• Hier am Gugerosthang in Melchnau sollen bereits in naher Zukunft neue Wohneinheiten entstehen, die der jungen Generation Zukunftsperspektiven bieten. · Bild: Patrik Baumann

28.08.2019
Oberaargau

Grossinvestition löst (noch) Bedenken aus

An der Gemeindeversammlung vom Dezember werden die Melchnauer über die Zone mit Planungspflicht Gugerosthang (ZPP Gugerosthang) beschliessen. Um vorab zu informieren, hat der Gemeinderat zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.

Melchnau · Heute weiden Kühe am steilen Gugerhang, vis-à-vis des ehemaligen Bahnhofgebäudes im Melchnauer Unterdorf. Doch seit über 30 Jahren könnte hier gebaut werden, denn die Fläche ist als Bauland im Zonenplan registriert. Der Altbüroner Baumeister Markus Affentranger, Besitzer der gut 3500 Quadratmeter grossen Fläche, hat nun Pläne für eine Überbauung ausarbeiten lassen und gelangte an den Gemeinderat. Denn Affentranger möchte die heute geltenden Höhenvorschriften überschreiten und plant zwei terrassenförmige, fünfstöckige Wohn-blöcke im Hang sowie ein Mehrfamilienhaus an der Dorfstrasse. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, soll die Gemeindeversammlung die Regeln der ZPP anpassen. Diese regelt neben der Art der Nutzung auch die Abstände zu den Nachbarsgrundstü-cken, die maximale Höhe und die Erschliessung für den Langsamverkehr.

Grünfläche statt Stützmauern
Der Architekt Reto Frank präsentierte die mögliche Überbauung: «Wir wollen in einer ersten Etappe die beiden oberen Gebäude bauen, wozu ein Teil des Hangs abgetragen werden muss. Dank der zweigeschossigen, unterirdischen Einstellhalle, welche die beiden Volumen verbindet, wird es zwischen den Häusern einen ca. zehn Meter breiten Grünstreifen geben», erklärte Frank. Zwar würden am Hang einzelne Stützmauern nötig, da die Wohnungen aber keinen direkten Gartenausgang hätten, könne verhindert werden, dass ähnlich einem Rebberg Stützmauer an Stützmauer zu stehen komme.
Und obschon die Häuser an einem Osthang zu stehen kommen, würde durch das Prinzip der durchgehenden Wohnungen Fenster und ein grosser Balkon in Richtung Süden entstehen. Affentranger, welcher bereits mehrere Überbauungen in der Region realisierte, ergänzte, dass verschieden grosse Eigentumswohnungen geplant seien. Wie viele es sein werden, sei noch nicht bestimmt, da er dies erst festlegen wolle, wenn der Bau tatsächlich beginne. «Mein Ziel ist es, die Wohnungen durchmischt zu besetzen, denn sowohl Familien, als auch jüngere oder ältere Menschen sollen sich die durchwegs rollstuhlgängigen Wohnungen leisten können.» Dank dem Anschluss an die Schnitzelfernheizung im Gjuch könnten die Wohnungen nachhaltig beheizt werden und die nahe Bushaltestelle mit Halbstundentakt böte gute Anschlüsse an den öV.
Ergänzt würden die beiden Blöcke zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Mehrfamilienhaus an der Dorfstrasse, welches Teil der Kernzone wäre und sich dementsprechend ins Bild einfüge, führte Architekt Frank aus.

Hohe Ausnutzung des Grundstücks
Das dreistöckige Wohnhaus würde mit einem Satteldach bedeckt und mit den Blöcken auf der Rückseite einen grosszügigen Innenhof bieten. Geht alles nach Plan des Bauherrn, so könnten bereits in anderthalb bis zwei Jahren die Baumaschinen auffahren.
Allerdings mussten Architekt Frank und Baumeister Affentranger auch Kritik einstecken: Die beiden 18 Meter hohen Blöcke würden nicht ins Ortsbild passen und wie das nahe gelegene, ähnlich grosse Landisilo zwei Fremdkörper bilden.
Weiter wurde die sehr hohe Ausnutzungsziffer von 1 bemängelt (die kantonalen Vorschriften schreiben mindestens 0,5 vor) und der Vorwurf stand im Raum, dass die Ausnutzung nur deshalb so hoch sei, damit die hohen Baukosten, welche durch die Hanglage entstünden, abgewälzt werden könnten. Beide Vorwürfe wies Frank zurück, denn das Projekt sei in Rücksprache mit dem Denkmalschutz und dem Amt für Raumplanung des Kantons entstanden, welche gar noch weiter gehen möchten und anstatt der Terrassierung der hinteren Blöcke zwei quaderförmige Gebäude bevorzugen würden. Auch dank der dunkleren Farbgebung und der Begrünung würden die Gebäude weniger stark auffallen. Die konstruktive Kritik wolle er in sein Projekt einfliessen lassen, erklärte Affentranger. «Allerdings ist es kaum möglich, den Ansprüchen der Ämter und denjenigen aller Bürger gerecht zu werden.»
Der Gemeinderat steht heute hinter dem Projekt und möchte mit den neuen Wohnungen junge Erwachsene im Dorf behalten: «Wir stellen fest, dass gerade jüngere Melchnauer in die Nachbardörfer ziehen. Hier sehen wir Handlungsbedarf und sind froh, wenn bezahlbare Wohnungen entstehen», führte Gemeindepräsident Ueli Jäggi die Überlegungen der Exekutive aus. Der Investor selbst ist denn auch überzeugt, die Wohnungen verkaufen zu können: «Alle Welt spricht von hohen Leerwohnungsständen im Oberaargau: Bei der kürzlich fertiggestellten Überbauung in Rohrbach konnten wir alle Wohnungen verkaufen.» Aus seiner Sicht benötige es bezahlbaren Wohnraum mit hohem Mass an Privatsphäre und Wohnqualität, wie sie eben am Gugerosthang in Melchnau umgesetzt werden könnten.

Baureglement: Teilrevision erfolgt
Der Gemeinderat hat auf Druck des Kantons hin das Baureglement überarbeitet und insbesondere die Messmethoden an kantonale Richtlinien angepasst. Weiter sollen Vorschriften für Feucht- und Trockengebiete auf dem Gemeindegrund angepasst werden, allerdings ohne, dass sich die Praxis ändere. Die Bevölkerung wird an der Gemeindeversammlung vom Dezember darüber beschliessen. Der Gemeinderat informierte weiter darüber, dass der Kanton die Anzahl Schutzobjekte reduziere und demnächst auch die Baugruppe Unterdorf aufheben wolle.

Von Patrik Baumann