• Zehnkämpfer Philipp Andres gehört zu den erfolgreichsten LVL-Athleten der 50-jährigen Vereinsgeschichte. · Bild: zvg

  • Ein Meilenstein in der Geschichte der LV Langenthal: Regula Anliker-Aebi läuft an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul im Halbfinal über 200 m. · Bild: Keystone

24.06.2021
Sport

Halbes Jahrhundert gespickt mit Erfolgen

50 Jahre Leichtathletikvereinigung Langenthal – Die Leichtathletikvereinigung Langenthal (LVL) beschenkt sich am kommenden Wochenende mit der Durchführung der Schweizermeisterschaften der Aktiven gleich selber: Der Verein feiert nämlich in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Beim Blick zurück stellt man unweigerlich fest, dass die 50 Jahre gespickt sind mit unzähligen grossen Erfolgen.

Leichtathletik · Die Leichtathletikvereinigung Langenthal (LVL) entstand im Jahr 1971 aus dem Zusammenschluss des 1940 gegründeten Leichtathletik-Clubs Langenthal (LCL) und der Leichtathletik-Riege des Turnvereins Langenthal (TVL). Mit dem Glücksfall, gleich zu Beginn der Vereinsgeschichte verschiedene Ausnahmekönner in ihren Reihen zu wissen, erwarb sich die LV Langenthal bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens den gebührenden Stellenwert in der Öffentlichkeit und ist seither einer der bedeutendsten Sportvereine in der Region. Zu diesen Ausnahmekönnern in den Anfangsjahren gehörte beispielsweise der EM-Sechste von 1974, der Zehnkämpfer Philipp Andres.

Mehr Trainingsleiter
Wie sinnvoll die Fusion damals war, zeigte sich sogleich: Plötzlich standen mehrere Trainingsleiter zur Verfügung und es konnte disziplinenspezifisch und in verschiedenen Altersgruppen trainiert werden. Der frühere LCL-Trainer Otto Zürcher gründete eine Schülerabteilung und vermittelte dem jüngsten Nachwuchs jahrzehntelang mit viel Einfühlungsvermögen seine immense Begeisterung für die Leichtathletik. Auch die Frauen waren in der LVL von allem Anfang an dabei – keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der das weibliche Geschlecht in vielen Sportarten noch nicht akzeptiert oder bestenfalls in separaten Frauenverbänden organisiert war. Mit Hanni Fries, Heidi Bangerter und den Geschwistern Andres mischten auch hier schon bald LVL-Athletinnen an der nationalen Spitze mit.

Zehn Jahre ohne eigenes Stadion
Aber selbst die vielen Erfolge konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Leichtathletik-Infrastruktur in Langenthal alles andere als optimal war. Die 120-m-Aschenbahn beim Schulhaus Hard und der holprige Rasen, auf dem knapp eine 300-m-Runde markiert werden konnte, waren während gut zehn Jahren das Zuhause des Vereins. Mit Sonderaktionen beschaffte man sich die finanziellen Mittel, um wenigstens im Frühling zur Saisonvorbereitung jeweils am Samstag als Fremdmieter auf einer Rundbahn – zuerst in Willisau, später in Zofingen – trainieren zu können. Mit manchmal bis zu 70 oder 80 Athletinnen und Athleten waren diese Trainings sehr gut besucht, und es erforderte von den Verantwortlichen einen entsprechend grossen Aufwand punkto Transport-Logistik.

1980 Baubeginn des Stadions
Mit initiativen Leuten im Vorstand, mit guten Kontakten zur Politik und zur Verwaltung sowie mit dem ehemaligen Spitzensprinter und Bauingenieur Heinz Bösiger als Planer wurde dann auch in Langenthal allmählich die Zeit reif für eine neue Sportanlage. Unvergessen sind in diesem Zusammenhang die Standaktionen der früheren LVL-Cracks zu Gunsten der Abstimmung über das Bauprojekt «Sportzentrum Hard», welches im Herbst 1978 vom Langenthaler Stimmvolk angenommen wurde. Im Frühling 1980 erfolgte der Baubeginn und zwei Jahre später konnte endlich auf der eigenen Rundbahn trainiert werden. 1983 konnte dann das Betriebsgebäude bezogen werden, das wegen des Eidgenössischen Schwingfestes 1983 vorzeitig realisiert wurde. Heute verfügt Langenthal über eine Leichtathletik-Anlage, die fast immer den höchsten Ansprüchen genügt und die vor allem in der ganzen Schweiz wegen ihrer wunderschönen Lage am Waldrand einen sehr guten Ruf geniesst.

