• Gegen 600 Personen insgesamt unterstützten die Invaders beim Finalspiel.

  • Der Moment der Pokalübernahme: Die Invaders feiern den Schweizermeistertitel der Liga C. · Bilder: C.P. Baioni

21.07.2022
Langenthal

Erstmals den Schweizermeistertitel gefeiert

Die American-Football-Mannschaft «Langenthal Invaders» hat am Wochenende erstmals in der Vereinsgeschichte einen Schweizermeistertitel errungen. Ob die Mannschaft nun auch aufsteigen darf, steht zwar noch in den Sternen. Dennoch ist aber klar, dass die Mannschaft den grössten Erfolg in der fast fünfjährigen Vereinsgeschichte feierte.

America Football · Im Februar 2018 wurde in Langenthal ein neuer Verein gegründet, der eine aufkommende Sportart für den Oberaargau zugänglich machen wollte: Die Langenthal Invaders. American Football im Oberaargau? Ob das klappt, war damals noch gar nicht so sicher. Heute ist nicht nur klar, dass dies funktioniert, heute ist auch klar, dass dies sogar erfolgreich stattfindet. Am letzten Wochenende haben die Langenthaler nämlich erstmals einen Schweizermeistertitel feiern können. Die Herren-Mannschaft, die in der Liga C, der tiefsten schweizerischen American-Football-Liga, spielt, hat im Playoff-Finalspiel gegen Lugano deutlich mit 28:7 gewonnen und somit im heimischen Hardstadion den Titel gefeiert. «Die Atmosphäre war genial. Die Tribüne war mit 400 Personen voll, auf dem öffentlichen Gelände tummelten sich weitere gut 150 Personen, welche für den richtigen Rahmen in diesem Finalspiel sorgten», schwärmt Präsident Patrik Gabriel. Der grösste Erfolg der Vereinsgeschichte sei dann auch gebührend gefeiert worden, erzählt der Präsident weiter. Auch bei ihm selbst seien Freude und Stolz nach dem Titelgewinn gross. «Vor bald fünf Jahren wussten wir noch nicht, wohin wir gehen und ob es funktionieren wird. Das nun zu erleben, bereitet wirklich grosse Freude.»

Ein wegweisender Fehlstart
Bereits zu Saisonbeginn war klar: Von Langenthal darf man in dieser Saison etwas erwarten. In einem Testspiel gegen B-Ligist Luzern konnte die Mannschaft der Niederlage zum Trotz gut mithalten, weshalb die Erwartungshaltung stieg. Der Modus lässt aber nur wenig Spielraum zu, denn von insgesamt elf Mannschaften dürfen jeweils vier in den Playoffs teilnehmen, in diesen findet pro Runde jeweils ein Knockout-Spiel statt. Nachdem in der letzten Saison erstmals die Playoff-Qualifikation realisiert wurde, war der Final dann eben doch schon zu Saisonbeginn ein Ziel. «Dann verloren wir aber die ersten beiden Spiele. Zwar knapp, aber dennoch mussten wir da ein paar Sachen ändern», erinnert sich der Präsident. Vereinzelt hätten Abläufe und geplante Taktiken noch nicht wirklich funktioniert, tatsächlich wurde aber an den richtigen Schrauben gedreht, sodass Langenthal in der Folge in Fahrt kam. Der Sieg im Playoff-Final gegen Lugano sei dementsprechend nicht überraschend, aber dennoch hart umkämpft gewesen. «Ein Quäntchen Glück war ausserdem auch dabei», gibt Patrik Gabriel weiter zu. Der Spielerverschleiss aufgrund von Verletzungen sei in dieser Sportart hoch, dass Langenthal aber mit rund 10 Spielern mehr antreten konnte, sei am vergangenen Sonntag bei heissen Temperaturen nicht zu unterschätzen gewesen. Das habe dann zweifellos dazu geführt, dass das Resultat letztlich deutlicher ausfiel, als die Stärkeverhältnisse auf dem Feld tatsächlich waren. «Einerseits waren wir spielerisch ausserdem doch etwas besser», zeigte sich Gabriel zudem überzeugt, und, so der Präsident weiter: «Die Zuschauer haben uns zweifellos auch noch einen Extraschub verliehen.»

Folgt nun auch der Aufstieg?
Wie es mit den Invaders weiter geht, steht aber noch in den Sternen. In der nun vergangenen Saison hat der Meistertitel eigentlich den Aufstieg zur Folge. Während in anderen Saisons ein Relegationsspiel ausgetragen wird, wurde in der vergangenen Saison Genf zwangsrelegiert, sodass ein Platz in der B-Liga frei war. Der Grund für die Zwangsrelegation ist aber zugleich auch das Problem Langenthals. Patrik Gabriel erklärt: «Genf wurde zwangsrelegiert, weil sie keine U19-Tackle-Mannschaft mehr stellen können. Wir haben aber ebenfalls keine solche Mannschaft.» Die Invaders stellen zwar Juniorenteams, aber nur auf den Stufen U13 und U16, ausserdem nur im Flagfootball, der kontaktarmen Variante des American Footballs, die zumeist von Kindern ausgeübt wird. «Wir sehen das Flagfootball als zukunftsweisend an. Hier möchten wir unsere Basis aufbauen», sagt Patrik Gabriel und begründet damit auch die nächsten Schritte des Vereins. «Wir werden an der Verbandsversammlung einen Antrag stellen, dass dieser Passus umformuliert wird. Für uns ist es nicht mehr zeitgemäss, dass ein solch detaillierter Passus über die Spielberechtigung eines Vereins entscheidet.» Auch die drei Gegner in den C-Liga-Playoffs besitzen indes kein entsprechendes Team, welches die Spielberechtigung garantieren würde.
Ob die Regeländerung dann auch gutgeheissen und eingeführt wird, ist aktuell noch schwer abzuschätzen, sagt Patrik Gabriel. Das Ziel der Invaders ist und bleibt aber die B-Liga. «Wir wollen den Ligaerhalt schaffen und uns in den kommenden Jahren in dieser Liga etablieren.» Nach dem Titelgewinn in der C-Liga ist diesem Vorhaben immerhin sportlich gesehen nichts mehr im Weg.

Von Leroy Ryser