• 17 Tage lang waren die 27 unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMAs) in ihrer Unterkunft in Isolation oder Quarantäne. Seit zehn Tagen dürfen sie sich wieder frei bewegen. · Bild: Archiv

17.09.2020
Huttwil

Für die UMAs kehrt der Alltag wieder ein

Nach total 17 Tagen wurden letzte Woche die Isolations- und Quarantänemassnahmen im UMA-Zentrum in Huttwil aufgehoben. Die Jugendlichen sind froh, wieder die Schulen und ihre Kameraden besuchen zu können.

 

«Den Jugendlichen geht es allen wieder gut. Auch zuvor hatten nur wenige leichte Symptome», erklärt Stephan Zihler. Er ist Co-Geschäftsleiter des Zentrums Bäregg, in dem im Auftrag des Kantons Bern unbegleitete minderjährige Asylsuchende, sogenannte UMA, betreut werden.
Ein Rückblick: Am 25. August wurde bekannt, dass im Zentrum drei Jugendliche positiv auf Covid-19 getestet wurden. «Wie sie sich angesteckt haben, ist nicht bekannt», so Zihler. «Denn die Jugendlichen kommen in der Schule wie in ihrer Freizeit mit vielen Personen in Kontakt.» Bei einem zweiten Test Ende August wurden alle im Zentrum Lebenden und Arbeitenden erneut getestet, 13 von ihnen waren positiv. Die positiv Getesteten gingen im Haus in Isolation und alle Jugendlichen der Kollektivunterkunft sowie 14 Betreuungs- und vier Lehrpersonen wurden in Quarantäne gesetzt. Alle Massnahmen wurden am 8. September vom Kantonsarztamt aufgehoben, da von den Jugendlichen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht.

Viel «im Netz» unterwegs
Doch wie beschäftigt man Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in Quarantäne? «In dem man ihnen den grosszügigen Umgang mit Wireless und Fernsehen erlaubt», sagt Zihler und fügt lachend hinzu: «So kann man alle Jugendlichen ablenken.»
Dies sei aber natürlich nur ein Teil vom Beschäftigungsprogramm gewesen.
Es sei gespielt und gezeichnet worden. «Da weder die 26 Jungs noch das Mädchen in die Schule gehen durften, haben wir alle Unterlagen organisiert und sie mit Homeschooling unterrichtet», fährt der Co-Geschäftsleiter weiter. Das sei auch fürs Betreuungsteam anspruchsvoll gewesen, besuchen die meisten Jugendlichen doch das zehnte Schuljahr in Burgdorf oder Langenthal.

Die Zeit gut genutzt
«Alle waren sehr verständnisvoll, motiviert und haben den Heimunterricht ernst genommen», freut sich Zihler und lobt die Gruppe. «Aggressivität hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben.» Das zeigt sich auch an der Reaktion eines 17-jährigen Zentrumbewohners. «Ich habe die Zeit genutzt, um sehr viele neue Wörter in Deutsch zu lernen», sagt H gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Die Namen dürfen aus Persönlichkeitsgründen nicht genannt werden. Auch F., 14 Jahre alt, ist mit der Quarantäne gut zurechtgekommen. Für ihn waren die Tests selbst das Schlimmste in dieser Zeit.

Maskenpflicht fürs Personal bleibt
Aussergewöhnlich war sicher auch, dass gemäss Stephan Zihler während der Quarantäne/Isolationszeit für alle Personen – Jugendliche und Betreuungspersonal – eine strikte Maskenpflicht galt. «Das Personal war hierbei mit FFP-Masken ausgestattet», betont er und verrät die aktuellen Massnahmen: «Im Alltag gelten die allgemeinen BAG-Richtlinien in unseren Wohnheimen. Ergänzend haben wir aber die Maskenpflicht fürs Personal innerhalb der Räumlichkeiten beibehalten.»
Obwohl alle die Tage gut überstanden haben, sind die Bewohner wie auch das Betreuerteam erleichtert, dass nun wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist. «Und», so Stephan Zihler, «die Jugendlichen sind froh, wieder die Schulen besuchen zu können, Sport zu treiben und vor allem ihre Kameradinnen und Kameraden ausserhalb des Zentrums zu treffen.»

Von Irmgard Bayard