, unerfahrenen Lehrer war es wie ein Sprung ins kalte Wasser.» Die ältesten «Giele» seien gerade mal drei Jahre jünger gewesen als er selber, erzählt er schmunzelnd.
Fast 100 Kinder und Jugendliche von den umliegenden Bauernhöfen besuchten damals die Schule Nyffel. Die Schulkreise Nyffel, Schwarzenbach und die Schule Städtli waren damals klar eingeteilt, «das war in Stein gemeisselt», weiss Peter Heiniger. Die Jungs hätten sich zuerst sogar geweigert, gemeinsam mit allen Schulen einen Sporttag zu bestreiten. Sie hätten gleichwohl keine Chance mit denen vom Zentrum, so ihre Begründung. Wie selbstverständlich musste er auch gleich das traditionelle Chorsingen mit rund 55 Fünft- bis Neuntklässlern übernehmen.

Als Oberlehrer an die Schule Städtli
«Diese ersten zehn Jahre waren prägend für mein ganzes weiteres Wirken – und meine persönliche Entwicklung.» Froh war Peter Heiniger damals um die 60-jährige Unterstufenlehrerin. Sie sei seine Mentorin gewesen und habe dem jungen Schulmeister schon gesagt, wo es langgehe, sagt er und lacht herzhaft.
Nach zehn Jahren bei der Schule Nyffel wechselte Peter Heiniger ins Schulhaus Städtli und übernahm eine Oberstufe – und gleich die Aufgaben des Oberlehrers von seinem langjährigen Vorgänger Fritz Schär. Peter Heiniger unterrichtete rotierend Siebt- bis Neuntklässler – und die Schulkommission übertrug ihm immer mehr Kompetenzen. Ab dem Jahr 1995 wurde aus dem 45-jährigen Oberlehrer ein ausgebildeter Schulleiter. Seine neue Tätigkeit liess ihm nur noch Zeit, an der Mittelstufe sechs bis acht Lektionen zu unterrichten. Er war wohl einer der letzten Generalisten, der alle Fächer unterrichtete. «Das hat mir sehr gefallen», begeistert sich der passionierte Lehrer. Er habe alle Schattierungen eines Schultages mitbekommen – die Ängste, Sorgen und Nöte der Kinder, aber auch ihre Freuden. Und strahlten die Kinder ihn an, ging sein Herz auf. In das Amt des Schulleiters sei er quasi hineingerutscht, sinniert Peter Heiniger.

Auch an Grenzen gestossen
Er habe beide Berufe ausüben können, «und das war vielfältig und spannend; ich habe es sehr gerne gemacht.» Auch an der Schule Huttwil blieb die Zeit nicht stehen: Peter Heiniger arbeitete mit drei neuen Lehrplänen. Der Lehrplan 74 wog knapp 352 Gramm, der aktuelle 2338 Gramm.
«Die Lehrplananpassungen sind eine gute Sache», sagt er, «denn die Gesellschaft ändert sich laufend.» Derzeit zählt die Schule Huttwil – Nyffel, Schwarzenbach und Städtli – rund 310 Erst- bis Sechstklässler, die in 15 Klassen unterrichtet werden sowie fünf Kindergärten mit je 18 Kindern und 36 Lehrkräften. «Da war die Führung schon ein grosser Brocken», gesteht der Schulleiter, «und ich stiess auch mal an meine Grenzen.»
Er konnte sich aber immer auf ein engagiertes und zum Teil seit langem gut eingespieltes Lehrerteam verlassen, «und dafür bin ich sehr dankbar.» Peter Heiniger, der selber gerne lacht, war immer wichtig, dass im Schulhaus Städtli auch die Freude und das Lachen ihren Platz haben.

Begeisterungsfähig bis heute
«Seine ruhige und humorvolle Art als Schulhaus-Städtli-Chef habe ich sehr geschätzt», sagt zum Beispiel Brigitte Ritter, die über 20 Jahre Lehrerin am Schulhaus Städtli ist. «Ich habe keine Zeit», diesen Satz habe man von Peter Heiniger nicht gekannt; er habe auch in stressigen Zeiten stets ein offenes Ohr für die Anliegen des Kollegiums gehabt. «Besonders in Schwung kam Peter Heiniger bei Schulanlässen wie Projektwochen und Schlussfeiern, dort konnte er sein handwerkliches Talent ausleben und leistete einige Überstunden – er blieb flexibel, offen und begeisterungsfähig bis zu seiner Pensionierung.»

Erinnerungen, die bleiben
Sie hätten ausserdem in dieser Zeit sehr wenig Lehrerwechsel gehabt, was sicher mit ein Verdienst von Peter Heiniger sei, windet Brigitte Ritter dem Schulleiter ein Kränzchen. Mit den Schülern zu musizieren, bereitete dem Lehrer immer viel Freude. Er erzählt mit leuchtenden Augen, wie er in den 1980er-Jahren im Musikunterricht unter dem Motto «Rock in der Schule» die Kinder hätte begeistern können; erinnert sich an herrliche Landschulwochen, an riesige Tanz- und Musikprojekte und arbeitsintensive, aber wunderbare Schulschlussfeiern, die oft mit Musik, auch durch das Lehrerorchester, bereichert wurden. «In diesem Orchester mitzuspielen, bedeutete mir viel», sagt Peter Heiniger, der jeweils den Bass spielte.
Als im Jahr 1997 das Städtli-Schulhaus den 100. Geburtstag feierte, gab es ein prächtiges, zweitägiges Fest. Er formuliert es so: «Ich mochte es überaus, zusammen mit den Schülern und dem Kollegium einen aussergewöhnlichen Schulanlass auf die Beine zu stellen.»

Gemischte Gefühle
Von einem geordneten und strengen Schulalltag ins Seniorenleben umzusteigen, weckt in Peter Heiniger gemischte Gefühle. Froh ist er, dass die Nachfolge an der Schule Huttwil geregelt ist (siehe Kasten). Er und seine Frau Chantal sind am Pappelweg in Huttwil daheim. Sie sind Eltern zweier Kinder – und entwerfen keine allzu grossen Pläne für die Zukunft. Beide würden gerne reisen.
Und er wolle endlich wieder mehr Zeit für Musisches haben und aktiv die Musik pflegen.

«Es gibt für mich noch viel zu tun»
Gut kann Peter Heiniger sich auch vorstellen, ab und zu mit einem Mountainbike Touren zu machen. Langweilig wird es ihm mit der neu gewonnenen Freizeit nicht. Er sagt: «Aber es gibt für mich noch so viel zu tun.»

Von Elsbeth Anliker