• Der SC Langenthal kann seinen Meistertitel vom letzten Jahr nicht verteidigen. Die Saison wurde abgebrochen. · Bild: Thomas Peter

13.03.2020
Sport

Hoffen auf ein Schrecken mit Ende

Die Eishockeysaison hat mit einem Abbruch ein jähes Ende gefunden. Während der SC Langenthal wahrscheinlich mit einem blauen Auge davonkommt, trifft es die SCL Tigers hart. Die beiden Geschäftsführer Peter Zulauf vom SC Langenthal und Peter Müller von den SCL Tigers nehmen Stellung.

Eishockey · Bis zuletzt war es keine Überraschung mehr: Am Donnerstagmorgen hat Swiss Ice Hockey entschieden, die Eishockeysaison abzubrechen. Endgültig hatte das Tessin den Stein ins Rollen gebracht, dort entschieden die Behörden am Mittwochabend Sportevents und sogar Sporttrainings auf allen Stufen grundsätzlich zu verbieten, am Donnerstag dann folgte ganzheitlich der Saisonabbruch. «Wir mussten davon ausgehen, dass es soweit kommt», sagt Peter Müller, Geschäftsführer von den SCL Tigers. Man habe sich bis zuletzt darauf eingestellt, weiterzuspielen, vor allem im sportlichen Bereich liefen die Vorbereitungen, aber letztlich kam der Entscheid nicht wirklich überraschend.
Zeit, um die Wunden zu lecken, bleibt aber gerade auf organisatorischer Ebene nur wenig, verrät Müller. «Wir werden jetzt Sofortmassnahmen treffen, um einen koordinierten Saisonabschluss zu ermöglichen. Das gilt für die sportliche Seite und auch für die wirtschaftliche.» Sportlich gesehen kläre man derzeit ab, wie man kurzfristig weiter fahren will. «Entweder trainieren wir noch ein wenig, damit die Lücke zum Sommertraining nicht zu gross wird, oder wir beenden das Training und beginnen früher.» Dies werde nun in der Sportabteilung intensiv diskutiert, um eine gute Lösung für alle Seiten zu finden. Ein Vorteil sei, dass ein Grossteil der Mannschaft den Tigers erhalten bleibe.

Ausfälle bei Anlässen schmerzen
Keine Vorteile ergibt die Situation derweil aus wirtschaftlicher Sicht. «Hier werden wir einen Schuh voll raus ziehen», sagt Peter Müller offen und direkt. Das habe aber nur teilweise mit den fehlenden Einnahmen rund um die Matchbesuche zu tun. «Wir haben uns in letzter Zeit ein zweites Standbein aufgebaut, indem wir unsere Lokalitäten für Anlässe vermieten. Viele dieser Events sind bereits abgesagt, weshalb wir beträchtliche Mietausfälle haben werden.» Nach Lösungen werde nun gesucht. Diskutiert wird beispielsweise, ob im Sommer zusätzliche Anlässe durchgeführt werden können – gerade auch für die Fans der Tigers. «Einen Saisonabschluss können wir nicht durchführen. Aber gegenüber unseren Fans und Sponsoren wollen wir trotzdem nicht einfach hinter verschlossenen Türen und Fenstern verschwinden und dann hört man nichts mehr von uns.» Es könne deshalb zwar durchaus sein, dass man aufgrund des frühzeitigen Saisonendes Ferien und Überzeit auf der Geschäftsstelle abbauen werde, zugleich aber setze man sich bereits jetzt an die Vorbereitungen für den Sommer und die nächste Saison. Schliesslich sei der Betrieb einer Eishockeyunternehmung ein Ganzjahresgeschäft.

Eis im Schoren wird abgetaut
Gleich geht es indes auch beim oberaargauer Schlittschuhclub weiter, auch die morgen stattfindende Abstimmung wird Auswirkungen auf die weiteren Tätigkeiten auf der Geschäftsstelle haben, die trotz Saisonabbruch weiterhin viel Arbeit vor sich hat. «Der Abschluss der Saison, der Start zur Planung für die neue Spielzeit und auch die Abstimmung haben einen Einfluss», bestätigt Peter Zulauf. Ausserdem wird per heutigem Samstag das Eis im Schoren abgetaut und die Maschinen ausgeschaltet, um Produktionskosten sparen zu können. Immerhin finanziell sollte der Schaden beim SC Langenthal nicht übermässig gross sein, weil die Organisation nur mit dem Viertelfinale budgetierte und nicht mit möglichen Halbfinals. «Aktuell sieht es danach aus, als kämen wir mit einem blauen Auge davon», erklärt Zulauf, zweifellos hätten aber zwei gut besuchte Halbfinalspiele gegen Kloten der Saisonrechnung gut getan.

Ohnmacht vorhanden
Rein gefühlsmässig sind sich Peter Müller und Peter Zulauf derweil einig – obwohl die Ausgangslage für die beiden Vereine in den nächsten Spielen unterschiedlich gewesen wäre. Während die SCL Tigers gegen den Abstieg gekämpft hätten, hätte der SCL drei Aufstiege (Damen, U15- und U20-Junioren) sowie möglicherweise eine Titelverteidigung in der Swiss League erreichen können. «Obwohl wir vor der Abstiegsrunde grossen Respekt hatten, hätten wir unsere Saison lieber sportlich beendet», erklärt Peter Müller. «Eine gewisse Ohnmacht ist deshalb durchaus vorhanden, auch wenn man diesen Entscheid aus gesellschaftlicher Sicht verstehen kann.» Auch Peter Zulauf sagte, dass dieser Entscheid der richtige sei und man dahinter stehe. Aber: «Natürlich hätten wir gerne gespielt, gerade auch mit dem EHC Kloten hätten wir einen interessanten Gegner vor uns gehabt», so der Leiter der Geschäftsstelle des SC Langenthal. Letztlich sitze aber aktuell die ganze Eishockeyschweiz im gleichen Boot.

Von Leroy Ryser