• Der 17-jährige Andro Kaderli aus Häusernmoos glänzt im U20-Team der SCL Young Tigers mit Glanzleistungen. · Bilder: Peter Eggimann

  • Grosser Moment für Andro Kaderli (Nummer 55): Am 14. Februar gegen die Rapperswil-Jona Lakers stand er erstmals im Aufgebot der NLA-Equipe der SCL Tigers.

28.02.2023
Sport

«Gefühl beim ersten Natitor war überwältigend»

Der 17-jährige Andro Kaderli aus Gassen bei Häusernmoos ist im Flow. Seine Eishockeykarriere verläuft steil aufwärts. Er spielt bei den SCL Young Tigers in der höchsten Juniorenstufe (U20-Elit) eine grandiose Rookie-Saison. Ausserdem absolvierte Andro Kaderli kürzlich seine ersten Spiele für die Schweizer U18-Nationalmannschaft.

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Andro Kaderli, Eishockeyspieler aus Häusernmoos

 

Wie überrascht waren Sie, als kürzlich das erste Aufgebot für die Nationalmannschaft ins Haus flatterte?
Ich hatte eine riesige Freude. Weil ich zuletzt viele gute Leistungen zeigen konnte, erhoffte ich mir dieses Aufgebot. Als es schliesslich per E-Mail eintraf, fühlte es sich an wie Weihnachten.

Sie spielten vom 8. bis 12. Februar am 4-Nationenturnier in der Slowakei erstmals für die Schweizer U18-Nationalmannschaft. Ihre Eindrücke?
Erstmals mit dem Schweizer Kreuz aufzulaufen, ist schon ein ganz besonderer Moment. Immer schon habe ich davon geträumt, dass ich die Schweizer Hymne nicht nur als Eishockeyzuschauer sondern als -spieler miterleben darf.

Sportlich haben Sie bei Ihrem Natidebüt gegen die Slowakei bei der 3:6-Niederlage voll abgeliefert. Neben einem Assist schossen Sie sogar ein Tor.
Klar, wir haben die Partie verloren. Mit meiner Leistung durfte ich aber zufrieden sein. Das Gefühl beim ersten Torerfolg im Natidress war überwältigend. Ich habe nach meinem Tor den Puck als Andenken erhalten.

Nur einen Tag später beim 3:0-Sieg gegen Deutschland reichte es zu einem Assist. Das dritte Spiel gegen Japan konnte die Schweiz 4:2 gewinnen. Damit beendete die Schweiz hinter Gastgeber Slowakei das Turnier auf dem 2. Rang. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Es ist cool, dass wir den 2. Rang geschafft haben und einen Pokal erhielten. Persönlich lief es mir natürlich sehr gut.

Was meinte Nati-Trainer Marcel Jenni zu Ihrem Einstand?
Er hat mich gelobt.

Bald erfolgt die Vorbereitung auf die U18-WM von Ende April. Werden Sie dabei sein?
Das ist noch nicht bekannt. Marcel Jenni hat mir allerdings mitgeteilt, dass meine Chancen gut stehen.

Die U18-WM bietet die beste Möglichkeit, sich für eine internationale Top-Karriere zu präsentieren. Ausserdem findet sie vor Heimpublikum in Basel und Ajoie statt.
Gerade aus diesem Grund wäre ein Dabeisein mega cool. Ich hoffe so sehr auf ein Aufgebot.

Ihr U18-Natitrainer Marcel Jenni war 66-facher Natispieler. Er galt als Rebell, Hitzkopf und genialer Spieler zugleich. Wie würden Sie sich umschreiben?
Ich bin ein lustiger und umgänglicher Typ – auf und neben dem Eis. Für einen Gegenspieler kann ich aber auch mühsam sein.

Sie haben noch für keinen Eklat gesorgt?
Nein, sicher nicht.

Allerdings kassieren Sie regelmässig Strafen.
Das ist so. Die Energie ist schuld. Ich bin kein unfairer Spieler. Aber meine Übermotivation führt oft dazu, dass ich bei meinen Einsätzen etwas über die Stränge schlage.

Verzichten Sie auf Alkohol und das Rauchen?
Auf das Rauchen sowieso. Anders sieht es mit dem Alkohol aus. An Feiertagen oder ausserhalb der Saison gönne ich mir gerne ein Bierchen.

Was unternehmen Sie gerne, wenn – falls es das überhaupt gibt – einmal nicht Eishockey auf dem Programm steht?
Ich gehe gerne mit Kollegen ins Kino oder in die Badi.

Sie haben einen Lauf. Kurz nach dem Natidebüt kamen Sie am 14. Februar vor 4578 Zuschauern beim 2:1-Sieg gegen die Rapperswil-Jona Lakers zu Ihrem ersten NLA-Einsatz im Dress der SCL Tigers. Wie sieht es mit künftigen Einsätzen aus?
Ich habe in diesem Spiel keinen Einsatz erhalten. Es hat mich aber nicht gestört. Alleine im Aufgebot der NLA-Equipe von Langnau zu stehen, ein Teil der Mannschaft zu sein, war für mich wie ein Ritterschlag. Ich habe an der Bande und auf der Spielerbank jeden Moment genossen.

