• Elise will alles mit dem Gebet richten – und verliert jegliche Vernunft. · Bild: zvg

19.07.2018
Emmental

Familiendrama auf der Waldbühne

Jeden Sommer findet sich auf der Waldbühne Moosegg ein Ensemble mit spielfreudigen Amateuren zusammen. Was sie darbringen ist alles andere als amateurhaft. Mal freudig, mal leichtlebig sind die Volksstücke, die gespielt werden. Dieses Jahr ist es anders. Im Rahmen des Simon Gfeller-Gedenkjahres kommt sein Drama «Schwarmgeist» zur Aufführung. Das Geschehen geht unter die Haut. Die Darstellenden unter der Regie von Simon Burkhalter verkörpern sowohl die heiteren als auch die traurigen Rollenspiele hervorragend.

Moosegg · 1916, der Erste Weltkrieg ist in vollem Gang. In einem Weiler im Emmental ist die Welt noch ein bisschen in Ordnung. Die junge Mutter Stüdi (Sarah Luisa Iseli) gibt sich trotz viel Arbeit liebevoll mit ihren Kindern ab. Eben hat sie Abschied von ihrem Mann Ueli (Fabian Eckstein) genommen, der an die Front gerufen wurde.
Sie gibt ihr Bestes, um den Alltag zu meistern, kann dabei auch auf die Nachbarin Käthi Dreier (Danièle Themis), auf die Magd Stine (Leah Leuenberger) und den Knecht Martin (Elias Furrer) zählen.

Anspruchsvolle Rollen
Aber ihrer Schwägerin Elise, verwitwet, verbittert und kinderlos, gefällt der Friede nicht. Elise erstickt jede Heiterkeit und Unbeschwertheit im Keim und predigt das auf ihre eigene Weise ausgelegte Evangelium. Selbst die Frohnatur Käthi vermag es nicht, ihre Sturheit zu brechen.
Stüdi wird mehr und mehr in die Enge getrieben, ist zu schwach, um der Schwägerin die Stirn zu bieten. Gut gemeinte Ratschläge aus seinem Umfeld weist es zurück – muss es zurückweisen. Als der siebenjährige Sämi krank wird, nimmt das Schicksal den Lauf. Elise verbietet es, den Arzt zu rufen, will das Kind durch Gebet und Handauflegen heilen. Stüdi kommt mit sich und ihrem Glauben in Konflikt, verliert jeglichen Halt und zieht sich in seine eigene irre Welt zurück.
Die Rollen sind äusserst anspruchsvoll, vor allem diejenigen der drei Frauen Elise, Stüdi und Käthi. Sie verkörpern sie meisterhaft.

Simon Gfeller-Gedenkjahr
Das diesjährige Stück findet im Rahmen des Simon Gfeller-Gedenkjahres 150 Jahre Simon Gfeller statt. Seit jeher stehen auf der Moosegg jedoch Stücke im Zentrum, welche einen starken Bezug zum Emmental und zu seinen Bewohnern haben oder aber von den Gegebenheiten der Waldbühne her auf die Moosegg passen. Die Stücke werden umrahmt von passender, neukomponierter Szenenmusik von Bruno Leuschner. Die kleine musikalische Besetzung reicht völlig, um das Geschehen auf der Bühne dramatisch zu untermalen.

Gut zu wissen
«Schwarmgeist» wird noch bis am 18. August gespielt. Spieldaten und Tickets siehe unter www.freilichtspielemoosegg.ch, telefonisch unter 0900 034 034 (CHF 1.99/Minute) oder persönlich in allen BLS-Reisezentren.