• Céline Zürcher aus Gondiswil ist Präsidentin des Volleyball-Grossvereins «Regio Volleyteam». · Bild: Stefan Leuenberger

16.11.2020
Sport

«Es bringt uns finanziell nicht in Schieflage»

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Céline Zürcher, Präsidentin Regio Volleyteam – Die 26-jährige Céline Zürcher ist Präsidentin des Volleyball-Grossvereins Regio Volleyteam, der 2005 aus den Vereinen TV Eriswil, VG Gondiswil, VG Huttwil und SV Dürrenroth entstand. Im «UE»-Interview spricht sie über ihre Tätigkeiten und die schwierige aktuelle Situation.

Volleyball · Die regionale Volleyballmeisterschaft ist unterbrochen. Können Sie dies verstehen?
Nachdem die Fallzahlen der zweiten Welle derart anstiegen, konnte ich diesen Schritt nachvollziehen. Weil im Kanton Bern, wo härtere Regeln gelten, die Klarheit fehlt, was im Sport überhaupt noch möglich ist, haben wir sämtliche Trainings bis Ende November eingestellt.

Was denken Sie, wie geht es mit der Meisterschaft 2020/21 weiter?
Das ist schwer zu sagen. Falls es weiter geht, wird wohl nur noch eine Einfachrunde gespielt.           

Einen sofortigen Abbruch schliessen Sie demnach nicht ganz aus?
Nein. Wenn es im Januar mit einer Einfachrunde nicht losgehen kann, wird ein Abbruch nicht zu umgehen sein.

Volleyball zählt nicht zu den extremen Kontaktsportarten. Das Netz sorgt für Distanz zwischen den beiden Teams.
Die vorgeschriebene Distanz kann auch im Volleyball nicht eingehalten werden. Beispielsweise beim gleichzeitigen Angriff und Block am Netz. Weiter dauert eine Volleyballpartie bis zu zwei Stunden. Während dieser Dauer sind die Vorschriften nicht einzuhalten.

Sie sind Präsidentin von Regio. Aber zugleich auch Corona-Beauftragte. Wieviele Stunden steckten Sie in das zehnseitige Schutzkonzept?
Ganz viele. Ausserdem bringen die ständigen Anpassungen zusätzlichen Aufwand. Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass mühevoll erarbeitete Punkte eine Woche später schon wieder überholt sind. Meiner Meinung nach wäre es optimal, wenn der Volleyball-Verband ein für alle Vereine gültiges Schutzkonzept erstellen würde.

Hat das Schutzkonzept in den bisherigen Partien von Regio gegriffen?
Ja. Die Leute haben sich an alle Vorschriften gehalten.   

Wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Es hat wirklich alles zur Zufriedenheit geklappt.

Kamen die Fans trotz Maskenpflicht und Contact Tracing an die Partien?
Natürlich hatte es an den bisherigen Partien, insbesondere auch am traditionellen «Kick-off»-Event Mitte Oktober, weniger Leute als in den Saisons zuvor. Dies hatte aber auch damit zu tun, dass wir keine grosse Bewirtung anboten. Gleichwohl hatte es an den Spielen etliche Fans.

Warum finden Regio-Heimspiele in Altbüron und Obersteckholz ohne Zuschauer statt?
Weil die Schutzkonzepte der dortigen Anlagenbetreiber dies so vorschreiben.

Wie hat die Pandemie das Regio Volleyteam erreicht? Sind Ihnen infizierte Vereinsmitglieder bekannt?
Alle Aktivmitglieder haben bis zum Unterbruch trainiert und die Partien bestritten. Wir haben keinen einzigen positiven Fall gehabt. Darüber bin ich sehr glücklich. Auch unsere bisherigen Gegner blieben verschont. Wir mussten wegen Covid-19 keine einzige der bereits gespielten Partien verschieben.

Spürt Ihr Verein Covid-19?
Natürlich fallen Einnahmen durch Anlässe wie den SlowUp weg. Doch dies bringt uns finanziell nicht in Schieflage, weil unsere Haupteinnahmequelle die Mitgliederbeiträge bilden.

Der Bund hat ein Stabilisierungspaket von rund 1,9 Millionen Franken für den Verband Swiss Volley gesprochen. Haben Sie ein Beitragsgesuch eingereicht?
Nein.

Warum nicht?
Weil wird wegen Covid-19 finanziell nicht gefährdet sind. Unsere einzigen Ausgaben belaufen sich auf die Hallenmieten. Und diese fallen – auch Dank dem Entgegenkommen der Betreiber – 2020 geringer aus.

Was auffällt, ist der stete Rückgang der Teams, welche der regionale Volleyball-Grossverein an der Meisterschaft stellt. 2020/21 sind es noch vier Aktiv- und zwei Nachwuchsteams. Woher gründet der Rückgang?
Die jungen Leute wollen frei sein. Sie wollen nicht den Verpflichtungen, welche eine Vereinsmitgliedschaft mit sich bringt, nachgehen. Es ist heute auch extrem schwierig, die Vorstandspositionen oder andere Ämtli zu besetzen.

Sportlich am meisten schmerzen dürfte die Tatsache, dass das Herrenteam – das langjährige Vereins-Flaggschiff – heute nicht mehr in der  1. Liga sondern nur noch in der 3. Liga mitspielt.
Der Hauptgrund liegt darin, dass wir über keine Junioren verfügen. Es kommt bei den Männern nichts nach. Langjährige Teamstützen haben nach und nach ihren Rücktritt erklärt, womit sportliche Klasse verloren ging.

Wo sehen Sie 2020 die sportlichen Lichtblicke?
Ende letzter Saison haben wir befürchtet, bei den Juniorinnen U19 kein Team stellen zu können. Die darauf erfolgten Bemühungen fruchteten. Nun spielt ein Team mit zwölf Spielerinnen mit.

Sie spielen selber in der zweiten Damenequipe in der 3. Liga mit. Was gibt Ihnen der Volleyballsport persönlich?
Für mich ist es ein Hobby. Es bereitet mir Freude. Wichtig ist mir vor allem der soziale Austausch im Team. Wir pflegen Freundschaften.

Sie sind seit Mai 2019 Vereinspräsidentin. Mit was waren Sie – Covid-19 für einmal ausgeschlossen – vor allem beschäftigt.
Alle Vorstandsmitglieder üben ihre Ämtli super aus. Ich bin vor allem damit beschäftigt, den «Laden» zusammenzuhalten. Ich kümmere mich um Probleme und Sorgen.

Wie sind Sie mit der vereinsinternen Kommunikation zufrieden?
Die Sitzungen mussten in den letzten Monaten ja online abgehalten werden. Da wir nur selten Sitzungen haben, haben wir erst ein Online-Meeting gehabt. Dies hat tadellos geklappt. Aber auch allgemein gesehen bin ich mit dem Informationsfluss innerhalb des Regio Volleyteams zufrieden.

Wie kann in Huttwil und Umgebung Volleyball-Nachwuchs generiert werden?
Ganz klar durch das Sportfach Volleyball im Kadetten-Schulsport. Aber auch mit den Volleyball-Schulsportteams in Huttwil und Umgebung stehen wir in Kontakt.

Wo möchten Sie den Verein Regio Volleyteam in den kommenden Jahren positionieren?
Ich setze mich in Zukunft primär dafür ein, dass wir die Anzahl Mitglieder und damit auch die Anzahl Teams halten können.