Viele herausragende Athleten
Seit ihrer Gründung hat die LV Langenthal immer wieder starke Einzelathletinnen und -athleten in ihren Reihen gehabt. Zuerst waren es die Mehrkämpfer und Springer (wie die Gebrüder Andres, Elsbeth Häusler-Andres), später dann die Langstreckler und Werfer (Bruno Lafranchi, Peter Lyrenmann, Stefan Grossenbacher oder Stephan Anliker). Danach kam die grosse Zeit der Sprinterinnen mit Regula Anliker-Aebi (Olympiateilnehmerin 1988 Seoul), Andrea Hammel und später Fabienne Weyermann und heute sind es vor allem wieder die Mittel- und Langstreckenläuferinnen und -läufer wie die Gebrüder Geissbühler, Raphael Salm, Adrian Lehmann (Halbmarathon-Europameister mit dem Schweizer Team 2016), Fabian Kuert, Martina Strähl und Nicole Egger.
Wichtigstes Ziel des Vereins in den Wettkampf-Aktivitäten war aber stets die Beteiligung an der Schweizer-Vereinsmeisterschaft für Leichtathletik, in der das LVL-Frauenteam seit 1982 fast ohne Unterbruch in der höchsten Klasse, der Nationalliga A, mitmacht. Sogar die LVL-Männer gehörten 1976 und 1977 der obersten Stärkeklasse an.
Die gute Infrastruktur im Sportzentrum Hard führte dazu, dass sich die LVL schon bald auch als Organisator überdurchschnittlich engagierte. Den Anfang einer Reihe von nationalen Grossanlässen machten 1985 die Schweizer Mehrkampfmeisterschaften und bis zum diesjährigen Höhepunkt, der Durchführung der Schweizermeisterschaften der Aktiven (siehe separater Bericht), organisierte die LVL seither fast alles, was es in der nationalen Leichtathletik zu organisieren gab. Einzig die Cross-Schweizermeisterschaften haben noch nie in Langenthal stattgefunden, dafür zusätzlich schon dreimal die Rollstuhl-Schweizermeisterschaften, der schweizerische Behindertensporttag und sogar international trat die LVL mit der Durchführung eines Mehrkampf-Länderkampfes einmal in Erscheinung.

Duo Wyss/Hammel
Mit der Anpassung der Vereinsstrukturen an die neue Zeit und mit der Einführung einer in Teilzeit geführten Geschäftsstelle versuchte der Vorstand die Ablösung der langjährigen Vereinsfunktionäre, insbesondere von Präsident Hansruedi Wyss (25 Jahre im Amt) und Marcel Hammel, die beide den Verein die letzten Jahrzehnte prägten, sicher zu stellen. Leider geriet dieser Ablösungsprozess zuletzt arg ins Stocken. Wyss wird Ende Jahr endgültig in den Leichtathletik-Ruhestand treten. «Die Möglichkeit, junge Menschen zum Sport zu bringen, war in all den Jahren meine Motivation», blickt er auf seine Zeit beim LVL zurück. Mit Stolz und Genugtuung blicke er auf die vielen grossen Erfolge der LVL-Athletinnen und -Athleten zurück. «Gleichzeitig bedaure ich ein wenig, dass Marcel Hammel und ich den Verein über Jahre hinweg praktisch im Alleingang geführt haben, was eine Nachfolgeregelung erschwerte.» Es sei aber generell eine Zeiterscheinung, dass es an freiwilligen und ehrenamtlichen Funktionären und Amtsträgern fehle, fügt der 79-jährige Wyss hinzu, der jedoch überzeugt ist, dass die LVL den erfolgreichen Sprung in die Ära nach Wyss/Hammel schaffen wird. Mit der Durchführung der Schweizermeisterschaften der Aktiven am kommenden Wochenende erlebe er abschliessend noch so etwas wie die Krönung seines Wirkens, freut sich Noch-Präsident Hansruedi Wyss auf den Grossanlass, der auch vom Schweizer Fernsehen direkt aus dem Stadion Hard übertragen wird. 

Quelle: LVL-Jubiläums-Festschrift