Hat Tigers-Headcoach Thierry Paterlini mit Ihnen gesprochen?
Er hat mir alles erklärt. Das war toll. Er sprach aber nicht darüber, ob ich weitere Möglichkeiten erhalten werde. Auf diese hoffe ich sehr – und arbeite täglich hart dafür.

Hauptamtlich spielen Sie in der U20-Elit-Mannschaft der SCL Young Tigers. Langnau läuft es sehr gut. Hinter dem überlegenen Leader Zug und Lugano rangiert Ihr Team von 13 Teams auf dem starken 3. Rang.
Wir hatten zu Beginn der Saison Startschwierigkeiten. Dann haben wir uns nach vorne gekämpft. Die Leistungen stimmen und der Teamgeist ist sehr gut.

Was streben Sie an?
Wir wollen in den Playoffs glänzen und den Meistertitel holen. Die Playoffs haben ganz eigene Gesetze. Ich denke, dass wir gegen das bislang souveräne Zug in den Playoffs bestehen können.

Wäre es Ihr erster Meistertitel?
Ja. Bisher steht ein Vize-Meistertitel mit der U17-Elit-Mannschaft zu Buche. Damals verloren wir den Final gegen die ZSC Lions.

Es ist Ihre erste Saison in der höchsten Junioren-Altersstufe. Trotzdem haben Sie schon über 30 Skorerpunkte gesammelt.
Ich bin wirklich zufrieden, wie es läuft. Und ich kann jetzt alterstechnisch noch zwei weitere Jahre bei der U20-Elit mitspielen.

Im Alter von 17 Jahren haben Sie es im Eishockey schon weit geschafft. Wie kam es, dass Sie sich so sehr für diesen Sport begeistern?
Mein Grossvater und mein Götti haben früher Eishockey gespielt. Sie haben mein Feuer für das Eishockey geweckt, denn ich wollte eigentlich Fussball spielen gehen.

Wie alt waren Sie, als es los ging.
Mein Vater hat mich in die Eishockeyschule des EHC Brandis begleitet. Da war ich 5 Jahre alt. Anschliessend habe ich die verschiedenen Nachwuchs-Altersstufen bei Brandis gespielt.

Bis der Wechsel zu Langnau erfolgte.
Der Wechsel zur U15-Elit bei den SCL Young Tigers erfolgte nicht, weil es mir bei Brandis nicht gefallen hat, sondern weil ich einen weiteren Schritt vorwärts machen wollte. Seither spiele ich bei den SCL Young Tigers, der Nachwuchsabteilung von Langnau. Auch, weil die Anreise dorthin nicht sehr weit ist.

Sie sind Stürmer. Warum nicht Verteidiger oder Goalie?
Ich war schon immer darauf aus, möglichst viele Punkte zu erzielen. Ich liebe das Toreschiessen, weshalb für mich nur diese Position in Frage kam.

Wohin soll Ihre Eishockeyreise führen?
Vorerst konzentriere ich mich darauf, den Sprung in das NLA-Team der SCL Tigers zu schaffen. Um mich abzusichern, mache ich zeitgleich eine vierjährige Lehre. Nach dieser Ausbildung ist es aber schon in meinem Kopf, voll auf die Karte Eishockey zu setzen und es so weit wie möglich nach oben zu schaffen.

Kurz gefragt
Beste Eishockeyspieler ever
Wayne Gretzky und Connor McDavid.

Lieblingseishockeyclub
SCL Tigers

Fraueneishockey
Ich finde es cool, dass die Frauen das Gleiche ausleben können wie die
Männer. Eine definitiv gute Sache.

So gut wie Eishockey ist
nichts

Rückennummer
Seit der U17 habe ich die Nummer 21. Ich finde die Zahl cool. Einen Bezug gibt es aber nicht.

Freundin
Habe ich keine. Ich fühle mich momentan als Single ganz wohl. Im letzten August endete meine letzte Beziehung. Seither hatte ich kein Bedürfnis und keine Zeit, eine neue Partnerschaft einzugehen.

Ihr grösser Fan
Das ist mein Grossvater Robert Gerber aus Rohrbach, der selber Eishockey spielte und mich zusammen mit meinem Götti Peter Gerber mit dem Eishockey vertraut machte. «Pegu» ist zugleich mein Vorbild. Was er sportlich reisst, ist
einfach beeindruckend. Auch meine Eltern und meine Schwester sind Fans.

Netflix
Outer Banks

TikTok
Am Abend im Bett schaue ich gerne rein. Selber mache ich aber keine TikTok-Videos.

Süssigkeiten
Kinderschokolade.

Jahreszeit
Die Zeit, in der Eishockey gespielt wird. Den Sommer finde ich aber auch sehr schön.

Feriendestination
Ich habe kaum Zeit dafür und bin vor allem zuhause. Ich würde aber später gerne einmal nach Australien reisen.

Krieg
Die Medien berichten viel darüber. Es ist äusserst eindrücklich und traurig.

Zimmer aufräumen
Mache ich schon. Allerdings habe ich es meist ordentlich.

Tattoo/Piercing
Habe ich nicht. Und ich habe nicht im Sinn, mir weder das eine noch das andere machen zu lassen.

Frühaufsteher
Das bin ich – und zwar wegen der Arbeit.