• Das visionäre Gründerehepaar Isabel und Martin Andermatt. · Bilder: zvg

  • Ralph Schwarz, Geschäftsführer Andermatt Biogarten AG, zwischen Zwergäpfel Delgrina. · Bild: Marianne Fürst

  • Ende letzten Jahres konnte das zusätzliche Geschoss der Andermatt Group in Grossdietwil bezogen werden.

  • Das erste Produkt «Madex®» richtete sich gegen die Larve des Apfelwicklers.

  • Gegen den Dickmaulrüssler hilft eines der neusten Produkte der Andermatt Group.

  • Larven des Dickmaulrüsslers.

23.02.2024
Luzerner Hinterland

Gesunde Nahrungsmittel aus gesunder Umwelt

Vergangenes Jahr feierte die Andermatt Group in Grossdietwil ihr 35-jähriges Bestehen. Hinter dem Jubiläum steckt eine bewegte Geschichte einer grossen Visionärin und eines grossen Visionärs – Isabel und Martin Andermatt. Seit Gründung der Andermatt Biocontrol im Jahr 1988 ist das Unternehmen unaufhörlich gewachsen und heute weltweit tätig. Ein Wachstumsende ist nicht in Sicht.

Grossdietwil · Die Andermatt Group wächst und wächst. Pro Jahr sind es im Schnitt zehn Prozent zusätzliche Vollzeitstellen, welche am Standort Grossdietwil (LU) geschaffen werden (im Jahr 2021 waren es gar 19,75 Prozent). Das Ziel des Unternehmens ist es, wirksame biologische und natürliche Alternativen zu chemisch-synthetischen Produkten für den Pflanzenbau, Haus und Garten, Schädlingsbekämpfung sowie Bienen- und Nutztiergesundheit zu finden und verfügbar zu machen. So wurde aus einer kleinen Schweizer Firma eine global tätige Firmengruppe mit 24 Tochterfirmen und über 500 Mitarbeitenden (davon rund 230 in Grossdietwil). «Wir bieten unterdessen nachhaltige Pflanzenschutzmethoden weltweit an, die speziell in Ländern auf der Südhalbkugel zum Einsatz kommen, wo immer wieder Missernten zu verzeichnen sind, sei es durch Dürreperioden, Überschwemmungen oder Heuschreckenschwärme, welche ganze Felder im Nu zu zerstören vermögen», erklärt Ralph Schwarz, Geschäftsführer der Andermatt Biogarten AG. An was das Unternehmen aktuell forscht, wird natürlich nicht verraten. Eines der neusten Produkte jedoch ist das «Meginem cold». Dabei handelt es sich um besonders kältetolerante Nematoden (mikroskopisch kleine Fadenwürmer), welche gegen die Larve des Dickmaulrüsslers eingesetzt werden. Der Dickmaulrüssler frisst sich auf zwei Ebenen durch unsere Gärten. Während die Larve unbemerkt die Pflanzenwurzeln im Boden frisst, ernährt sich der erwachsene Käfer vom frischen, grünen Blattwerk vieler Gartenpflanzen.

Durchbruch dank Apfelwickler
Den Grundgedanken, welchen Isabel und Martin Andermatt 1988 mit der Gründung der damaligen Andermatt Biocontrol verfolgten, war die Entwicklung innovativer Lösungen für umweltbewusste Landwirte, Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner. Anlass der Firmengründung war Ende 1987 die Eigenentwicklung des Produktes «Madex®» zur Bekämpfung des Apfelwicklers, der als Hauptschädling des Kernobstes gilt. Ein grosser Moment für das Ehepaar, als Madex®, als das weltweit erste auf dem sogenannten Granulosevirus basierende Produkt, zugelassen wurde. Die erste Produktion startete in der Wohnung von Isabel und Martin Andermatt im zürcherischen Oberglatt. Aufgrund der hohen Nachfrage brauchten sie mehr Platz und fanden in Grossdietwil am heutigen Standort den idealen Ort, um die Produktion zu erweitern. Die Zulassung von Madex® beflügelte das Paar dazu, weitere biologische Pflanzenschutzlösungen, basierend auf Nützlingen und Nematoden, zu entwickeln. «Die Vision von Isabel und Martin Andermatt war – und das ist sie auch heute noch – mithilfe von biologischen Methoden zur Schädlingsbekämpfung gesunde Nahrungsmittel aus einer gesunden Umwelt für alle Menschen zu ermöglichen. Sie sind der festen Überzeugung, dass der Einsatz von Chemie im Pflanzenschutz der falsche Ansatz ist», erzählt Ralph Schwarz.

Zwei Schwesterfirmen
Die Herausforderungen, welchen sich das Ehepaar Andermatt und ihre Mitarbeitenden durch das stetige Wachstum stellten, trugen durch eine kundenorientierte Marktbearbeitung Früchte, so dass heute zwei Drittel des Umsatzes der Andermatt Group mit konventionellen Landwirtschaftsbetrieben generiert wird. Um auch im Bereich Heim und Garten sowie in der Tiergesundheit präsent zu sein, wurden vor zwanzig Jahren die Schwesterfirmen Andermatt Biogarten AG und Andermatt BioVet AG gegründet. Unterdessen sind die Produkte der Andermatt Biogarten AG aus Schweizer Gartencentern und namhaften Online-Shops nicht mehr wegzudenken. Das inzwischen pensionierte Gründerpaar ist zwar nicht mehr operativ tätig, Isabel und Martin Andermatt stehen jedoch mit ihrem grossen Wissen und ihrer ungebändigten Leidenschaft für die Natur dem Unternehmen im Verwaltungsrat nach wie vor zur Verfügung.

Es gibt noch viel zu tun
Durch das unaufhörliche Wachstum der Andermatt Group wurde Mitte 2022 beim Hauptsitz in Grossdietwil der Bau einer zusätzlichen Geschossfläche gestartet, welche Ende letzten Jahres bezogen werden konnte. Auf 7600 Quadratmetern und für 15,5 Millionen Franken wurde so mehr Platz für Logistik, Produktion und Büros geschaffen. Das sollte für die nächsten vier bis fünf Jahre reichen, teilte die Firmengruppe damals in einer Medienmitteilung mit. Doch wie schafft es die Andermatt Group, beim zurzeit herrschenden Fachkräftemangel die Stellen zu besetzen? «Uns vereint eine starke Mission und deshalb haben wir es bis jetzt immer geschafft, talentierte und motivierte Mitarbeitende zu finden, die aus der ganzen Schweiz kommen», verrät Ralph Schwarz. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. «Es gibt noch viel zu tun», erklärt Ralph Schwarz weiter. Er bezieht sich dabei nicht nur auf die Entwicklung neuer Produkte, sondern auch auf das Wissen, welches sie den Menschen weitergeben möchten. «Man muss wissen, welchen Schädling man wann bekämpfen kann und welche vorbeugenden Massnahmen man treffen kann, um gesunde Pflanzen zu haben.» Während die Bio-Landwirtschaft und der Bio-Pflanzenschutz im Garten in der Schweiz stark etabliert und am Wachsen ist, würde es hingegen international noch sehr viel zu tun geben. «Besonders auf dem Afrikanischen und Südamerikanischen Kontinent werden noch sehr grosse Mengen chemischer Pestizide eingesetzt, auch problematische Mittel, welche in der Schweiz schon lange nicht mehr zugelassen sind», weiss Ralph Schwarz. So wird das innovative Unternehmen durch ihre ehrbare Mission wohl auch in Zukunft weiterhin ein erfreuliches Wachstum verzeichnen können.

Von Marion Heiniger/Marianne Fürst