• Grosser Andrang an der Berufsausstellung (HuBa) in Huttwil. Das regionale Gewerbe zeigte und erklärte den Jugendlichen ihre Berufe und die dazugehörigen Ausbildungsmöglichkeiten. · Bild: Marianne Ruch

  • Tanja Löffel (rechts) lässt sich etwas über Pflanzen erklären – wichtiges Wissen einer Drogistin. · Bild: Marianne Ruch

  • Aitor Fraga (roter Pullover) und Dennis Schneider lassen sich von Lukas Kämpfer (links) die Berufe Heizungs- und Sanitärinstallateur erklären. · Bild: Marianne Ruch

  • Vielleicht zwei neue Maurer bei Trüssel AG in Huttwil? · Bild: Marianne Ruch

  • Rafael Ruch (rechts) vereinbart eine Schnupperlehre als Polymechaniker mit Rephosha Krishowkumar, Auszubildende Kauffrau bei Swiss Tools. · Bild: Marianne Ruch

16.01.2023
Huttwil

Grosser Andrang an der Berufsausstellung HuBa

Vom Automobilfachmann über den Heizungsinstallateur und Landwirt bis hin zum Zimmermann: An der diesjährigen Huttwiler Berufsausstellung (HuBa) wurden den rund 250 interessierten Jugendlichen über 80 Ausbildungsmöglichkeiten präsentiert. Der Anlass, organisiert von der Schule Huttwil und dem Gewerbeverein, fand zum 5. Mal statt und verzeichnete einen markanten Anstieg an Ausstellern von 37 im letzten Jahr auf über 50. Auf zwei Etagen sowie im Aussenbereich der Turnhalle Dornacker erklärten die Ausbildenden ihre Berufe und boten den Jugendlichen Schnupperlehren an.

Huttwil · Tanja Löffel aus Dürrenroth interessiert sich für die vierjährige Lehre als Drogistin EFZ. Michelle Friedli von der Dropa Drogerie Fries in Huttwil erklärte der Schülerin, worum es in dem Beruf geht und was für Weiterbildungsmöglichkeiten sie anschliessend hat. «Ich möchte gerne als Drogistin schnuppern», sagt Tanja Löffel. Sie ist sich aber noch nicht ganz sicher, ob es denn auch dieser Beruf sein wird, denn FaGe (Fachfrau Gesundheit) interessiert sie auch. Michelle Friedli erklärt: «In unserer Branche ist es zum Glück kein grosses Problem, Lernende zu finden. Nach der Ausbildung jedoch verlassen viele das Metier, das ist eher unser Problem.»

Schmutzige Hände will fast niemand mehr
Ganz anders klingt es aus der Ecke des Heizungs- und Sanitärinstallateurs. «Wir haben grosse Probleme, Lernende zu bekommen», sagt Lukas Kämpfer, Ausbildner und Junior-Chef der Kämpfer AG aus Dürrenroth. Und so freute er sich, dass Aitor Fraga und Dennis Schneider aus Huttwil Interesse zeigten und gerne eine Schnupperwoche absolvieren wollen. Ähnlich klingt es bei der Elektro Gander AG: «Für uns ist die HuBa eine super Plattform. Denn wir müssen um Lehrlinge werben. Hier können wir ihnen zeigen, wie spannend und abwechslungsreich unser Beruf ist. Der Beruf hat Zukunft und hat tolle Weiterbildungsmöglichkeiten», sagt Martin Birrer, der sich bis zur Meisterprüfung weiterbildete. Woran liegt es, dass die handwerklichen Berufe nicht mehr gefragt sind? «Wahrscheinlich ist die Scheu vor schmutzigen Händen und körperlicher Arbeit grösser geworden als noch vor ein paar Jahren», versucht Martin Birrer Antworten zu finden.
Rafael Ruch aus Huttwil weiss genau, was er will: Polymechaniker. «Ich habe eben gerade eine Schnupperlehre bei Swiss Tools vereinbart», sagt er strahlend. Im Anschluss fertigt er seinen eigenen Schraubenzieher – wie so viele andere vor und nach ihm auch. Kaum eine oder einer hatte nicht einen Schraubenzieher im Gepäck, als die Ausstellung zu Ende ging.
Im Aussenbereich warb Andreas Minder aus Huttwil für den Beruf Landwirt. «Wir haben glücklicherweise kaum Probleme, Lernende zu finden. Dennoch fand ich es wichtig, dass auch wir Landwirte an der HuBa vertreten sind», erklärte er. Um aus Sicht einer lernenden Auskunft zu geben, begleitete ihn seine Lehrtochter Mara Huser. Sie ist aktuell im zweiten Lehrjahr. «Ich bin nicht auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, war aber als Kind oft auf einem Betrieb und habe mich deswegen für den Beruf entschieden. Obwohl: Es ist nicht ein Beruf, es ist eine Lebenseinstellung», sagt die 16-Jährige bestimmt. Der Lehrmeister ergänzt: «In der Landwirtschaft ist auch unternehmerisches Denken gefragt, ansonsten geht man unter.» Und schon stand ein Jugendlicher neben den zwei mitgebrachten Kälbern und fragte: «Was kann man bei Ihnen lernen?»

Plan B
Viele Jugendliche aus den Oberstufenzentren Huttwil und Kleindietwil, der HPS Oberaargau, der RIK+ Klasse Huttwil sowie aus Eriswil und Gondiswil wissen schon ganz genau, was sie lernen wollen. Dennoch nahmen sie gerne an dem Anlass teil und erkundeten weitere Möglichkeiten. «Ich möchte Journalistik studieren, aber vielleicht reicht es nicht. Und man muss ja einen Plan B haben», sagte eine Schülerin voraussichtig. Sam Schmid, Klassenlehrer und Verantwortlicher des Berufswahlunterrichts in Huttwil, sieht eine klare Win-Win Situation der HuBa: «Das Gewerbe sucht Lernende und die Jugendlichen sehen die verschiedenen Berufe. Es ist für beide Seiten ein interessanter Anlass, der auch von beiden Seiten erwünscht ist.» Lukas Flückiger, Schulleiter in Huttwil, ergänzt: «Es ist ein einmaliger und idealer Anlass für alle Beteiligten. Wir können das Regionale zeigen und es werden Lösungen vor Ort gefunden und viele Jugendliche können ihre Ausbildung tatsächlich in der Region absolvieren.» In den zwei Stunden der Berufsausstellung ging es im Dornacker zu und her wie im Bienenhaus.
Zufrieden und fest überzeugt, auch im nächsten Jahr die HuBa durchzuführen, startete für das OK mit Sam Schmid und Lukas Flückiger (beide Schule), Simon Ingold (Elternforum) und Bruno Habisreutinger (Gewerbeverein) sowie Martin Leiser, Hauswart der Schule Huttwil, das grosse Aufräumen. Gelohnt hat es sich allemal, denn so einige Jugendliche konnten ihre berufliche Richtung vor Augen sehen und die Lehrmeister ihre zukünftigen Lernenden.

Von Marianne Ruch