• Annemarie Röthlisberger ist jeden Tag in ihrem Erdbeerfeld zu finden. · Bild: Marion Heiniger

08.06.2020
Oberaargau

Grosser Boom beim Erdbeerpflücken

Seit Mitte Mai können in Melchnau wieder täglich Erdbeeren gepflückt werden. Nur fünf Wochen ist Erdbeersaison beim Hof von Annemarie Röthlisberger, doch in dieser kurzen Zeit ist die Nachfrage sehr gross. Die Arbeiten rund um die Erdbeeren dauern von Frühling bis Herbst. Dabei kann die gelernte Bäuerin auf grosse Hilfe zählen.

Melchnau · Während Annemarie Röthlisberger in anderen Jahren den ganzen Tag über verteilt rund 30 bis 60 Personen zum Pflücken empfangen konnte, sind es dieses Jahr bereits am Vormittag gegen 50 oder mehr Kunden, denen sie eine Reihe im Erdbeerfeld zuweisen kann. «Bis am Mittag war ich oftmals schon ausverkauft», freut sich die Bäuerin. Grundsätzlich ist das Erdbeerfeld an der alten Gjuchstrasse an Wochentagen von 9 bis 11.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr offen, samstags von 9 bis 11.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr. Doch kann es vorkommen, dass es am Nachmittag einfach keine erntereifen roten Beeren mehr hat. Ob dieser momentane Boom auf die Corona-Pandemie oder das schöne Wetter zurückzuführen ist, weiss sie nicht genau. Wahrscheinlich hätten beide Faktoren einen Einfluss.
Doch langweilig wird es Annemarie Röthlisberger auch dann nicht, wenn es auf dem Erdbeerfeld gerade nichts zu ernten gibt. Neben der Mithilfe bei der Mutterkuhhaltung und dem Getreideanbau erledigt die dreifache Mutter auch noch die Büroarbeiten für das Baugeschäft ihres Mannes Daniel Röthlisberger, pflegt einen grossen Garten und einen Pflanzplätz und führt den Haushalt. Daneben ist Annemarie Röthlisberger noch im Kirchenrat für die Altersarbeit zuständig. Zeit findet sie auch, um die süssen Früchte zu Konfitüre, Sirup, Likör und Schnaps zu verarbeiten. Diese Spezialitäten werden ab Hof verkauft. «Es wird mir nicht langweilig», erklärt die 49-jährige Melchnauerin lachend.

Ohne Hilfe geht es nicht
Seit 1992 können beim Bauernhof von Röthlisbergers an der alten Gjuchstrasse Erdbeeren selbst gepflückt werden. Vor 13 Jahren hatte Annemarie Röthlisberger diesen Geschäftszweig von ihren Schwiegereltern übernommen. Doch ohne Hilfe ist die aufwendige Arbeit mit den Erdbeeren nicht zu schaffen. «Wir fangen bereits im Frühling an und haben mit Setzen, Jäten, Ernten und dem Schneiden der Ableger Arbeit bis spät in den November», erklärt Annemarie Röthlisberger.
Neben der Familie und den Kindern kann sie auch auf die Hilfe von Nachbarn und Freunden zählen. Bei etwa einem Drittel des rund 44 Are grossen Feldes pflücken die fleissigen Hände täglich Erdbeeren, welche danach an Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Altersheime verkauft werden. Zwei Drittel des Erdbeerfeldes dürfen von ihren Kunden selbst gepflückt werden.
Damit nicht alle Erdbeeren gleichzeitig reif sind, pflanzt Annemarie Röthlisberger frühe und mittlere Sorten. Ende Januar, anfangs Februar deckt sie die frühen Sorten mit einem Vlies ab, damit diese im Frühling rechtzeitig an ihre Kundschaft ausgeliefert werden können.

Neue Setzlinge bereits im Juli
Jedes Jahr setzt Annemarie Röthlisberger Ende Juli 7500 bis 8000 neue Stecklinge. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Bewässerungsschläuche, welche bereits im Boden verlegt sind, nicht verletzt werden. «Gesetzt wird von Hand. In etwa drei Stunden sind wir mit rund 25 Helfern damit fertig, danach gibt es noch ein feines Znacht», sagt die leidenschaftliche Gastgeberin. Diese Menge neuer Setzlinge entspricht etwa zwei Dritteln aller Erdbeerstauden. «Ein Drittel machen die einjährigen Pflanzen aus, diese bleiben nochmals ein Jahr stehen», erklärt Annemarie Röthlisberger. Denn mit jedem Jahr nehmen die Fruchtgrösse und der Ertrag der Erdbeerpflanze ab.

Corona-Sicherheitsmassnahmen
Durch das Coronavirus musste auch Annemarie Röthlisberger Vorkehrungen treffen, um ihre Kunden vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Mit einem gut beschrifteten Eingang und Ausgang beim Erdbeerhäuschen neben dem Parkplatz kommt sich niemand mehr zu nahe. Zudem steht eine Flasche mit Desinfektionsmittel bereit, und im Erdbeerfeld weist die gelernte Bäuerin den Selbstpflückern, wenn möglich, nur jede zweite Reihe zu. Besonders achtet sie auf Kunden der Risikogruppe, die mit einem gesonderten Platz gefahrlos ihre Erdbeeren pflücken können.

Von Marion Heiniger