• Noch schraubt Raphael Blatt fleissig Regale zusammen, damit er am 12. März seine neue «Frischpunkt»-Filiale am Huttwiler Bahnhof eröffnen kann. · Bild: Yanick Kurth

03.03.2022
Huttwil

«Frischpunkt» eröffnet Filiale am Bahnhof

Am Huttwiler Bahnhof werden schon bald frisches und regionales Gemüse, Obst, Milchprodukte und Backwaren angeboten. Damit will der Geschäftsführer Raphael Blatt in erster Linie die Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft fördern.

Huttwil · Dort, wo vorher Zeitungen, Sandwiches und Kaugummis über die Ladentheke gingen, werden ab dem 12. März Kartoffeln, Eier, Äpfel und vieles mehr aus der Region angeboten. Am Huttwiler Bahnhof eröffnet nämlich eine «Frischpunkt»-Filiale ihre Türen. Frisch soll es sein – und am besten direkt aus der Nähe. Regionale Bio-Lebensmittel sind beim Einkauf immer beliebter und das weiss auch der Geschäftsführer und gelernte Landwirt Raphael Blatt, der mit Huttwil bereits die vierte Filiale seines noch jungen Unternehmens eröffnet. Nun zieht also wieder Leben in die seit drei Monaten leer stehenden Räumlichkeiten am Bahnhof ein.

Noch wird fleissig geschraubt
Noch schraubt Raphael Blatt Holzregale zusammen. In Kürze werden dann die ersten Lebensmittel für den Verkauf angeliefert. Entstehen soll ein freundliches und einladendes Laden-Lokal, welches sich an bester Lage befindet. «Wir fühlen uns hier bereits willkommen und wagen den Schritt erneut, eine weitere Filiale zu eröffnen», freut er sich. «Mit dem neuen ‹Frischpunkt› in Huttwil möchte ich möglichst vielen Leuten Zugang zu fairen Lebensmitteln bieten», erwähnt der 33-jährige Geschäftsführer. «Es ist schön, wenn uns die BLS AG dabei unterstützt und uns eine Chance gibt.» «Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Blatt einen Mieter mit einem innovativen Konzept gefunden haben. Das Geschäftsmodell passt gut zum öffentlichen Verkehr, der auch für Nachhaltigkeit steht», erklärt Stefan Locher, Mediensprecher der BLS AG. Auch für die Gemeinde Huttwil ist die Eröffnung der Filiale ein Mehrwert und spielt für die Nachhaltigkeits-Strategie eine zentrale Rolle.

Mit den Erdbeeren fing alles an
Gegründet wurde das Unternehmen «Frischpunkt» im Jahr 2017 auf dem Bio-Demeter-Hof in Madiswil. Mit dem dortigen Pächter des Hofes, Simon Schenk, hat Raphael Blatt zusammengearbeitet. Begonnen hat der Direktverkauf vor Jahren mit Erdbeeren, die am Strassenrand verkauft wurden. Raphael Blatt wollte die Direktvermarktung weiterbringen und entschied sich für die Gründung eines eigenen Geschäfts. «Dies hat sich damals durch die Tätigkeiten auf dem Bauernhof so ergeben», erinnert sich der Emmentaler zurück. Seine Selbstständigkeit begann mit dem Hofladen in Madiswil. Nach zwei erfolgreichen Geschäftsjahren eröffnete Raphael Blatt und sein Team im Jahr 2019 die zweite Filiale in Langnau im Emmental. Ein Jahr später folgte ein weiterer Laden in Herzogenbuchsee. Nun eröffnet er in wenigen Wochen am Huttwiler Bahnhof bereits seine vierte «Frischpunkt»-Filiale. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeitende. Durch den Standort in Huttwil werden noch weitere Arbeitsstellen geschaffen.

Möglichst Abfall vermeiden
In seinen Filialen möchte sich der gelernte Landwirt auch mit der Problematik in der Landwirtschaft befassen. In den Produkten steckt sehr viel Handarbeit und die Löhne in der Landwirtschaft sind oftmals tiefer als in anderen Branchen. «Ich erhoffe mir, dadurch mehr Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln und der Landwirtschaft allgemein.» Es sind keine Konsumgüter und die Aufklärung und der Austausch mit den Kunden sei wichtig, um die Abläufe in der Landwirtschaft zu verstehen und zu schätzen.
«Mir ist es wichtig, der Bevölkerung aufzuzeigen, wie qualitativ hochwertige Lebensmittel entstehen», betont Blatt gegenüber dem «Unter-Emmentaler» weiter. Kein Trend – sondern Zukunft. Das Unternehmen versucht die Lieferketten so nahe wie möglich zu halten und keinen unnötigen Abfall zu produzieren. Der Offenverkauf haltbarer Grundnahrungsmittel ist bei «Frischpunkt» bei vielen Produkten selbstverständlich. Statt Plastiktüten, die die Umwelt schädigen, setzt man auf Glas und Stoffbeutel oder mitgebrachte Behälter. «Wir tun jeden Tag etwas für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt für unsere Nachkommen. Wir finden, da lohnt sich der Einsatz.»

Produkte aus biologischem Anbau
Im Geschäft ist die Saisonalität der Lebensmittel ein wichtiger Punkt. «Wir haben trotz unserer kleinen Schweiz eine grosse Palette an saisonalen Produkten», freut sich der 33-Jährige. Sämtliche Gemüse, Milch und Eierprodukte stammen aus der näheren Umgebung. Bei den Backwaren arbeitet «Frischpunkt» eng mit der WBM-Bäckerei in Rohrbach zusammen. Aus der Schweiz stammen etwa die Linsen, das Mehl und gewisse Getreide. Aus dem Ausland werden Reis, Kydney-Bohnen und Dörrfrüchte importiert. «Wir importieren die Produkte jeweils selbst und die Lebensmittel stammen alle aus nachhaltigem Anbau», bestätigt Blatt.
«Damit Neues entstehen kann, ist es wichtig, dass es auch für kleine Strukturen einen Absatzmarkt gibt. Hier kommt der «Frischpunkt» ins Spiel. Wir arbeiten mit Menschen und Organisatoren zusammen, welche mit der Natur und den Ressourcen sorgsam umgehen und daraus qualitativ hochwertige Produkte herstellen», so Raphael Blatt.
Weil der Standort am Bahnhof für einen Bio-Gemüse-Laden doch eher aussergewöhnlich ist, wird daher «Coffee to go» und zusätzlich «Kalte Lust-Eis» angeboten. Je nach Nachfrage und Möglichkeiten wird das Angebot noch ausgeweitet oder angepasst.

Neue Kunden gewonnen
Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, wie abhängig die Schweiz von anderen Ländern ist. Die Industrieländer rennen möglichst günstigen Produktionsmöglichkeiten nach und diese findet man oftmals im Ausland. «Während den Lockdowns wurden wir in unseren Läden regelrecht überrannt», sagt Raphael Blatt. Die Menschen schätzen seit der Pandemie eher wieder die regionalen Produkte und legen wieder mehr Wert auf ihre Gesundheit. «Durch die Krise konnten wir auch viele neuen Kunden gewinnen.» Die Filiale am Huttwiler Bahnhof wird am Samstag, 12. März, um 9 Uhr eröffnet. Für die Besucherinnen und Besucher wartet ein Willkommens-Apéro. Geöffnet wird die neue Filiale jeweils von Montag bis Samstag sein.

Von Yanick Kurth
«Wir freuen uns auf die bevorstehende Eröffnung und sind gespannt», sagt Raphael Blatt abschliessend.