• Barbara Wolfensberger freut sich, dass die drei jungen Lämmlein wohlauf sind. · Bilder: Marianne Ruch

  • Das macht Spass: Elias hilft gerne beim Schöppelen der Lämmlein.

  • Sebi, Leni und Housi mit Mutter Wanda. Alle sind wohlauf und vital.

  • Geboren hat Wanda Vierlinge − eines ist leider nach drei Tagen gestorben. · Bild: Matthias Käser

14.03.2023
Emmental

Freud und Leid liegen nahe beieinander

Das Schwarzbraune Bergschaf Wanda brachte am 1. März Vierlinge zur Welt. Grosse Freude, aber auch ein bisschen Respekt stellte sich bei Familie Wolfensberger-Käser ein, denn Vierlinge sind selten und sie waren klein und schwach. Mit grossem, regelmässigem Einsatz und der Flasche kümmerte sich die Familie liebevoll um die Kleinen. Doch eines der Lämmer starb trotzdem.

Sumiswald · Ein seltener Wurf, mit zwei männlichen und zwei weiblichen Lämmern, ist auf dem Hof Sädel von Barbara und Simon Wolfensberger zur Welt gekommen. «Wir waren am Anfang der Geburt dabei, liessen Wanda dann aber einen Moment in Ruhe. Zu meiner Überraschung informierte mich kurz darauf meine Mutter, dass es drei Lämmer seien, als ich selbst nachsah, waren es sogar vier», erzählt Barbara Wolfensberger. Die Freude war gross, doch ein gewisser Respekt war trotzdem da. Denn die kleinen Lämmer waren sehr schwach und konnten zunächst nicht stehen. Die Familie fing sofort an, die Kleinen alle drei Stunden an die Zitzen der Mutter zu legen, mussten sie dabei aber stützen. «Zu der Zeit wäre ich froh gewesen, ich hätte ein paar Hände mehr gehabt», gesteht Barbara Wolfensberger. Denn ihre drei Kinder, Levi (5), Elias (3) und Joan (1), brauchten sie auch. Bald aber konnten die Lämmer stehen und selbst trinken. Da Wanda aber zu wenig Milch für alle vier Lämmer hatte, fütterten sie die zwei Schwächsten zusätzlich mit Lämmermilch aus der Flasche. Die Besitzerin war froh um die Beziehungen in der Nachbarschaft. So konnten erfahrene Schafhalter ihr wertvolle Tipps mitgeben. Alles sah gut aus und sie freuten sich, dass ihr Einsatz und Engagement sich gelohnt zu haben schien.

Freud und Leid
Nach drei Tagen aber verstarb eines der Lämmer. «Von 100 Prozent vital ist eines innerhalb von drei bis vier Stunden gestorben», sagt Barbara Wolfensberger traurig. «Der erste Gedanke war, das darf doch nicht wahr sein», sagt sie. Zusammen mit den Kindern nahmen sie Abschied von dem kleinen Lamm und sagten ihm tschüss. «Wir waren alle sehr traurig und konnten nicht verstehen, warum dem Kleinen das Leben geschenkt wurde und es ihm kurz darauf wieder genommen wurde. Es zeigt mir auf, dass wir einfach nicht alles im Griff haben können», sagt die 36-Jährige.
In der ganzen Trauer meinte unser Sohn Elias: «Aber die drei Weissen leben ja noch.» Er zeigte uns, dass wir das Positive sehen sollen und uns an dem freuen, was noch ist», erzählt sie gerührt. Und ja, positiv ist, dass Wanda für die drei Lämmer Sebi, Leni und Housi jetzt genug Milch hat. «Auch für meine Kräfte gab es eine Entlastung – aber ich hätte die Versorgung gerne auf mich genommen», sagt sie bestimmt. Als Ergänzung bekommen zwei der drei Lämmer noch die Flasche mit zusätzlicher Milch. «Wir geniessen es, die Kleinen zu tränken und zu sehen, wie sie gedeihen. Jetzt sind alle munter und hüpfen herum, sind sogar schon recht frech und knabbern uns an», lacht sie. Levi meinte gar zu einem der dreien: «He, wenn du mir meine Jacke anknabberst, musst du mir dann eine neue kaufen.» Es sind trotz allem schöne und unbeschwerte Stunden, die Barbara Wolfensberger zusammen mit ihren Kindern im Stall verbringt. «Wir lachen, und irgendwie bleibt jeweils die Welt für einen kurzen Moment stehen», sagt sie strahlend.

Kleiner Hof
Nebst Wanda mit ihren drei Lämmern hält Familie Wolfensberger noch sechs weitere Auen mit sechs Lämmern und einem Schafbock. Die Schafe halten sie zur Freude, aber natürlich auch für die Weiden ihres kleinen Betriebes. «Es sind unsere Rasenmäher», lacht die Primarlehrerin. Drei Zwergziegen, elf Hühner, Enten, Gänse und Katzen wohnen ebenfalls auf dem fünf Hektar grossen Betrieb. Barbara Wolfensberger führt die landwirtschaftlichen Arbeiten mit Leidenschaft aus, fährt Traktor und bewirtschaftet das Land. Neben einem grossen Garten und einer Gemüse-Pflanzung pflanzen sie jeweils vier Aren Kartoffeln an, Gerste und Raps. Aus dem angepflanzten Weizen lassen sie Mehl mahlen und nehmen es zurück. «Wir sind zu einem grossen Teil Selbstversorger», erklärt sie. Kartoffeln, Mehl, Süssmost, Konfitüre, Früchte und Gemüse vermarkten sie an Stammkunden.
Ihr Mann Simon Wolfensberger arbeitet auswärts als Architekt und hilft, wenn es die Zeit erlaubt, tatkräftig auf dem Hof mit. «Wir machen sehr viel von Hand, etwa die Kartoffelkäfer lesen wir von Hand ab», erzählt sie. «Wir haben einen grossen Bezug zur Natur und unsere Kinder bekommen das jetzt schon von klein auf mit. Sie sind grundsätzlich immer mit dabei, sei es auf dem Feld oder im Stall.»

Von Marianne Ruch