• Die Karte mit den möglichen künftigen Standorten für den Kiesabbau sowie den Deponiestandorten im Oberaargau liegt vor: Markus Loosli (links), Päsident der Kommission Abbau, Deponie und Transporte (ADT), und Planer Jos Aeschbacher blicken den Resultaten der Mitwirkung zum neuen Richtplan ADT gespannt entgegen. · Bild: Walter Ryser

10.03.2020
Oberaargau

Genügend Kies für viele Jahrzehnte

Der Oberaargau verfügt entlang der Aare über riesige Kiesvorkommen. Die Gesamtrevision der Richtplanung Abbau, Deponie und Transporte regelt den Kiesabbau und die damit verbundenen Auswirkungen für die nächsten 30 bis 45 Jahre. Bis Ende April läuft die Mitwirkung zum neuen Richtplan.

Oberaargau · Es ist eine staubtrockene Angelegenheit, aber eine, die für die Region Oberaargau von immenser Bedeutung ist. Das Bundesgesetz über die Raumplanung verpflichtet die Kantone, mittels raumplanerischen Massnahmen eine ausreichende Ver- und Entsorgung des Landes mit Baustoffen respektive von Bauabfällen sicherzustellen. Der Kanton Bern wiederum überträgt die Aufgaben den Regionen. Somit ist die Region Oberaargau für die längerfristige Sicherstellung der regionalen Ver- und Entsorgung mit Steinen, Kies und Sand zuständig.
Die Region Oberaargau verfügt mit ihrem «Abbau- und Deponiekonzept» über eine rechtskräftige und behördenverbindliche Planung ADT, die aus dem Jahr 2010 stammt. Seit deren Genehmigung sind insbesondere in den letzten Jahren diverse Anträge zur Änderung respektive Ergänzung des Konzepts mit neuen Standorten oder Standorterweiterungen eingegangen. Die Region hat daraufhin die bestehende Reservesituation hinsichtlich Versorgung mit Kies und Felsmaterial sowie die Entsorgung von Aushub und Inertstoffen durch ein Planungsbüro überprüfen lassen.

Eine hochkomplexe Geschichte
Obschon gemäss Analyse kein akuter Handlungsbedarf im Sinne eines Notstandes besteht, wurden diverse Gründe festgestellt, die eine Überarbeitung der bestehenden Planung nahelegt. Handlungsbedarf wurde insbesondere bei der Entsorgung im südlichen Regionsteil sowie bei der Reservesituation einzelner Standorte festgestellt. Nach eingehender Analyse der bestehenden Situation hat der Vorstand der Region Oberaargau in Rücksprache mit den kantonalen Fachstellen im Februar 2017 entschieden, eine Gesamtrevision der regionalen Richtplanung ADT durchzuführen. Dabei soll basierend auf dem bestehenden Abbau- und Deponiekonzept ein eigenständiger Teilrichtplan erarbeitet werden.
Der revidierte Richtplan liegt nun vor. Markus Loosli, Gemeindepräsident von Herzogenbuchsee und zugleich Präsident der Kommission Abbau, Deponie und Transporte (ADT), bezeichnete die Erarbeitung des Richtplanes als hochkomplexe, spannende, aber zugleich auch anspruchsvolle Geschichte. «Vereinfacht gesagt geht es darum, sicherzustellen, dass wir auch in den nächsten 30 bis 45 Jahren in unserer Region über genügend Kies für die Bauindustrie verfügen.» Zugleich gelte es, den Abbau möglichst schonend für Mensch, Natur, Landschaft und Umwelt zu gestalten, den Transport der Materialien sowie den damit verbundenen Verkehr und Lärm zu optimieren und zu reduzieren.

Oberaargau ist eine Kiesgrube
Loosli wies dabei auf die besondere Situation in der Region hin: «Der Oberaargau ist entlang der Aare eine richtige Kiesgrube», erwähnte er. Hier verfüge man über weit mehr Kies, als im Eigenbedarf benötig werde. Deshalb gehe es beim vorliegenden, revidierten Richtplan auch um die Frage, ob man auch künftig Kies exportieren wolle und in welchem Ausmass, damit auch andere Regionen von den gros-sen Kiesvorkommen im Oberaargau profitieren könnten. Planer Jos Aeschbacher (CSD Ingenieure) wies darauf hin, dass mehrere Standorte im Oberaargau für den künftigen Kiesabbau in Frage kämen. Es sei deshalb damit zu rechnen, dass zahlreiche Eingaben für den Kiesabbau eingehen würden. Bereits seien etliche, qualitativ hochwertige Eingaben gemacht worden. Hier gelte es eine Interessenabwägung vorzunehmen, allenfalls gewisse Standorte für den späteren Bedarf vorzusehen.
Der revidierte Richtplan sieht vor, dass künftig im Oberaargau jährlich rund 650 000 Kubikmeter Kies/Ton abgebaut werden dürfen. Beim unverschmutzten Aushub geht man von einer jährlichen Menge von rund 630 000 Kubikmeter aus, während bei den Inertstoffen (Ziegel, Backsteine, Mauerabbruch, Astbestzement, aber keine Sonderabfälle) die Menge auf rund 40 000 Kubikmeter pro Jahr festgelegt wurde. Seit dem 5. März läuft zum revidierten Richtplan Abbau, Deponie und Transporte (ADT) die öffentliche Mitwirkung, die bis 30. April dauert. Am 17. März findet dazu in der Alten Mühle in Langenthal eine Informationsveranstaltung statt.
Bis Juni 2020 werden die Mitwirkungseingaben ausgewertet, anschliessend geht der Richtplan zur Vorprüfung an den Kanton. Nach dieser Vorprüfung erfolgt in der Zeitspanne November 2020 bis Februar 2021 durch die Region Oberaargau die Bereinigung des Richtplanes. An der Delegiertenversammlung der Region Oberaargau im April 2021 soll der neuer Richtplan genehmigt werden und anschliessend  im Sommer 2021 auch vom Kanton definitiv abgesegnet werden.

Von Walter Ryser